Die vollständigen Werke Menno Simons

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

3.10  Prediger

3.10.1  Sendung der Prediger

Die Berufung und Sendung der Prediger geschah nach der Schrift auf zweierlei Weise; etliche wurden ohne irgendwelche menschliche Mittel allein von Gott berufen, gleich wie die Apostel und Propheten; andere wiederum durch Vermittlung der Gottesfürchtigen, wie zu ersehen ist (Apg 1,23–26; 1Tim 3,7). Wir hoffen es werde niemand so unverständig sein (der anders redlichen und vernünftigen Sinnes ist), dass er nicht erkennen könnte, dass uns die ganze Schrift, sowohl des alten als des neuen Testaments, zur Unterweisung, Ermahnung und Strafe geschrieben ist. Und dass sie auch das rechte Zepter und Richtschnur ist, mit welcher des Herrn Reich, Haus, Kirche und Gemeinde regiert und geordnet werden müssen (2Tim 3,16). Alles was nun der Schrift nicht gemäß ist, es sei Lehre, Glauben, Sakramente, Gottesdienst oder Leben, das muss mit dieser untrüglichen Richtschnur abgemessen und mit dem gerechten göttlichen Zepter, ohne irgendwelches Ansehen der Menschen, in reiner Gottesfurcht gebrochen und zu nichts gemacht werden. Darum wollen wir, eure gutwilligen Diener und Mitgenossen, gleicher sterblicher Natur, einen jeglichen in dem Amt, Dienst und Stand, zu welchem er berufen ist, in aller Liebe demütig ermahnen, dass ihr doch die Seligkeit eurer armen Seelen recht bedenken und die Sendung oder Berufung, die Lehre und das Leben der Bischöfe, Hirten und Prediger eurer Kirchen mit des Herrn Geist und mit der Apostel Lehre und Brauch recht vergleichen wollt; weil ihr so viele gottesfürchtige, fromme Christen, der gottlosen Abgötter Häuser halben, durch das blutige Mordschreien der Gelehrten, die davon ernährt werden, so feindselig verfolgt und ausrottet. Ja, wir zweifeln nicht, so ihr unseren Rat mit getreuem Herzen befolgt, dass ihr bald bemerken werdet, wie wir Elenden in dieser Sache nicht mehr tun als uns Gottes eigenes Wort lehrt und auferlegt und dass eure Prediger nicht Diener Christi sondern Mietlinge, Heuchler, Verführer und Spötter sind, gegen welche uns die Schrift überall warnt und sie mit vielen schrecklichen Namen bezeichnet und uns vorführt (Joh 10,12).

Ehrsamer, redlicher Leser, lass es dir eine gewisse und feste Regel sein, dass alle diejenigen, welche Christus und sein Wort recht predigen und dadurch dem Herrn gehorsame Kinder erzeugen, durch eins der vorerwähnten Mittel berufen sein müssen. Sie müssen durch die wahrhafte, ungefärbte Liebe Gottes und ihres Nächsten, durch die Kraft des heiligen Geistes in des Herrn Ackerwerk getrieben worden sein. Sie müssen das Pfund der Gnaden, das ihnen von Gott gegeben wurde, auf Wucher ausgeben, die Sünde strafen, den Glauben und die Gerechtigkeit, ohne irgend welches Ansehen der Person, rechtschaffen lehren, das Wort und den Preis des Herrn fördern, sein Werk und seinen Dienst treulich ausrichten und schließlich die gesammelten Garben in des Herrn Scheuer und die gewonnenen Pfennige in seine Schatzkammer bringen. Ein solcher Hirte war der treue Mose, denn sobald der Herr ihm zu wissen tat, das Israel ein gegossenes Kalb gemacht habe, verließ er eilends den Berg; und als er das große Getümmel hörte und die Menge sah, welche darum spielte und tanzte, da entzündete sich das Herz in zornigem Eifer, so dass er die steinernen Tafeln niederwarf und zerbrach, welche der Herr mit seinem eigenen Finger geschrieben hatte. Er achtete weder das Leben noch fürchtete er den Tod, sondern sprang mitten unter das abgöttische Volk und strafte sie sowohl mit Worten als auch mit dem Schwert, darum dass sie die Ehre des allmächtigen Gottes, der sie mit so treuer Liebe und so herrlich aus Ägyptenland erlöst hatte, einer gegossenen Kreatur gaben (2Mo 32,7).

Als Zacharias, der Sohn Barachias, ein Mann voll des heiligen Geistes, den falschen Gottesdienst des Volkes wahrnahm, wagte er sein Leben indem er für den Preis Gottes auftrat. Er strafte seine Brüder, das übertretende Israel, und sagte:

»Warum übertretet ihr die Gebote, das euch nicht gelingen wird?« (2Chr 24,20)

So auch wurde der würdige Prophet Jeremia mit vielem Kummer und Leid belastet infolge seines treuen Dienstes, weshalb er sich in seinem Herzen vorgenommen hatte nicht mehr in dem Namen des Herrn zu prophezeien. Als er aber sah, dass sie gottlos waren und nicht recht handelten und redeten, sagte er:

»Gottes Wort ward in meinem Herzen als ein brennend Feuer, in meinen Gebeinen, dass ich es nicht leiden konnte, und ich wäre schier vergangen.« (Jer 20,9)

Auch spricht der heilige Paulus:

»Wehe mir, so ich das Evangelium nicht predige; tue ich es gern, so wird mir gelohnt werden, tue ich’s aber ungern, so ist mir das Amt doch befohlen.« (1Kor 9,16–17)

Siehe, mein guter Leser, alle, die durch eine solche Kraft in ihrem Herzen berührt sind, von des Herrn heiligem Geist getrieben, von der Liebe zu Gott und ihrem Nächsten gedrungen und so von dem Herrn selbst oder von einer unsträflichen, gläubigen und christlichen Gemeinde zu des Herrn Dienst berufen werden, das Haus Gottes, die Gemeinde Jesu Christi, mit einer gesunden Lehre und mit einem gottseligen, unsträflichen Wandel recht zu unterweisen, zu ermahnen, zu dräuen, zu strafen, zu trösten und ihr väterlich in aller Liebe vorzustehen, des Herrn heilige Taufe und Abendmahl recht auszuteilen, alle Verführer und falschen Lehrer mit Gottes Wort emsig zurückzutreiben, alle Glieder, denen nicht zu helfen ist, von der Gemeinschaft der Frommen auszuschließen, etc., zu solchen spricht Christi Mund:

»Ich sende euch, wie mich mein Vater gesandt hat.« (Joh 20,21)

Ohne eine solche Sendung kann auch niemand recht das Evangelium predigen; denn wie Paulus sagt:

»Wie sollen sie aber predigen, wo sie nicht gesandt werden?« (Röm 10,15)

Ja, es geschah auf Grund dieser Sendung und Berufung, dass alle Propheten, Apostel und Diener Gottes hervortraten. Sie suchten nicht eigene Ehre, wie die Prediger dieser Welt, sondern sie wurden von Gott berufen, wie Aaron, oder von einer unsträflichen Gemeinde, wie gehört ist und wurden so durch Gottes Geist mit gottesfürchtigen Herzen in ihren Dienst getrieben und haben sich selbst allezeit ungeschickt geachtet, dem Volk Gottes zu dienen und solchem hohen und verantwortlichen Amte vorzustehen.

Als Mose berufen wurde das Volk auszuführen, weigerte sich dessen sein Herz; er entschuldigte sich mit dem Einwande, dass er eine schwere Zunge habe, er wollte das Amt nicht, zu dem der Herr ihn erwählt hatte, ja er widerstrebte so lange, dass der Herr zornig wurde (2Mo 4,10–15).

Jesaja schämte sich, dass er des Herrn Wort predigen sollte und beklagte sich, dass er unreiner Lippen wäre, bis dass der Engel seinen Mund reinigte (Jes 6,6).

Jeremia, von Mutterleibe an zu einem Propheten von Gott berufen und vorbereitet, sagte:

»Ach Herr, Herr, ich tauge nicht zu predigen, denn ich bin zu jung.« (Jer 1,6)

Petrus wurde dreimal vom Herrn gefragt, ob er ihn auch lieb habe, ehe er ihm die Sorge seiner Schafe anvertrauen wollte (Joh 21,15).

Paulus wurde vom Himmel berufen und vom Herrn selbst in den Dienst des Evangeliums gesandt, denn der Herr erachtete ihn ernst in seinem Vornehmen und passend für den Dienst (Apg 9,3).

