Mose, ein Diener und Bote Gottes, wurde ebenfalls in seinem Glauben treu, wacker, lebendig und tätig gefunden. Er wurde vom Herrn berufen um Israel aus Ägypten zu führen. Er erhob sich nicht zu der hohen Würde eines Fürsten, sondern demütigte sich vor Gott von ganzem Herzen und sagte:
»Sende, Herr, wen du senden willst; was bin ich, dass ich zum Pharao gehen und Israel ausführen soll? Ich bin eh und je nicht wohl beredt gewesen, seit der Zeit du mit deinem Knechte geredet hast; denn ich habe eine schwere Sprache und eine schwere Zunge.« (2Mo 3,11; 4,10,13)
Er weigerte sich so lange, dass der Herr zornig wurde. Mit Furcht und Zittern übernahm er endlich den ihm anbefohlenen Dienst und ergab sich gänzlich seinem Gott, in den er vollständiges Vertrauen setzte.
Freien Gemüts trat er vor den grimmigen Pharao und tat große Wunder und Zeichen der Macht vor ihm und seinen Dienern. Er erlöste das Volk durch Gottes ausgestreckten Arm und starke Hand. Er teilte das rote Meer und ging mit Israel unbeschädigt durch die tiefen Wasser (2Mo 14,21–22). Er empfing die steinernen Tafeln, auf welche des Herrn Gesetze geschrieben waren. Er ließ Brot vom Himmel regnen und Wasser aus dem Felsen fließen. Er bereitete die Zelte und Tabernakel des Zeugnisses, nach dem Gebot, welches er auf dem Berge empfangen hatte. Er setzte die figürliche Priesterschaft ein mit allen Diensten, Opfern, Weihungen und Kleidern nach dem Befehl des Herrn.
Er zog mit dem Volk, stellte die Zelte auf und brach sie wieder ab, nach dem Wort des Herrn. Er gab Gebote und Statuten, auf Befehl Gottes. Er stand als ein getreuer Vermittler zwischen Gott und dem Volk, wenn dieses gesündigt hatte und wendete Gottes Zorn von Israel. Er strafte die Götzendiener, Hurer und Widerspenstigen mit ernstlicher Strafe. Er schlug Sichon, der Amoriter König und Og, den König zu Basan. Der Herr war mit ihm in allen seinen Werken und Wegen.
»Durch den Glauben (sagt Paulus) wollte Mose, da er groß ward, nicht mehr ein Sohn heißen der Tochter Pharao, und erwählte viel lieber, mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden, denn die zeitliche Ergötzung zu haben, und achtete die Schmach Christi für größeren Reichtum, denn die Schätze Ägyptens; denn er sah an die Belohnung. Durch den Glauben verließ er Ägypten, und fürchtete nicht des Königes Grimm; denn er hielt sich an den, den er nicht sah, als sähe er ihn. Durch den Glauben hielt er das Passah und das Besprengen mit Blut, auf dass, der die Erstgeburten würgte, sie nicht träfe.« (Hebr 11,24–28)
Gütiger Leser, gib Acht auf des Herrn Wort, denn wenn wir solche herrliche Beispiele mit geistigen Augen betrachten, sie mit dem unerträglichen Stolz, Geiz, Ungehorsam, der Hoffart, Abgötterei und Untreue der Regenten der Welt vergleichen und mit dem tollen, blinden Unglauben des gemeinen Volkes, so müssen wir bekennen, dass sie ferne sind von dem Gehorsam und tätigen Glauben Moses; ja, eingestehen, dass sie ungläubige Heiden und keine Christen sind.
Mose glaubte seinem Gott, darum handelte er auch recht in allen seinen Sachen. Gegenüber dem ihm anvertrauten Volke war er gütig und ernstlich für ihr Wohl besorgt. Er war der sanftmütigste der Menschen. Er diente weder um Geschenk noch um Gaben, sondern war seines Herrn Wort und Stimme gehorsam; war getreu in dem ganzen Haus Gottes und übte seinen Beruf, Dienst und Amt getreulich und in Gottesfurcht. Die Befehle, welche er Israel gab, kamen aus Gottes Mund; und in aufrichtiger Liebe ermahnte er das Volk getreulich, dass sie und ihre Nachkommen, von Geschlecht zu Geschlecht, hören und Gehorsam sein sollten der Stimme des Herrn, ihrem Vater Gott, und sollten keine anderen Sitten, Gebote, Gerechtigkeit, noch Gottesdienst einführen, als er sie gelehrt und ihnen geboten, bis dass der neue Prophet kommen würde, der Lehrer der Gerechtigkeit, der gesegnete Samen Abrahams, Christus Jesus.
Wollten wir zu unseren Regenten gehen, zu unsern Herren, Fürsten, Bischöfen, Pfaffen, Menschen, Predigern und zu allen denen, die sich des Glaubens und Namens Christi rühmen und wollten wir ihren Glauben einmal mit des Herrn Wort abmessen, wie zweifelhaft erscheint es, ob wir unter ihnen welche finden würden, die Christus Jesus von Herzen lieben, suchen, fürchten und ihm vertrauen und aufrichtig glauben; seine Ordnung, Gebote, Sakramente und den wahren Gottesdienst recht lehren und gebrauchen, ihr ganzes Leben, sowohl in- als auswendig, recht nach des Herrn Wort und Vorbild schicken und ihren ihnen aufgetragenen Dienst und Sorge recht in der Liebe ausführen, wie dieser getreue Mose in allen seinen Handlungen getan hat. Ich fürchte man würde sehr weit laufen und lang suchen müssen, aber wenig finden. Und diejenigen, welche es gibt, müssen leider der Raub der Blutgierigen sein und des Herrn Kreuz tragen.
Die Wahrheit bezeuge ich euch in Christus und lüge nicht. Alle, die Christi Stimme nicht hören, seinem heiligen Worte nicht glauben und seinem reinen unsträflichen Leben nicht von ganzem Herzen in aller Sanftmut, Geduld, Demut, allem Gehorsam und aller Liebe nachfolgen, die haben Moses wirkenden und lebendigen Glauben nicht, sind auch nach Inhalt seiner Lehre bereits gerichtet. Ach, lieber Leser, sieh dich vor! Weder Geld, Name noch Ruhm werden dir helfen, sondern Kraft und Tat allein, wenn du selig werden und nicht verdammt werden willst.