Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 98. Lied

Ein ander Lied.
Im Ton: „O Herre Gott, dein göttlich Wort.“ (9)

1
O Herre Gott, groß ist die Noth,
In diesen letzen Zeiten.
Wer dein Wort hört, und sich bekehrt,
Thut alle Sünd vermeiden,
Der ist dem Raub alsbald erlaubt,
Allhie auf dieser Erden,
Um deinen Nam, von jedermann
Muß er gehasset werden.

2
Die Kinder dein leiden viel Pein,
Von dieser argen Welte.
Geschicht ihn`n drum, daß sie sind fromm,
Deß müssen sie entgelten.
Von jedermann Verfolgung han,
Um dein göttliches Worte,
Man treibt sie aus, von Haab und Haus,
Und leidt`s an keinem Orte.

3
Das aber ist durch Jesum Christ
Uns all`s vorhin verheissen.
Wie`s mir hond thun, wirds euch auch gohn,
Dem Jünger als dem Meister,
Darum er spricht: Fürchtet euch nicht,
Und laßt euch nicht bewegen
Auf dieser Erd, du kleine Heerd,
Gott wird dir sein Reich geben.

4
Es wird die Welt gar mannigfalt
Uebels von euch thun reden,
Auch g`fangen führn in ihre Thürn,
Und euer etlich tödten.
Darum wer mein Jünger will seyn,
Der muß sein Creutz auch tragen.
Mir folgen nach, leiden viel Schmach,
Das will ich euch vorsagen.

5
Merkt diesen B’richt, wenn das geschicht,
Solt ihr denken darane,
Wie ich euch hab das vorgesagt,
Es wird euch also gohne.
Freud solt ihr hon, dann euer Lohn
Ist groß im Himmelreiche.
Wer mich bekennt, verharrt ans End,
Soll leben ewigliche.

6
Es kommt die Zeit, die Obrigkeit,
Die wird euch tödten lohne,
Und meynen schon, sie hab daran
Gott einen Dienst gethone.
Dann ich hab euch zu meinem Reich
Erwählt von dieser Welte.
Drum sie euch schändt, und nit erkennt,
Thut euch lästern und schelten.

7
So aber ihr, das glaubet mir,
Wäret von dieser Welte,
Hieltend ihr Bräuch, so liebt` sie euch,
Thät euch nicht also schelten.
Was aber ist in dieser Frist
Vor der Welt hoch geehret,
Das ist fürwahr ein Greuel gar
Geacht vor Gott dem Herren.

8
Darum habt Freud, zu aller Zeit,
So euch die Welt thut hassen,
Gedenkt daran, wie`s mir hat than
Vor euch auch gleicher Massen,
Desgleichen auch, mit solchem Brauch,
Auch ihre Väter thäten
Zu aller Zeit, groß Pein und Leid,
Den heiligen Propheten.

9
Die Heilgen rein, allsammt gemein,
Jetzt und zu allen Zeiten
Haben erduld, ohn alle Schuld,
Von der Welt großes Leiden.
Dann wer je Gott gedienet hat,
Dem ists also ergangen,
Mit Abel hat die Pein und Noth
Zum ersten angefangen.

10
Nach ihm auch gar, die heilig Schaar,
Die vor euch ist gewesen,
Welcher war fromm, der mogt kurtzum
Vor der Welt nie genesen.
Damit das Blut, der Frommen gut
Alles gefordert werde
Von diesem G`schlecht, das meine Knecht
Tödtet auf dieser Erden.

11
Also es Gott verordnet hat,
Daß es muß also gahne,
Auf daß da werd, auf dieser Erd
Bekennt sein heilger Name.
Des Menschen Sohn mogt selbst nit hon,
Da er sein Haupt hin legte,
So die Füchs schon ihr Gruben hon,
Und ihr Nestlein die Vögel.