Matthias wurde durch das eifrige Gebet der Gemeinde und durch das Los der Apostel zu einem Apostel an Judas statt erwählt (Apg 1,26).

Alle diejenigen nun, die weder von Gott, noch von einer unsträflichen, christlichen Gemeinde, nach Christi und der Apostel Ordnung berufen werden, wie zuvor bemerkt; die nicht durch den heiligen Geist und die wahrhafte, ungefärbte Liebe zu Gott und den Brüdern mit einer redlichen, unverfälschten Erkenntnis, Lust und regem Eifer für das heilige, göttliche Wort in den Dienst treten, sondern Menschengunst, Preis, Geld, Gut und ein zeitliches, wollüstiges und träges Leben suchen; die werden nimmer in des Herrn Weinberg Frucht gewinnen, wie zungengelehrt, wie hoch und herrlich gehalten und wie beredt sie auch sein mögen. Ihre Anschläge sind verlorene Mühe. Sie werden zu früh aufstehen oder zu spät ausgehen; all ihr Rufen ist kraftlos, ihr Dienst ist eitel, ihre Arbeit ohne Frucht. Ja, es ist nichts als am Wege säen und den Wind mähen; denn dieses heilige, hohe Amt kann von niemand nach Gottes Willen recht bedient werden, als von denen, die vom Herrn des Weinbergs selbst mit dem Geist seiner Gnade zu diesem edlen und hohen Dienst würdig gemacht und vorbereitet werden.

Dieweil denn diese Sendung die rechte wahrhaftige Sendung und Berufung ist, welche in der heiligen Schrift gelehrt wird, wie gesagt, so wollen wir nun die gutherzigen Leser hiermit treulich ermahnen, dass sie in reiner Furcht Gottes betrachten wollen, was für Leute ihre Lehrer sind und von wem, auf welche Weise und wozu sie berufen wurden. Denn es ist offenbar, dass ein Teil derselben unnütze, übermütige, den Lüsten frönende Menschen sind und der andere Teil von ihnen aus Geizigen, Wucherern, Lügnern und Betrügern besteht, während eine dritte Abteilung wiederum dem Saufen, Spielen, aller Unzucht, offenbarer Verführung und dem Götzendienst ergeben ist, von welchen geschrieben steht, so sie sich nicht bekehren, dass sie das Reich Gottes nicht ererben sollen (1Kor 6,9–10). Dann gibt es noch einen Teil, zusammengesetzt aus eitlen Buben, die jung und hochmütig, ganz ungelehrt in der Schrift und vom Antichrist gesalbt und beschoren sind. Es ist nur nötig, dass sie eine oberflächliche Kenntnis der lateinischen Sprache haben, gleich als ob Gottes Amt und die Sorge unserer Seelen nicht an die Gottseligkeit und Gaben der Gnade, sondern an die Zunge gebunden wäre. Ach nein, mein Leser, nein, sie müssen tiefer gesucht werden.

Überdies verlangen die auf solche Weise Erwählten nichts als ein wollüstiges, fleischliches, träges Leben, ungebührlichen, schmutzigen Gewinn und Benefizien, welche Antichrist und seine Diener bisher durch nichts anderes als Zauberei, Stehlen und Rauben zusammengescharrt und vermehrt haben.

Sie werden auch nicht anders berufen, als aus fleischlicher Liebe, Gunst und Parteieinfluss. Der eine hat einen Sohn, der andere einen Bruder, der dritte einen Günstling oder Freund, ein vierter wird mittels Geld und Gaben geneigt gemacht.

Sie werden auch mit gleichem Geist in ihr Amt geführt und eingesetzt, nämlich mit vielem Trinken und Essen, mit Prassen und großem Überfluss, mit herrlichen Grüßen, Chorbriefen, Denominatien, Presentatien, Investituren und mit dergleichen antichristlichen Titeln, Benennungen und Schande mehr. Aber von wem werden sie so genannt? Von der Gemeinde? Ach nein! Christi Gemeinde kennt keine solche Berufungen, Gewohnheiten, Gebräuche und Lehrer, sondern sie werden so geheißen von einer Versammlung der Unbußfertigen, Hoffärtigen, Geizigen, Hurer, Spieler, Trinker und Götzendiener, die weder Gott noch Gottes Wort erkennen, nach des Fleisches Lust wandeln und alle christliche Wahrheit beschimpfen, verfolgen und derselben feind sind.

Dann wiederum, wozu werden sie berufen? Dass sie des Herrn Wort unverfälscht predigen und dem armen Volk mit Lehre und Leben nach Ordnung der Schrift unsträflich vorangehen sollen? O nein, sondern dass sie eine Lehre und Gebot der Menschen lehren sollen, dass sie gegen die heilige Wahrheit streiten und die Gottesfürchtigen und Frommen, die den breiten Weg nicht wandeln wollen, in die Hände der Blutgierigen verraten und so das Reich der Hölle mit allem Eifer bewahren und ihm vorstehen sollen.

Mein lieber Leser, was soll ich viel klagen, es ist noch weit ärger als ich schreiben kann. Ein Blinder beruft den anderen, ein Götzendiener den anderen und ein Gottloser den anderen. Und es geht wie der Prophet sagt: Verführer, Lügner, Trunkenbolde und Schwelger sind gute Propheten für dieses Volk (Mi 2,11).

O fleischliche Prediger, die ihr mit Korah, Dathan und Abiram unberufen lauft und insbesondere ihr, die ihr erkennt, dass eure Berufung und Amtsausübung ganz ohne Gottes Geist und Wort sind, richtet doch eure Herzen einmal auf des Herrn Wort, fürchtet seine strenge Strafe und schweres Urteil und denkt daran wie schrecklich die vorhin Genannten von dem Herrn aus ähnlichen Gründen vor dem ganzen Israel geschlagen wurden (4Mo 16,32).

Es ist dem verkehrten Fleisch angenehm hier auf Erden in Wollust und mit wohlgemästetem Leibe zu Leben, mit behandschuhten Händen einherzugehen und von den Menschen als Doktoren, Herren und Meister begrüßt zu werden. Wenn aber der Bote des Todes an die Tür eurer Seelen anklopfen und sagen wird: Gebt Rechenschaft, ihr dürft nicht länger Haushalter bleiben. Wenn ihr vor dem Stuhl der ewigen Majestät erscheinen müsst und die armen, elenden Seelen, die ihr mit eurer verführerischen, falschen Lehre, abgöttischer Zauberei und gottlosen, leichtfertigen, losen Leben von der rechten Bahn Christi abgeführt habt, aus eurem lügenhaften Mund, aus euren ungläubigen, blinden Herzen und von euren den sittlichen Genüssen ergebenen Leibern und Händen verlangt und gefordert werden, ach! wo wollt ihr euch dann verbergen vor dem Zorn Gottes? Alsdann werdet ihr sagen: O ihr Berge, fallt auf uns und ihr Hügel bedecket uns (Offb 6,16). Alsdann werdet ihr erkennen, was für eine Sendung ihr gehabt, was für ein Amt und Leben ihr geführt und dass ihr keinem anderen Gott als eurem Bauch, dem Teufel und eurem selbstsüchtigen, bösen Fleisch gedient habt, dass ihr ungesandt gelaufen und unberufen gekommen seid und nichts denn der Schafe Milch, Wolle und Fleisch gesucht habt, dass von euch ein Blinder den anderen geleitet hat, bis ihr beide in den Pfuhl des Abgrunds und des ewigen Zorns des allmächtigen Gottes und der höllischen Qualen gefallen seid.

Ach werte Männer, wacht auf und fürchtet Gott, denn die Stunde naht, dass dieses euer augenblickliches Lachen in ein ewiges Weinen, diese eure kurze Freude in ewige Schmerzen und dieses leichtfertige, wollüstige Leben in ein ewiges Wehe und ewigen Tod verwandelt werden soll, wie Judas sagt:

»Wehe ihnen! Denn sie gehen den Weg Kains, und fallen in den Irrtum des Bileam um Genusses willen und kommen um in dem Aufruhr Korahs.« (Jud 11)

Und wiederum:

»Ihnen ist behalten das Dunkel der Finsternis in Ewigkeit.« (Jud 13)

Seht, liebe Herren, Freunde und Brüder, wir erklären offenherzig, dass die Sendung und Berufung eurer Prediger nicht aus Gott und Gottes Wort, sondern aus dem Antichrist, Drachen und Tier ist; dass sie nicht von Gottes Geist und Gemeinde des Herrn Wort zu predigen, sondern von ihren Lüsten mit den Jerobeamitischen Priestern dem goldenen Kalbe zu dienen, gedrungen und berufen werden (2Chr 13,8–9). Sie gehen nicht zur Tür hinein, weshalb wir mit Gottes Wort bezeugen können, dass sie Diebe und Mörder sind (Joh 10,8).

