Die vollständigen Werke Menno Simons

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4.2 Von dem Papisten Glauben

Es ist wohl wahr, dass die Papisten lehren und glauben, dass Jesus Christus Gottes Sohn sei und dass er sein Fleisch für uns geopfert und sein Blut für uns vergossen habe; will man dessen aber genießen und teilhaftig werden, so müsse man dem Papst und seiner Kirche anhangen und gehorsam sein, Messe hören, das Weihwasser empfangen, Wallfahrten laufen, des Herrn Mutter und die verstorbenen Heiligen anrufen, zweimal im Jahr auf das wenigste beichten, päpstliche Absolutionen empfangen, Kinder taufen lassen, die Feiertage feiern und an den Fasttagen fasten. Die Pfaffen müssen Keuschheit geloben; das Messbrot und den Wein muss man des Herrn Fleisch und Blut heißen; außer allen ihren anderen Abgöttereien und Gräueln, die noch täglich von ihnen getrieben werden.

Und dieses alles nennt das arme, dumme Volk den allerheiligsten Christenglauben und die Einsetzung der heiligen, christlichen Kirche. Wiewohl es eigentlich nichts ist als lauter Gutdünken der Menschen, eigenerwählte Gerechtigkeit, eine verführerische Heuchelei, offenbare Verführung der Seelen und ungöttliche, ungebührliche Leibesnahrung und ein Gewinn der faulen Pfaffen, ein verfluchter Gräuel, eine Herausforderung des Zornes Gottes, eine schändliche Lästerung, eine ruchlose Verachtung des Blutes Christi, ein eigen erdachtes Vornehmen, ein hartnäckiger Ungehorsam gegenüber dem Worte Gottes. Kurz, ein falscher anstößiger Gottesdienst und eine offene Abgötterei, welche Jesus Christus (auf den uns der Vater hinweist) uns mit keinem Wort hinterlassen oder zu üben befohlen hat.

Nicht genug, dass sie solche Gräuel treiben und die aufrichtige Frucht des Glaubens, von Gott selbst befohlen, die aufrichtige, reine Liebe und Furcht Gottes, die Liebe zu unserem Nächsten und den Dienst, welchen wir demselben leisten, die wahrhaften Sakramente und den wahren Gottesdienst als eitel und unnütz verachten – nicht genug daran, sondern sie müssen dieselben auch als verdammlich und ketzerisch verrufen, ausrotten und verfolgen. Ich denke, dass man sie wohl mit Recht eine Sekte heißen kann.