Ein schönes neues geistliches Lied, aus einer Historie gezogen von denen dreyen Christen, wo aus Thessalonich in die Pfaltz gekommen sind.
Dieses Lied ist gemacht worden Anno Domini 1540,
Und geht Im Ton: „Es gieng ein Fräulein mit dem Krug, (1)
1
O Herr thu auf die Lefzen mein,
Daß ich fein klar mög singen,
Ein wahrhafte Historie fein,
Die ich doch kurz thät finden.
2
Drey Christen wurden ausgesandt
Von Thessalonich here,
Die kommen sind in Ungarnland
In Ober=Pfaltz gar färe.
3
Von der Gemein wurden sie g`sandt
Dann sie hatten vernommen,
Daß in Ungern und Teutschenland
Ihr Glaubens=G’nossen wohnen.
4
Sie sind gezogen über das Meer,
Ihr Leben thäten sie wagen,
Die Liebe hat sie drungen ferr,
Der Herr thät sie bewahren.
5
Sie forschten fleißig nach dem Volk
Da sie in Ungeren kamen,
Sie wurden bald von einem Pfaff
Zu den Huterischen geführet.
6
Da haben sie durch den Latein,
Sie wohl thun untersuchen,
Von ihrem Leben und Wandel schon,
Und auch von ihrem Glauben.
7
Da sie nun all Artickel wohl,
Fein haben untersuchet,
Da haben sie sich ungeleich
In drey Artickel funden.
8
Die will ich hierauf zeigen an
Welche es sind gewesen,
Ist die Meidung und Gemeinschaft schon,
Und wie sie da thun leben.
9
Den dritten ich auch thu zeigen an,
Daß sie nichts wieder geben,
Denen die von ihnen thun gan,
Und aus der G`meinschaft fallen:
10
Dann die drey Männer haben bekennt,
Daß ihre Gemeinschaft bestande
Mehr in Herrschaft und in Knechtschaft,
Dann ein gerechte G’meine.
11
Da sind sie in großer Traurigkeit,
Mit weinenden Augen g`scheiden,
Und war ihnen auch gar herzlichleid
„Daß sie so weit seind g`reiset.
12
Und haben doch nichts ausgericht,
Darum sie her sind kommen,
Und funden ihres Glaubens nicht,
Wie sie hatten vernommen.
13
Sie wurden von gemeldtem Pfaff
Zur Schweitzer Gemein geführet,
Ja die doch waren arm und schlecht
Dem Bethlehem zu vergleichen.
14
Doch haben sie am selben Orth,
Ihre liebe Brüder funden,
Daß sie erfüllt mit großer Freud,
Zu beyden Seiten großes Wunder.
15
Gleich wie die Weisen aus Morgenland,
Die zu Herodes kamen,
Suchten Christum zu Jerusalem,
Den sie da nicht han funden.
16
Sonder zogen nach Bethlehem,
In ein verachtes Städtlein,
Darin sie ihn gar bald funden,
In einer Kripfen schlechte.
17
So haben die drey Christen auch,
Ihre liebe Brüder funden,
Ein anderen haben sie bekennt,
Zur selben Zeit und Stunden.
18
Dann sie haben sich untersucht,
Und alles einig funden,
In allen Artickelen ihres Glaubens,
Zur selben Zeit und Stunden.
19
Nun möcht ich euch auch zeigen an,
Von der Schweitzer Gemeine,
Wie daß etlich von ihnen sind,
Neun Jahr gefangen gewesen.
20
Um die Zeugniß der Wahrheit klar,
In dem Schloß zu Passaue,
Und haben glitten Schmach und Schand,
Bey der Wahrheit bestanden.
21
Nun will ich euch auch zeigen an,
Wie sie da loß sind worden,
Durch einen Herren von Janitzreich,
Der für sie Bürg ist worden.
22
Jetzunder will ich melden fort,
Von denen dreyen Christen,
Was sich noch zugetragen hat,
Ehe sie thäten fort reissen.
23
Sie thäten das Brod brechen fein,
Mit denen Brüdern einig,
Und haben ihnen es bekennt,
Für die recht Gottes G’meine.
24
Und thäten es auch zeigen an:
Daß zu Tessalonich wäre,
Die G’mein Gottes fest blieben stahn,
Von der Zeit der Apostlen here,
25
Im Glauben unverändert steif,
Und haben auch die Briefen,
Die Paulus selbst mit seiner Hand,
An die G`mein hat geschrieben.
26
Nach diesem allem sind sie fein,
In gutem Frieden geschieden,
Mit Weinen in der Liebe rein,
Und mit dem Kuß des Friedens.
27
Von diesen dreyen Brüdern fein,
War einer ein Kleider=Macher,
Hat zur Zeugniß die Hand=Scheer sein,
Der Gemein zu Passau glassen.
28
Diese Geschicht war nicht gering,
Sondern bekannt den Gemeinen,
Der Ober=Pfaltz und Mähren auch,
Da sind sie durch gereiset.
29
Die Männer die darbey sind geweßt,
Und dieses selbst gesehen,
Das ist Hans Fuhrman und Hans Brätt,
Die lang sind g`fangen g’wesen,
30
Mit noch zwölf anderen Personen,
Bey ihnen wie oben ist gemelte,
Der Herr thät sie erlösen fein,
Zuletzt aus dem Elende.
31
Die Ding thät uns erzählen fein,
Ja Lienhardt Kur der alte,
Der das alles hat erlebet fein,
Und gute Zeugniß hatte.
32
Hierbey thu ich auch zeigen an,
Daß die Taufs=Gesinnt auch waren
Alle bestanden in Einigkeit,
Die unzerspalten waren.
33
Die Aeltesten thäten ihnen Recht,
Nach der Lehr der Aposteln,
Mit Tauf, Nachtmahl und Vorbietung
Die rechte Ordnung führen.
34
Hierbey will ichs kurz bleiben lahn,
Und Gott befohlen haben,
Betracht es wohl o Bruder mein,
Was wir für Zeugniß haben.
35
Verlaß dich aber nicht darauf,
Daß du empfangen habest,
Bewahr es wohl, daß nicht die Kron
Dir noch genommen werde:
36
Niemand wird die Kron vor der Zeit,
Wer die Kron will gewinnen,
Der streit nur redlich allezeit
Mit allen Frommen, Amen.
ENDE.