Und da wir nun durch den großen Hirten der Schafe und Hohenpriester unserer Seelen, Christus Jesus, aus dem Munde des höllischen Löwen und Bären und aus den Stricken der versteckten Diebe und Mörder befreit und auf die erwählten und fruchtbaren Berge Israels und in die grünen, fetten Weiden des heiligen Worts eingeführt sind, darinnen (dem Herrn sei ewig Dank) unsere hungrigen Gewissen mit der Speise des ewigen Lebens reichlich gespeist werden, so würde es ja eine verdammliche Torheit sein, einen solchen getreuen Hirten mit so köstlicher, schöner Weide zu verlassen und uns wiederum auf eine dürre und wüste Heide, unter solche treulose Hirten zu begeben, die nichts anderes tun, denn dass sie Gott seinen Preis stehlen und rauben und unsere armen, elenden Seelen ewig verderben und ermorden (Joh 10,10).

Dieses habe ich mit besonderem Hinblick auf die päpstlichen Priester gesagt. Was für Sendung und Berufung die Lutherischen und Zwinglischen haben, von was für einem Geiste sie getrieben werden, was sie suchen und was für Früchte der Buße mit ihrer Lehre und ihren Sakramenten tun, wollen wir gerne alle Gottesgelehrten richten lassen.

3.10.2  Lehre der Prediger

Gleich wie ich den ersten Teil, bezüglich der Sendung und Berufung eines wahren Predigers, dem Worte Gottes gemäß vor den Leser gebracht habe, so will ich nun, durch die Gnade Gottes, auch den zweiten Teil, die Lehre betreffend, gleichermaßen vorführen; denn man kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, wie die Berufung, so ist auch gemeinhin die Lehre.

Wo der Geist Gottes zum Predigen dringt, da wird das Wort unverfälscht in des Geistes Kraft gelehrt und rechtschaffene Kinder des Geistes daraus geboren. Wo aber Fleisch und Blut dringen, da wird eine fleischliche Lehre gelehrt und fleischliche Jünger geboren; denn dass Gleiches nur Gleiches hervorbringen kann, ist unwiderlegbar. Ich erachte es für unnötig hierfür viele schriftgemäße Belege zu liefern, denn ihre Taten geben genügendes Zeugnis.

Die Schrift lehrt offenbar, wie ein recht berufener Prediger Gottes Wort unverfälscht lehren und dasselbe mit keinen Glossen verkehren, noch mit Sauerteig vermengen darf, wie Petrus sagt:

»So jemand redet, dass er es rede als Gottes Wort.« (1Pt 4,11)

Die des heiligen Geistes Kinder sind, die sprechen das Wort des Geistes, wie Christus sagt:

»Denn ihr seid es nicht, die da reden; sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet.« (Mt 10,20)

»Denn welchen Gott gesandt hat, der redet Gottes Wort.« (Joh 3,34)

Dass sie das Wort unsträflich und heilsam predigen sollen, ist der höchste und schwerste Befehl, der ihnen von Christus auferlegt und geworden ist, wie er spricht:

»Geht hin in alle Welt, und predigt das Evangelium aller Kreatur!« (Mk 16,15)

Denn das Evangelium, Gottes Wort, unvermengt in Geistes Kraft gepredigt, ist allein der rechte wahrhaftige Samen, aus dem die wahren, gläubigen, gehorsamen Kinder Gottes geboren werden. Wenn die Gemeinde Christi von der Menschen Lehre Kinder gebiert anstatt von dem Worte Gottes, so ist sie Christus nicht treu und ihre Kinder sind nicht seines Samens.

Darum darf in Christi Reich, Haus und Gemeinde nichts gepredigt werden als ihres Königs und Hausvaters eigener Befehl und eigenes Wort, wonach sich das ganze Haus schicken und halten muss.

Diesen Befehl, dieses Wort (sage ich) hat Christus allen wahrhaftigen Botschaftern und Lehrern auferlegt, da er spricht: Predigt das Evangelium. Er sagt nicht: Predigt die Lehre und Gebote der Menschen, predigt Konzilien und Gewohnheiten, predigt Bemerkungen und Ansichten der Gelehrten, sondern er spricht:

»Predigt das Evangelium, und lehrt sie halten alles was ich euch befohlen habe!« (Mt 28,20)

Mein getreuer Leser, nimm wahr, alle wahren Diener Gottes, sowohl im alten als im neuen Testament, lehren nichts anderes als Gottes Wort, wie man in der Schrift an vielen Orten lesen und ersehen kann.

Mose wurde im Hause Gottes treu erfunden und traf keine Einrichtungen und lehrte nichts ohne vorherigen Befehl Gottes (4Mo 12,7; Hebr 3,2).

Jesaja samt allen Propheten bezeugen an vielen Orten, was für eine Lehre sie gelehrt und von wem sie dieselbe empfangen hatten und sagen: Dies spricht der Herr euer Gott, der euch aus Ägyptenland geführt hat; also spricht der Herr der Heerscharen. Wiederum: Der Mund des Herrn hat es geredet. Paulus durfte nichts reden, das Christus nicht durch ihn wirkte (Röm 15,18). Ja, Christus selbst hat nicht sein Wort, sondern das Wort seines Vaters gepredigt und gelehrt, wie er sagt: Meine Lehre ist nicht mein, sondern sie ist dessen, der mich gesandt hat. Alles was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan (Joh 7,16; 15,15). Weil denn die rechten Boten Gottes nichts lehrten als des Herrn Wort, welches die einzige Lehre ist, wovon unsere Seelen ewig leben müssen, wie der Herr spricht (5Mo 8,3), so kann man leicht bemerken und richten, was für Lehrer es sind, die das arme, unbesonnene Volk auf Legenden, Historien, Fabeln hinweisen und auf Feiertage, Bilder, Weihwasser, Kerzen, Palmen, Beichten, Wallfahrten, Messen, Metten und Vespern; die da lehren von Fegefeuer, Wachen, Zeiten, Bullen, Opfern und Genugtuung für Seelen und Sünden; die einen Bissen Brot und einen Schluck Wein zu dem wesentlichen Fleisch und Blut Christi machen; die da lehren und sagen, wenn sie nur diese Worte gesprochen haben, Hoc est corpus meum (das ist mein Leib), so müsse der Herr, gleichviel ob er wolle oder nicht wolle, herab und in den Bereich ihrer abgöttischen Hände kommen möge der Himmel gleich bersten und die Erde einfallen. O Gotteslästerung!

O lieber Herr, mein Herz zittert mir in meinem Leibe, dass ich solche schrecklichen Gräuel erzählen und berühren muss. Weil aber das einfältige, schlichte Volk, das sich vor solchen Verführern nicht hütet, von diesen unnützen Menschen geradezu mit verbundenen Augen und gefesselten Gewissen in den ewigen Tod und Abgrund der Hölle geführt wird, so kann ich es nicht verschweigen, sondern muss es, durch ungefälschte Liebe zu Gott und euren Seelen getrieben, aufdecken. Wer weiß ob nicht Gott einmal Gnade geben wird, damit ihr Ohren zu Hören, Augen zum Sehen und Herzen zum Verstehen bekommen mögt und nüchtern werdet aus dem Fallstrick des Teufels heraus, von dem ihr lebendig gefangen worden seid (2Tim 2,26).

Ja, meine guten Leser, sie haben Herren, Fürsten und der gemeinen Welt aus diesem ihrem Becher so eingeschenkt (Offb 17,2) und mit diesem Gräuel dermaßen bezaubert, dass alle diejenigen, die sich von ihrer Schande abwenden und den Preis ihres Seligmachers in keinen Bissen Brot verkehren wollen, alle die falschen Lehrer meiden und den heilsamen Gebrauch des heiligen Abendmahles begehren, wie vorhin beregt, von allen Menschen als Sakramentschänder beschimpft und genötigt werden als ehrlose, verfluchte Ketzer zu leiden und zu flüchten.