12
Welcher nun mein Jünger will seyn,
Der muß die Welt verlassen,
Im Herzen sein, auch werden rein,
Sein eigen Leben hassen,
Darzu auch hie, spat unde früh
Sich all sein`s Guts verwegen.
Sein Kind und Weib, auch eigen Leib
Alles in die Schanz geben.

13
Dann wer verlaht, alls was er hat,
Haus, Acker, Weib und Kinder
Der wirds bereit in dieser Zeit
Hundertfältig wieder finden
Darum daß er, folgt meiner Lehr,
Und ist wieder gebohren,
Ist er bereit, in Ewigkeit,
Zu Gott`s Kindern erkohren.

14
Wer aber hie spat unde früh,
Mein Creutz von ihm thut schieben,
Ist mein nit werth, weil er auf Erd
Für mich etwas mag lieben,
Kann auch nit seyn, ein Diener mein,
Weil er sich mein thut schämen,
Vor`n Menschen hie, den werd ich je
Vor Gott auch nit bekennen.

15
Wer mich bekennt, sich mein nicht schämt
Vor`n Menschen hie auf Erden,
Den will ich schon bekennen thun
Vor`n Engeln Gott des Herren,
Weil er allein, das Leben sein
Für mein Wort thut darstrecken.
So wird ihn Gott, aus diesem Tod
Zum Leben auferwecken.

16
Also auch die Apostel hie
Gleich also zeugen eben,
Als Paulus meldt, und klar erzählt
Spricht also: euch ist geben
Zu dieser Frist, in Jesum Christ
Zu glauben nicht alleine,
Sondern auch hie, spat unde früh
Leiden um das Wort seine.

17
Wer mit ihm leidt, wird auch die Freud
Ewiglich mit ihm haben,
Darum greift an, die rechte Bahn,
So erlangt ihr die Gaben.
Dann Christus hat, in diesem Pfad
Mit Leiden uns vorgangen
Durch viel Trübsal, im Jammerthal,
Muß man sein Reich erlangen.

18
Er ist das Haupt, wer an ihn glaubt,
Der muß theilhaftig werden
Der Pein und Noth, darzu den Tod
Leiden auf dieser Erden.
Wer mit ihm stirbt, der nicht verdirbt,
Sondern wird mit ihm leben
In seinem Reich, da wird ihm gleich
Ein Kron des Lebens geben.

19
Da werden schon, die Frommen hon,
Alles was sie begehren
Was ihnen Gott verheissen hat,
Deß wird er sie gewähren.
Ja er wird sie aus aller Müh
Erlösen und erretten.
Dann werd`n die Feind, der`n jetzt viel seynd,
Unter die Füß getretten.

20
Am selben Tag viel Leid und Plag
Wird schnell über sie kommen,
Aber groß Glück, im Augenblick
Erscheinen allen Frommen,
Groß Fried und Freud wird ihn fürs Leid,
Wie es Gott hat verheissen
Vor langer Zeit, in Ewigkeit
Wird ers sein`n Kindern leisten.

21
O Herre Gott, aus aller Noth
Wollst du dein`n Kindern helfen,
Die jetzund hie, spat unde früh,
In Trübsal zu dir gelffen.
Hör unser Bitt, verlaß uns nit,
Hör das Seufzen der G’fangnen,
Was wir begehrn, thu uns gewährn,
Laß uns dein Freud erlangen.

22
Das wollen wir warten von dir,
Auch steif in Hoffnung leben,
Du wirst dein Kraft, und Geistes Saft
Zur Zeit der Noth uns geben,
Dieweil wir seynd unter dem Feind,
Der dich und uns thut hassen.
O Herre Gott! hilf in der Noth,
Thu dein Volk nicht verlassen.

23
O lieber Herr, dir g`hört die Ehr,
Jetzt und zu allen Zeiten,
Daß sie dir werd auf dieser Erd,
Und auch in Ewigkeiten,
Durch dein Gemein, welche allein
Thut fürchten deinen Namen.
Herr uns bewahr, vom Uebel gar,
Durch Jesum Christum, Amen.