O blinde Blindenleiter, die ihr euer Leben lang noch nicht eine Stelle von des Herrn Wort recht verstanden, noch ein Fünklein von seinem Geist empfangen habt, sondern das Reich Gottes mit Füßen zertreten und mit Hörnern von euch gestoßen habt (Hes 34,31). Wie recht seid ihr Mitgenossen derer, von denen geschrieben steht, dass sie sagen:

»Wir haben mit dem Tode einen Bund, und mit der Hölle einen Verstand gemacht; wenn eine Flut daher geht, wird sie uns nicht treffen; denn wir haben die Lügen zu unserer Zuflucht, und Heuchelei zu unserm Schirm gemacht!« (Jes 28,15)

und wieder:

»Wehe denen die Böses gut, und Gutes böse heißen, die aus Finsternis Licht, und aus Licht Finsternis machen!« (Jes 5,20)

Christus spricht:

»Wehe euch, die ihr das Himmelreich zuschließt vor den Menschen!« (Mt 23,13)

»Und macht die armen Seelen irre auf dem Weg. Noch einmal: Wehe euch!«

Dass aber solche Leute dergleichen schändliche Dinge lehren, überrascht mich nur wenig, weil sie weder Christus, noch sein Wort erkannt haben, sondern alle Dinge halten und lehren, wie sie von Jugend an, aus alter Gewohnheit und päpstlichen Gesetzen selbst unterwiesen sind. Das aber tut mir am meisten in meiner Seele weh, dass auch diejenigen, die nun zum Teil schon die verdeckte Hurerei des babylonischen Weibes erkannt und etliche ihrer eingetrunkenen Gräuel ausgespien haben, noch so an der Menschen Sophisterei hangen, dass man sie weder mit Gottes kräftigem Wort, noch mit dem unsträflichen Leben, freimütigen Bekenntnis und unschuldigem Blut von so vielen frommen Heiligen, bewegen oder lehren kann. Wiewohl etliche von ihnen zuweilen mit verstopftem Munde und überwundenen Herzen der Wahrheit weichen müssen, so lassen sie doch nicht ab, die reine, klare Wahrheit Christi und die frommen Kinder Gottes vor ihren fleischlichen, blinden Gemeinden, die mit ihnen von gleichem Geiste sind, mit neidischer Zunge und verleumderischen Lippen zu beschimpfen, zu verunglimpfen und zu belügen. Desgleichen tun auch eure Schreiber, wie man überall hören und sehen kann. Außerdem fürchte ich, dass sie ebenso viel Schuld tragen, wie die Päpstlichen, dass die Herren, Fürsten und Obrigkeiten mit Anträgen, Klagen, Lästern, Schreien und schriftlichen Eingaben zur Verfolgung des Lammes Gottes und seiner Auserwählten bewogen werden (Offb 17,6); und am Anstiften eines Aufruhrs, wenn ihr verführerischer Sauerteig, vorzüglich der Dienst des Kalbes in Gestalt ihrer Kindertaufe und ihres ungegründeten Abendmahls, verworfen wird. Ein jeglicher sehe selbst und lerne sich recht erkennen. Ich weiß wahrhaftig, dass sie außer Christi Geist, Sendung und Wort stehen; denn ich habe es oft wahrgenommen, mit welcher Böswilligkeit sie meistens wider alle Verfahren, die den Herrn von Herzen fürchten und gerne Christen sein möchten. In ihren Lehren und ihrem Tun suchen sie nicht weniger als die Päpstlichen der Menschen Freundschaft, Ehre, Pracht, Renten, schöne Häuser und ein gemächliches, wollüstiges Leben.

Ach mein lieber Leser, sie sind die Lehrer nicht, welche viele zur Gerechtigkeit weisen und die da leuchten sollen wie des Himmels Klarheit und als die Sterne nun und in Ewigkeit (Dan 12,3). Denn ich weiß nicht, wo man eine einzige Gemeinde finden soll, die sie mit ihrem Dienst und ihrer Lehre zu einem frommen, bußfertigen Leben und rechten Gottesdienst geführt haben. Ihr Geschrei ist meistens wider den Papst und seine Kardinäle, Bischöfe, Pfaffen und Mönche gerichtet. Sodann müssen alle, welche ihre verführerische Lehre, abgöttischen Sakramente und eitles Leben mit Gottes Wort strafen und gerne das Beste für ihre armen Seelen tun möchten, Sakramentschänder, Wiedertäufer, Schwärmer und Ketzer von ihnen geheißen werden.

Ja, wenn sie nur einen finden können (wiewohl abgeschnitten) der zuvor mit des Herrn Volk vereinigt gewesen ist und nun in Laster gefallen ist, so müssen alsdann alle Frommen danach gerichtet und beurteilt werden. Seht (sagen sie), ein solches Volk ist es; und suchen nichts anderes, als eine Ursache zu rügen. Sie sehen auf Judas, nicht aber auf Petrus, Andreas und Johannes. Was aber sie selbst für Leute sind und was sie für Jünger haben, merken sie nicht.

Überdies ist es nichts als lauter Gnade, Gunst, Barmherzigkeit und Liebe Gottes, was sie vor ihrer geizigen, hoffärtigen, prächtigen, trunkenen, unsauberen und unbußfertigen Gemeinde predigen und verkünden; und merken nicht, wie die ganze Schrift zeugt, dass solche das Reich Gottes nicht erben sollen. Sie stärken also die Hand des Boshaftigen, auf dass sich niemand bekehre von seiner Bosheit, wie der Prophet klagt.

O unnütze, fruchtlose Lehrer, die ihr euch lasst dünken, dass ihr des Herrn Gefäße tragt; an euch sind diese meine Worte; was redet ihr doch so viel vom Glauben und der Liebe, deren Frucht ihr ja hasst und feind seid? Habt ihr die aufrichtige, ungeheuchelte Frucht und Liebe Gottes, so lasst sie durch eure Werke scheinen und offenbar werden. Sagt, liebe Prediger, wo ist doch eure christliche Niedrigkeit, euer gottseliger, christlicher Eifer, eure Lust, Friede und Freude in Christus Jesus?

Wo ist eure Barmherzigkeit, die ihr beweist? Wo sind die Nackten, die ihr bekleidet? Die Hungrigen, die ihr speist? Und die Elenden, die ihr beherbergt (Mt 25,41–43), wo ist das Verlorene, das ihr wieder sucht? Das Verwundete, das ihr verbindet? Und das Kranke, das ihr heilt (Hes 34,4), wo ist euer unsträfliches, frommes Leben, das aus Gott ist? Was ihr predigt, treibt und tut, ist ja meistens leere Heuchelei.

Etliche von euch beloben zum Teil ein frommes, christliches Leben, predigen auch viel von Christus, von seinem Verdienst, Geist und seiner Gnade und sind doch selbst diejenigen, die ein loses, fleischliches Leben führen, Christus von neuem kreuzigen, seinen Geist betrüben und seine Gnadeverachten, wie man sehen kann.

Ach Prediger, Prediger, wie treffend hat euch der heilige Geist den trockenen Brunnen und wasserlosen Wolken verglichen, aus welchen man schlechterdings kein Wasser erlangen kann und den unfruchtbaren Bäumen, die keine Früchte hervorbringen (2Pt 2,17; Jud 12). Ich weiß nicht, womit man euch besser vergleichen kann, als mit einer Frau, die in allerlei Schande und Leichtfertigkeit lebt und gleichwohl viel von Ehrbarkeit, Zucht und Tugend redet; sollte man nicht ihre Worte für Gespött halten und sagen: Was lobt sie doch Ehrbarkeit und Keuschheit, dieweil sie selbst aller Unehre und Schande voll ist?

Wir wissen wohl, dass ihr die kleinen Götter Babylons zum Teil zerbrochen habt, als da sind der Römische Ablass, das Anrufen der verstorbenen Heiligen, unsaubere Reinigkeit, Unterschied der Speise und dergleichen Selbstgerechtigkeit, Abgötterei und anderen Aberglauben mehr; aber die schrecklichen Laster und Gräuel sind noch leider alle geblieben, als da sind der verdammliche Unglaube, die hartnäckige Widerspenstigkeit, das irdische Gemüt, die schriftlose Kindertaufe, das abgöttische Abendmahl und das unbußfertige alte Leben, das aus dem Fleisch kommt.

Darum bezeugen und sagen wir wahrheitsgemäß, dass ihr solchergestalt keine gesandten Boten Gottes und keine christlichen Lehrer seid. Denn es ist offenbar, dass ihr des Herrn Wort und Offenbarung verwerft, euren eigenen Lauf lauft (Jer 8,6), euch selber weidet, unter dem Schein und Namen der evangelischen Hirten des Herrn Schafe zerstreut und so viele hunderttausend Seelen mit eurer leichtfertigen Lehre, abgöttischen Sakramenten und fleischlichem, losem Leben ins Verderben führt.

Aber die Lehrer, die von Gott gesandt und recht berufen werden, lehren Gottes Wort unverfälscht, bleiben in seiner heiligen Ordnung und leben nach ihrer Schwachheit unsträflich, denn sie sind aus Gott geboren, sie werden von dem heiligen Geist gelehrt und getrieben, sie suchen weder Geld noch Gut, auch nicht ein gemächliches Leben, noch Menschenlob auf Erden; sie warten ihres ihnen auferlegten Dienstes mit allem Ernst, sie fürchten Gott von Herzen, sie sind ihren Nächsten förderlich mit großer Treue, sie sind gekleidet mit den Waffen der Gerechtigkeit, zur rechten und zur linken Hand, sie handeln ohne ein Ansehen der Person (2Kor 6), das kräftige, scharfe Schwert des göttlichen Worts schneidet aus ihrem Mund, die leuchtenden Laternen sind in ihren Händen, sie sind gelehrt in der Gerechtigkeit, vor aller geistlichen Weisheit, sie scheiden das Gute vom Bösen, das Heilige vom Unheiligen und das Reine vom Unreinen. Kurz, sie leuchten in Lehre und Leben, gleichwie von Anfang bis auf die jetzige Zeit von allen wahrhaften Propheten, Aposteln und Dienern des Herrn geschrieben und bemerkt worden ist.

O lieber Herr, was für liebliche Hirten und Lehrer sie sind, die nichts anderes suchen als die Ausbreitung des Reiches Gottes, das rechte Predigen des Wortes der Buße und Gnade und das Einsammeln vieler Seelen; und die um dieser Dinge willen Namen, Gemüt, Haus, Gut, Leib und Leben bloßstellen.

Dies sind diejenigen, die mit Christus, ihrem Haupthirten, seine Schafe recht sammeln und weiden. Aber die anderen sind diejenigen, die da zerstreuen, stehlen und morden. Sie sind Propheten, aber nicht aus Gott; sie predigen, aber nicht aus des Herrn Mund; sie stärken die Hände der Gottlosen; sie erschlagen die Seelen, die ewig leben und machen lebendig, die ewig sterben müssen und das um einer Hand voll Gerste und um eines Bissen Brotes willen (Hes 13,19), sie predigen dem Volk Frieden, wo doch kein Friede ist. Darum werden zuschanden kommen, die solche Gräuel treiben, wiewohl sie ungeschändet sein wollen und sich nicht schämen.

Siehe, lieber Leser, da sie nun Christus seine Ehre und seinen Gewinn so schamlos stehlen, seine Schafe zerstreuen und mit dem Schwert der verführerischen Lehre die armen Seelen töten, die so hoch von dem Herrn geliebt, so eifrig gesucht und so teuer von ihm erkauft sind; da sie so böswillig seinem Wort, Gebrauch und seiner Ordnung widerstreiten, so sagen und lehren wir mit Christus:

»Lasst sie fahren, sie sind blinde Blindenleiter!« (Mt 15,14)

Hütet euch vor solchen falschen Propheten, denn wiewohl sie dem Anschein nach als Schafe kommen, so sind sie gleichwohl inwendig nichts als reißende Wölfe. Sie sind die Fremden, welcher Stimme Christi Schafen nicht bekannt ist, sie sind diejenigen, vor denen uns Paulus warnt, und spricht:

»Ich ermahne euch, liebe Brüder, dass ihr Acht wollt haben auf diejenigen, die Sekten und Ärgernis anrichten, neben der Lehre, die ihr gelernt habt, und weicht von den selbigen, denn sie dienen nicht dem Herrn Jesu, sondern ihrem Bauch, und durch süße Worte, prächtige Reden, verführen sie die unschuldigen Herzen.« (Röm 16,17–18)

Wiederum sagt Johannes:

»Wer übertritt, und bleibt nicht in der Lehre Christi, der hat keinen Gott. So jemand zu euch kommt, und bringt diese Lehre nicht, den nehmt nicht zu Haus, und grüßt ihn auch nicht, denn wer ihn grüßt, der macht sich teilhaftig seiner bösen Werke.« (2Joh 9–11)

Gottes Wort ermahnt uns überaus reichlich, dass wir solche lassen und uns vor ihnen hüten sollen, ihre Stimme meiden und von ihnen weichen und in unsere Häuser nicht aufnehmen sollen, wie gehört ist. Sind wir nun Christi Schafe und des heiligen Geistes Kinder, so müssen wir auch Christi Stimme hören und der Ermahnung des heiligen Geistes nachkommen und gehorsam sein. Gedenkt auch, wie treu der heilige Paulus die Philipper ermahnt hat, dass sie sich vor den bösen Arbeitern und der Beschneidung hüten sollen. Er lehrte die getreuen Diener Gottes, dass sie diejenigen meiden sollten, die in weiter nichts fehlten (wie es scheint) als dass sie aus unverständigem Eifer an der Beschneidung festhielten, die sie von den Vätern empfangen hatten und nicht zugeben wollten, dass dieselbe in Christus aufhören sollte; welche Verkehrtheit er mit scharfen Worten rügt. Um wie viel ernster obliegt es uns, uns vor denen zu hüten welche die ganze Welt verführen, alle Frommen verunglimpfen und verfolgen, alle Wahrheit kreuzigen, alle falsche Lehre, alle Gotteslästerung, Abgötterei und Gräuel lehren, treiben, errichten und unterhalten!

3.10.3  Leben der Prediger

Da ihr nunmehr den Grund von der Berufung und der Lehre der Prediger gehört habt, so wollen wir ebenmäßig fortfahren und durch des Herrn Gnade mittels der heiligen Schrift dartun, wie die rechten Apostel, Bischöfe, Lehrer und Hirten in der Kirche Christi, auch in ihrem Wandel und Leben geschickt sein müssen; denn es ist nicht genug, dass jemand in dem Schein viel von des Herrn Wort reden kann, sondern es muss auch mit einem frommen, unsträflichen Leben bewährt werden, wie die Schrift lehrt.

So spricht Paulus:

»Ich betäube meinen Leib, und zähme ihn, dass ich nicht den andern predige, und selbst verwerflich werde.« (1Kor 9,27)

Ist es für die Zuhörer und Jünger gehörig ein unsträfliches Leben zu führen, wie viel mehr gehört es sich für Lehrer, welche die Zuhörer regieren und ihnen vorstehen; wie Paulus spricht:

»Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben, welcher Ende schaut an, und folgt ihrem Glauben nach!« (Hebr 13,7)

Desgleichen ermahnt er auch Timotheus und sagt:

»Niemand verachte deine Jugend; sondern sei ein Vorbild den Gläubigen im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Geist, im Glauben, in der Keuschheit!« (1Tim 4,12)

»Allenthalben aber setze dich selber zu einem Vorbild guter Werke, mit einer unverfälschten Lehre, mit Ehrbarkeit, …« (Tit 2,7)

– da es sich ohne Zweifel gebührt, wenn jemand andere lehren und strafen will, dass er zuerst selbst recht gelehrt und unsträflich sein muss, wie Paulus sagt:

»So jemand ein Bischofsamt begehrt, der begehrt ein köstlich Werk. Es soll aber ein Bischof unsträflich sein, eines Weibes Mann, nüchtern, mäßig, sittig, gastfrei, lehrhaftig; nicht ein Weinsäufer, nicht pochen, nicht unehrliche Handtierungen treiben, sondern gelinde, nicht haderhaftig, nicht geizig; der seinem eigenen Hause wohl vorstehe, der gehorsame Kinder habe mit aller Ehrbarkeit; (So aber jemand seinem eigenen Hause nicht weiß vorzustehen, wie wird er die Gemeinde Gottes versorgen?) Nicht ein Neuling, auf dass er sich nicht aufblase, und dem Lästerer ins Urteil falle. Er muss aber auch ein gutes Zeugnis haben von denen, die draußen sind, auf dass er nicht falle dem Lästerer in die Schmach und Strick. Er muss gütig sein, züchtig, gerecht, heilig, keusch; und halten ob dem Wort, das gewiss ist und lehren kann, auf dass er mächtig sei, zu ermahnen durch die Lehre, und zu strafen die Widersprecher. Desselbigen gleichen ihre Weiber sollen ehrbar sein, nicht Lästerinnen, nüchtern, treu in allen Dingen.« (1Tim 3,1–7,9; Tit 1,7–9)

Siehe, lieber Leser, auf diese Weise sollten alle Prediger und Lehrer befähigt sein, die des Herrn Gemeinde recht regieren und derselben vorstehen wollen; denn wenn jemand andere strafen und lehren will und ist selbst sträflich und unwissend, muss er mit Recht hören:

»Du lehrst andere, und lehrst dich selbst nicht. Du predigst, man soll nicht stehlen, und du stiehlst. Du sprichst, man soll nicht ehebrechen, und du brichst die Ehe. Dir gräuelt vor den Götzen, und du raubst Gott, was sein ist. Du rühmst dich des Gesetzes, und schändest Gott durch Übertretung des Gesetzes?« (Röm 2,21–23)

Alle die nun so berufen und in der Lehre heilsam und im Leben unsträflich sind, die mögen lehren, ermahnen, strafen, ausrotten und bauen in dem Namen des Herrn; ihr Dienst wird nicht ohne Frucht bleiben, wie man an Mose, Samuel, Elia, Elisa, Jesaja, Jeremia, Petrus, Paulus, Johannes und allen wahrhaften Propheten, Aposteln und Dienern Gottes, die des Herrn Wort unsträflich in der Kraft des Geistes gepredigt haben, wohl sehen kann.

Ihre Lehre hat geschnitten wie ein scharfes Schwert, denn sie hatte Kraft, Geist und Nachdruck und brachte Frucht, wie der Prophet sagt:

»Gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt, und nicht wieder dahin kommt; sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und wachsend, dass sie gibt Samen zu säen, und Brot zu essen: also soll das Wort, so aus meinem Munde geht, auch sein. Es soll nicht wieder zu mir leer kommen, sondern tun, das mir gefällt, und soll ihm gelingen, dazu ich es sende!« (Jes 55,10–11)

Ja, alle die, welche mit solcher Sendung oder Berufung und mit einem solchen Geist, Lehre und Leben in des Herrn Ackerwerk treten, wie gesagt ist, sind die Hirten, von denen geschrieben steht, nämlich:

»Ich will euch mit Hirten versorgen nach meinem Herzen, die euch weiden sollen mit Lehre und Weisheit.« (Jer 3,15)

Sie sind die Lehrer, die viele zur Gerechtigkeit weisen und werden leuchten wie des Himmels Glanz und wie die Sterne, immer und ewiglich (Dan 12,3).

Sie sind die geistlichen Flüsse und Ströme, die aus dem Brunnen des Paradieses (Christus) ausfließen, zu befeuchten und fruchtbar zu machen das ganze Land (1Mo 2,10–14).

Sie sind die geistlichen Pfosten und Pfeiler um die Hütte Mose, die behängt sind mit den Teppichen von weißer gezwirnter Seide (2Mo 27,9).

Sie sind die sechzig Helden aus den Helden in Israel, die rings um das Bett Salomo stehen. Sie halten alle Schwerter und sind geschickt zu streiten. Ein jeglicher hat ein Schwert an seiner Hüfte, um der Furcht willen in der Nacht (Hl 3,7–8).

Sie sind die sieben Hörner oder Posaunen des goldenen Jahres, vor deren Klang, Lehre und Predigt die Mauern Jerichos (das ist alle falsche Lehre, Kraft und Gewalt, die wider den wahrhaften Josua, Christus, und sein Volk streiten) fallen und zu Boden sinken müssen (Jos 6,10).

Sie sind die lieblichen Boten des Friedens, die uns armen, elenden, bekümmerten Sündern, Gottes Gnade, Gunst, Barmherzigkeit, Liebe und Friede predigen und uns die guten Dinge lehren (Jes 52,7; Röm 10,15).

Sie sind die sieben ungemessenen Berge mit Rosen und Lilien bepflanzt, in deren Geruch und Schöne sich belustigen alle die den Herrn fürchten (4Esr 2).

Sie sind die schöne Krone der schwangeren Frau, die in Kindesnöten ist, geziert mit zwölf Sternen (Offb 12,1–2).

Sie sind die Mauern des neuen himmlischen Jerusalems, die gegründet sind auf die zwölf Fundamente, das ist auf den Grund und die Lehre der zwölf Apostel (Offb 21,14).

Siehe, werter Leser, mit solchen und dergleichen herrlichen Bildern und Gleichnissen mehr werden alle frommen Hirten und Lehrer in der Schrift bezeichnet, die der heilige Geist Gottes zu Bischöfen und Vorstehern in seiner Kirche, Gemeinde und in seinem Haus verordnet hat.

Diese mögen mit dem heiligen Paulus sagen:

»Seid unsere Nachfolger, wie wir Christi Nachfolger sind; denn unsere Ermahnung ist nicht gewesen zum Irrtum, noch zur Unreinigkeit, noch mit List; sondern wie wir von Gott bewahrt sind, dass uns das Evangelium vertraut ist zu predigen: also reden wir, nicht als wollten wir den Menschen gefallen, sondern Gott, der unser Herz prüft. Denn wir sind nie mit Schmeichelworten umgegangen, wie ihr wisst, noch dem Geiz gestellt, Gott ist dessen Zeuge. Haben auch nicht Ehre gesucht von den Leuten.« (1Th 2,3–6)

Diese, sage ich noch einmal, sind diejenigen, die mit Christus sammeln, das zerstreut ist, verbinden, das verwundet ist und heilen was krank ist; denn sie werden von des Herrn Geist getrieben und von reiner, ungefärbter Liebe gedrungen. Sie wachen und geben auf den ihnen anvertrauten Dienst fleißig Acht. Sie streiten alle Tage tapfer mit den Waffen des Gehorsams. Sie zerreißen, brechen und zerstören alles, was wider Gottes Wort ist, nicht mit äußerlicher Gewalt durch Eisen und Schwert, sondern durch die Predigt des heiligen Wortes, in Gewalt des Geistes, mit des Herrn Wort. Sie bauen, säen, begießen und pflanzen. Sie mähen das Reife ab. Sie sammeln ihre Frucht und Garben, führen sie in des Herrn Scheuern und die Früchte werden bleiben für das ewige Leben.

Da die Schrift nun, wie gesagt, solche Lehrer verlangt, ist es vonnöten, dass wir hier das Leben eurer Prediger mit der Waage und Richtschnur des göttlichen Worts vor euren Augen wiegen und abmessen, auf dass ihr sehen mögt wie weit sie in ihrem ganzen Leben und Tun von dem Muster der wahren Bischöfe, Prediger und Hirten entfernt sind, wie sie von Paulus in seinen Briefen an Timotheus und Titus dargestellt werden; dass sie gerade das Gegenteil davon sind, und nur in einem falschen Schein ohne Geist, Wort, Werk und Wahrheit, von der Welt so geheißen werden.

Es ist offenbar, lieber Leser, dass sie das niedrige Amt eines wahren Bischofs, Predigers und Hirten, welches ein Amt des christlichen Dienstes ist und (wenn es recht bedient wird) voll Arbeit, Armut, Mühe, Sorge, Verachtung, Elend, Trübsal, Kreuz und Schmerzen, in eine gottlose Pracht und fürstliche Herrlichkeit verändert haben, so dass sie von allen Menschen, deren Namen im Himmel nicht eingeschrieben sind, sehr gefürchtet und hoch geachtet werden, zu welchem Zweck sie in einem solchen herrlichen Mantel prangen und mit einem solchen schönen Schein bekleidet sind (Offb 13,8); auch legen sie sich stolze Namen bei und gebrauchen bei ihrem Dienste Salben, Kreuze, Kappen, lange Kleider, unreine Reinheit und haben Klöster, Kirchen, Glocken, Orgeln, Gesang, Messen, Opfer etc., von welchen allen kein Wort in der Schrift gefunden werden kann. Unter diesem Gewand aber gewahrt man den lauernden Wolf, das irdische, fleischliche Gemüt, die antichristlichen Verführungen und blutigen Gräuel; denn sie suchen nichts anderes als Menschengunst, Ehre, Prunk, Wollust, Faulheit, Eigennutz, Gold, Silber, Fleisch und Bauch, lassen sich geistliche Doktoren, Meister, Herren, Abte, Guardian, Patres und Priors nennen.

Ach wie weit ist es von der Propheten und Apostel Amt, Dienst, Vorbild, Gebrauch, Leben, Suchen und Tun verschieden, die ohne Taschen, Geld und vieleKleider in des Herrn Acker getreten sind, die der Welt ein Schauspiel sein und Schmach und Verachtung ertragen mussten; und um des Herrn Wahrheit alle Tage als unschuldige Schafe sterben mussten, wie an vielen Stellen der Schrift bestätigt ist.

Aber dieser Kisten und Kasten sind voll, sie sind reich von Babels Handel und Zauberei und sind Fürsten der Erde geworden (Offb 18,15). Durch und durch sträflich, Frauenschänder, welche abscheuliche Handlung man in dieser Sache nicht genügend beschreiben oder ausdrücken kann; ausschweifend, unzüchtig, unbarmherzig, neidisch, Schmäher, unfreundlich, ungerecht, Lügner, Säufer. Ihre Tische sind voll Unreinheit, wie Jesaja sagt: »Ihre Herzen sind mit Geiz erfüllt und sie sind gehässig gegen diejenigen, die nicht zu ihrem Unterhalt beitragen;« sie predigen, dass ein heiliger Krieg darauf folgen soll, wie Micha lehrt (Mi 3,5). Sie haben Augen voll Ehebruchs; sitzen zu Hause mit Huren und zeugen ihre Kinder der Ordnung Gottes zuwider. Sie sind ungläubig, widerspenstig, hoffärtig, ehrgeizig, dem Wort ungehorsam, mit dem Strick des Teufels gebunden, auch von vielen welche die Wahrheit noch nicht erkennen, als eine Last und Schande der Erde geachtet. Ihre schrecklichen, abscheulichen Früchte bezeugen es der ganzen Welt. Sie streiten wider Christus und sein Wort. Sie hassen alle Frommen. Sie verunglimpfen und lästern alle diejenigen, die den Herrn von Herzen lieb haben und fürchten. Kurz, es ist unmöglich, alle ihre abscheuliche Missetat, Büberei, gottloses Wesen, heimliche und offenbare Laster, Schande und Gräuel zu erzählen.

O lieber Herr, wie sind sie doch gerade das Gegenteil von den aufrichtigen und wahren Bischöfen, Vorstehern und Hirten geworden! Gleichwohl rühmt sich das hoffärtige Geschlecht, dass sie Christus aus dem Himmel holen, Gott versöhnen und die Sünden vergeben können, dass sie die rechten Säulen, Häupter und Augen der Gemeinde sind.

Wiewohl ich dies hauptsächlich mit Bezug auf die römischen Prediger geschrieben habe, soll der Leser dennoch wissen, dass ich diejenigen, die sich des Wortes rühmen, damit nicht freispreche; in keiner Weise, den sie suchen und begehren im Laufe ihres Wandels (ausgenommen offenbaren Ehebruches, offenbarer Hurerei) ungebührlichen Gewinn, treiben mit der Taufe und dem Abendmahl Abgötterei und unterdrücken die Gottesfürchtigen böswilliger Weise und unterscheiden sich auch in dieser Hinsicht nur durch Abschaffung einiger abgöttischen Missbräuche mit dem Brote.

Darum befürchte ich, dass alle miteinander, die so um Lohn dienen und der Welt heucheln, die geistlichen Zauberer in Ägypten sind (2Tim 3,8), die Priester der Höhen (1Kön 12), Diener Baals und Propheten Isebels, Verderber und Verwüster des Weinberges des Herrn (Jer 12,10), Besudler des Landes (Jer 23,11), blinde Wächter und stumme Hunde. Sie zertreten die guten Weiden und trüben das klare Wasser, sie sind Seelenverderber (Hes 22,27), falsche Propheten und reißende Wölfe, Verschlinger der Witwenhäuser, Diebe und Mörder, Feinde des Kreuzes Christi, deren Ende das Verderben ist, deren Bauch ihr Gott und ihre Ehre Schande ist, da sie irdisch gesinnt sind (Phil 3,18–19). Sie sind falsche Lehrer, Stifter der Sekten, verfluchte Kinder, irrende Sterne, verdorrte Bäume, ausgewurzelt, unfruchtbar, zweimal erstorben, Ausschäumer ihrer eigenen Bosheit, welchen behalten ist eine dunkle Finsternis in Ewigkeit (Jud 13); Heuschrecken, die da aufgestiegen sind aus dem Pfuhl des Abgrunds, die zu beschädigen, die das Zeichen und Siegel Gottes nicht haben an ihren Stirnen (Offb 9,3). Kurz, so sie sich nicht bekehren, sind sie nach der Schrift schon gerichtet (Tit 3,11; Offb 21,8).

Nicht, mein guter Leser, dass ich jemand richte. Ich weiß wohl, dass geschrieben steht: »Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet; verdammt nicht, auf dass ihr nicht verdammt werdet!« Sondern sie werden von dem gerichtet, der da spricht:

»Das Wort, das ich geredet habe, wird euch richten am jüngsten Tage.« (Joh 12,48)

Die solche und dergleichen Werke tun, spricht Paulus, werden das Reich Gottes nicht ererben. So aber nun jemand die Werke tut, wovon Paulus redet, wird er nicht durch mich, noch Menschen, sondern durch des Herrn Wort gerichtet. Darum bitten wir euch, dass ihr das Leben eurer Prediger mit der Schrift abmessen wollt und ihr werdet finden, von wem sie gerichtet sind.

O elende Prediger, welcher Blindheit man wohl bitterlich beweinen möchte, wie viel besser wäre es für euch, dass ihr niemals geboren wärt. Denn wenn das kurze, vergängliche, wollüstige, eitle Leben verstrichen ist und ihr euch nicht, wie vorhin gesagt, bekehrt habt, so wird Gottes ewige Strafe, ewiger Zorn und ewiges Urteil, die ewige Höllenpein mit Brand, Weh und Tod euer Ende und Teil sein, wie solches die Schrift androht (Phil 3,19).

Die Ursache ist diese, dass ihr Christus verstoßt, sein Wort verachtet, welches die ewige Speise unserer Seelen ist, davon wir ewig leben müssen, weil es euer unnützes, leichtfertiges Leben straft, das in dem Grund nichts denn Fleisch, Bauch, Welt und Teufel ist und dartut, wie schändlich ihr die armen Seelen verführt und wie ihr alle diejenigen, die eure Seligkeit von Herzen suchen, ja in aller Liebe mit des Herrn Wort euch ermahnen und eure verführerische Lehre und gottlosen Handel mit aller Bescheidenheit strafen, so grausam hasst, belügt, scheltet, verratet und um Land, Ehre, Gut, Leben und Blut bringt (5Mo 8,3; Mt 4,4).

O Bileam, Bileam, wie lange willst du den armen Esel, der aller Welt Laster, Spott und Schande um seines Herrn Zeugnis willen tragen muss, so unbarmherzig stoßen und schlagen und nimmermehr mit gütigem Herzen darauf achten, dass er dir mit menschlicher Stimme antwortet und deine große Torheit und Irrtum straft? Dass er von dem Engel mit bloßem Schwert, nämlich von des Herrn Geist und Wort, getrieben wird und dass er dich in deinem gottlosen Wesen nicht länger tragen kann.

Nun wohlan, ihr Same von Kain, Korah und Bileam, rüstet euch zur Gegenwehr; lügt, betrügt, scheltet, lästert, hasst, verratet, schändet und mordet so viel als in euch ist, beruft euch auf alle Konzilien, Skribenten und hohen Meister, die vor vielen hundert Jahren gewesen sind, wendet euch an alle Herren und Fürsten, Kaiser, Könige und Großmächtigen auf Erden, gebraucht Gewalt, Kunst und Klugheit nach all eurem Vermögen, dies alles wird euch nichts helfen; das Lamm wird überwinden und den Sieg behalten; Gottes Volk wird triumphieren, nicht mit äußerlicher Wehr oder Waffen, sondern in Geduld mit Gottes Geist und Wort. Jerusalem und der Tempel müssen gebaut werden, obwohl die Asoten und Sanabaliten das verhindern wollen, und zwar nicht aus den toten Steinen, die in allen Straßen von euren unreinen Füßen zertreten werden (Neh 4,6); und wenngleich die Pforten des Totenreichs sich dagegen auflehnen sollten, so muss dennoch Babel zerstört und verwüstet werden. Die zehn Könige werden und müssen ihren Dienst ausrichten, zu dem sie berufen sind (Offb 17). Ihr werdet noch eure Zungen vor Schmerzen zerbeißen, bitterlich schreien und weinen um Babels Qual willen und sprechen:

»Wehe der großen Stadt, die mit Seide, Purpur und Scharlach bekleidet, und übergoldet war mit Gold, Edelstein und Perlen, in einer Stunde ist solcher Reichtum verwüstet!« (Offb 18,16–17)

– denn ihre Sünden stiegen gen Himmel auf und der Herr gedachte ihrer Frevel.

Das Evangelium wird und muss gehört, die Lügen aufgedeckt und eure blinde Torheit allen Menschen bekannt werden. Und wenngleich ich und meine Brüder von der Welt abgerufen werden sollten ehe dieses geschehe, so wird sich gleichwohl zu seiner Zeit unzweifelhaft zutragen, was der heilige Geist durch den werten Mann Johannes so deutlich verheißen und gelehrt hat.

O hartnäckige, böse Art, wie lange wollt ihr noch dem heiligen Geist widerstreben? Wie lange soll die Wahrheit von euch gelästert und die Lügen gepriesen werden? Wie lange werden eure Hände und Herzen von dem Blute der Unschuldigen triefen und benetzt werden? Bessert euer böses Leben; fürchtet euren Gott von Herzen; lasst fahren alle eure Glossen, euer Gutdünken und eure Menschenlehre; tretet mit uns ins Offenbare; handelt mit uns nach des Herrn Wort, auf dass das Evangelium recht gepredigt und mit einem frommen, unsträflichen Leben bewährt werden mag. Ach würdet ihr solches tun, so würde das unschuldige Blut unvergossen bleiben und die Wahrheit an den Tag kommen.

Aber ich fürchte, es wird gehen wie der Prophet sagt:

»Die Gottlosen werden gottlos Wesen führen, und die Gottlosen werden es nicht achten; aber die Verständigen werden es achten.« (Dan 12,10)

Denn das ist aller Sekten Art, die außerhalb Christi und Christi Wort sind, ihren Grund, Glauben und Handel mit dem Schwerte zu verteidigen. Die Römischen, Arianischen, Circumcellioniten, Lutherischen, Zwinglischen und Münsterischen sind unsere Zeugen, aber das Volk Christi duldet, leidet und erträgt.

Ist es nicht ein betrübender Irrtum, dass die armen Leute Christen sein wollen und dennoch solche gottlosen Gräuel treiben, wie Ausrotten, Rauben, Fangen, Brennen, Würgen, Morden etc., in dem Schein, als ob man das Reich Christi, die Herrlichkeit des Herrn, das Wort und die Wahrheit Gottes mit solchen schrecklichen Schanden erlangen und bewähren müsste. Ach nein, ihr elenden Menschen, nein! Alle die von Christi Geist getrieben werden, kennen kein anderes Schwert, denn des Herrn Wort; ihre Waffen sind ein kräftiges, feuriges Gebet, ein langmütiges, geduldiges Herz, ein starker, lauterer Glauben, eine lebendige Hoffnung, ein unsträfliches Leben; damit muss das Evangelium des Reiches, das Wort des Friedens ausgebreitet und wider die Pforten des Totenreichs verteidigt werden.

Lieber Leser, hast du eine Furcht Gottes, so lerne deine Bischöfe, Propheten, Hirten und Lehrer recht erkennen und bedenke was geschrieben steht:

»Darum geht aus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt kein Unreines an; so will ich euch annehmen, und euer Vater sein, spricht der allmächtige Herr.« (2Kor 6,17–18)

Und wiederum:

»Geht aus von ihr, mein Volk, dass ihr nicht teilhaftig werdet ihrer Sünden, auf dass ihr nicht empfangt etwas von ihren Plagen!« (Offb 18,4)

Betrachtet doch, dass des Herrn Mund gesprochen hat:

»Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen; inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man auch Trauben lesen von den Dornen, oder Feigen von den Disteln?« (Mt 7,15–16.)

Sie sind das Salz, das kraftlos geworden ist und zu nichts mehr taugt als dass man es hinauswerfe und zertrete, wie der Herr sagt (Mt 5,13).

Kurz, sie sind diejenigen, vor denen uns Paulus gewarnt hat, da er spricht:

»Das sollst du aber wissen, dass in den letzten Tagen werden gräuliche Zeiten kommen. Denn es werden Menschen sein, die von sich selbst halten, geizig, ruhmredig, hoffärtig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, ungeistlich, störrig, unversöhnlich, Schänder, unkeusch, wild, ungütig, Verräter, Frevler, aufgeblasen, die mehr lieben Wollust, denn Gott; die da haben den Schein eines gottseligen Wesens, aber seine Kraft verleugnen sie. Und solche meide!« (2Tim 3,1–5)

Weil ihr nun seht, dass eure Hirten und Prediger solche Leute sind, wie hier beschrieben und an vielen Orten der Schrift geboten und ermahnt wird, dass wir uns von solchen sollen zurückziehen, sie scheuen, meiden und fliehen, etc. Darum lehren wir auch unverhohlen, ihre verführerischen Predigten nicht zu hören, ihre Sakramente nicht zu brauchen und mit ihrem falschen Gottesdienst nichts gemein zu haben.

Lieber sagt: Was für Gottseligkeit kann Israel von Assyrien, Ägypten oder Babylonien, holen?

Wie kann der rechte Gottesdienst bei den Priestern Baals gefunden werden?

Wie könnt ihr von den Ungelehrten in göttlichen Sachen in der Gerechtigkeit recht gelehrt werden?

Wie könnt ihr Christus vom Antichrist und Gottes Wort von den falschen Propheten lernen?

Wie wollt ihr Wasser aus trockenen Brunnen schöpfen und Frucht von dürren Bäumen brechen? (2Pt 2,17)

Wie könnt ihr zugleich Teilnehmer an des Herrn Tisch und an dem Tisch des Teufels sein?

Wie könnt ihr sowohl den Kelch des Herrn trinken als auch den des Teufels und in der Gemeinschaft Christi sowohl als in der des Antichristen sein?

Ihr könnt nicht zwei Herren, die wider einander sind, zugleich dienen; ihr müsst den einen lieb haben und den anderen hassen, dem einen anhangen und den anderen verlassen. Ihr müsst mit Christus sein oder gegen ihn, mit ihm sammeln oder zerstreuen (Mt 6,24).

Nachdem wir nun durch des Herrn Gnade eurer Prediger Sendung, Lehre und Leben mit so offenen Augen sehen, wie sie laufen ohne berufen zu sein, wie sie Gottes Wort verfälschen, ein mutwilliges, fleischliches Leben führen, das arme Volk verführen; und da wir so gründlich von der Schrift ermahnt werden, dass wir solche Prediger lassen, scheuen und meiden sollen, weil sie so ganz wider Christus und sein Wort handeln, begehren wir auch in dieser Sache unseres Hirten Stimme gehorsam zu sein, wie allen frommen Schafen Christi gebührt, denn den Gehorsamen ist das Reich verheißen, wie die Schrift sagt:

»Nicht die, welche sagen, Herr, Herr, sondern die den Willen meines Vaters tun, werden in das Himmelreich kommen.« (Mt 7,21)

Und haben also, nach Inhalt von Gottes Wort, uns von ihrer Lehre, ihren Sakramenten und ihrem Gottesdienst abgewandt und bezeugen das mit Mund und Leben, mit Gut und Blut, vor Herren und Fürsten, vor Städten und Ländern, euch und der ganzen Welt zur Ermahnung, Lehre und Anweisung, auf dass ihr alle miteinander, beide Lehrer und Zuhörer, recht aufwachen möchtet, der Wahrheit nachdenken, Buße tun, das Reich und die Gemeinschaft des Antichristen verlassen und in das Reich und die Gemeinschaft Christi eintreten und so eure armen, elenden Seelen aus dem Netz des Unglaubens ziehen und erretten und ewig selig werden mögt.

Denn wir wollen viel lieber Elend, Armut, Trübsal, Hunger, Durst, Hitze, Kälte, Banden und Tod an unserem sterblichen Fleische leiden und bei des Herrn Wort bleiben, als dass wir ein loses, freies Leben mit der Welt führen und um solches kurzen, vergänglichen Lebens willen unsere armen, elenden Seelen ins Verderben bringen sollten.

Wir glauben mit dem heiligen Petrus, dass es besser sei, Gott zu hören, denn die Menschen; besser mit der keuschen Susanna in die Hände der Menschen zu fallen, denn in die Hand Gottes. Alle die den Herrn fürchten, mögen es lesen und richten.