Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 97. Lied

Ein ander schön Lied.
Im Ton: „Ungnad begehr ich nicht von dir, ⁊C.
M.S. (13)

1
Wohlauf, Wohlauf, du Gottes G’mein,
Heilig und rein
In diesen letzten Zeiten,
Die du ein`m Mann erwählet bist,
Heißt Jesus Christ
Thu dich ihm zubereiten.
Leg an dein Zier, dann er kommt schier,
Darum bereit das Hochzeit=Kleid,
Dann er wird schon, die Hochzeit hon,
Dich ewig nicht mehr von ihm lohn.

2
Das Kleid davon gemeldet ist, in dieser Frist,
Soll heilig seyn und reine,
Soll weder Fleck noch Runzel hon, solt du verstohn.
So will Gott hon ein G’meine.
Darum er hat, geben in Tod
Sein liebes Kind, vor deine Sünd,
Aus lauter Gnad, dein Missethat
Dir Gott dein Herr vergeben hat.

3
So nun dein Sünd vergeben ist,
Durch Jesum Christ,
Hat dich Gott neu gebohren,
Im Tauf durch den Heiligen Geist,
Daß du nun heißt
Ein Braut Christi erkohren.
Halt dich allein, des G’mahles dein,
Biß ihm bereit, zu aller Zeit
Kein andern Mann, solt nehmen an,
Dich fein alleinig halten thun.

4
Der Widerchrist zu dieser Frist ein Buhler ist,
Wollt dich ihm gern absetzen,
So halt nun stäts von Herzensgrund, steif seinen Bund,
Mag er dich nit verletzen,
Wiewohl er dich gar hart anficht,
Kehr dich nicht dran, du hast ein Mann,
Der wird dich bald mit seinem G’walt
Führen zu Freuden mannigfalt.

5
Du mußt aber vor haben Leid, ein kleine Zeit,
Damit will dich probiren
Der G’mahel dein, ob dich allein wolst halten sein
Und ihn wahrhaftig ehren,
Darum so hör kein fremde Lehr,
Weich nit von Gott, in aller Noth,
Wird er sich dein erbarmen fein,
Dich erretten aus aller Pein.

6
Denn er hat dich zu ihm bekehrt, auf dieser Erd,
Aus lauter Gnad und Güte.
Da zu ins Buch des Lebens fein geschrieben ein,
Er will dich auch behüten,
In Ewigkeit, vor allem Leid,
Ja so du hie spat unde früh
Hältst seinen Bund, mit Herz und Mund,
Bist du erlößt aus`m Höllengrund.

7
Darum so halt in hohen Ehrn, Gott deinen Herrn
Mit Fleiß solt du ihm dienen,
Zu aller Zeit in G`rechtigkeit,
Biß ihm bereit, ihm allein und sonst niemen.
Auf dieser Erd, kein Feur noch Schwerdt,
Noch ander Noth, solt dich von Gott
Nit schrecken lohn, so wird er schon
All deins Leids dich ergötzen thun.

8
So du nun steif in sein`m Wort bleibst, davon nit weichst,
Wankest zu keiner Seiten,
Alsdann so wird dein Gott, all Pein und Noth,
Darzu auch alles Leiden
Nehmen von dir, das glaub du mir,
Dann er hat schon verheissen thun,
Er woll dein Leyd in dieser Zeit
Verkehren zu ewiger Freud.

9
Darum so bleib in seiner Furcht, mit Fleiß ihm g’horch,
Thu ihn von Herzen bitten,
Daß er dich führ in G`rechtigkeit, daß du allzeit
Haltest sein Recht und Sitten.
Dann ohn sein Kraft, du nichts vermagst,
Darum sprich: Herr, dir g`hört die Ehr,
In dieser Zeit und Ewigkeit
Sey dir Lob, Ehr und Preiß bereit.

10
So laß dir Herr befohlen seyn, die Kinder dein,
In diesen Jammer=Zeiten.
Herr Gott, dich deines Volks erbarm,
Dein starker Arm, thu selber vor sie streiten,
Dein Kraft oblieg, daß dir der Sieg
Gegeben werd auf dieser Erd,
Durch dein Gemein, die Ehr allein,
O Herr bewahrs, daß sie bleib rein.

11
Du wollst die Tag verkürzen thun, schnell kommen lahn
Das Elend um dein`r Braut willen,
Sie zu dir nehmen in dein Reich, und ewiglich
Mit deiner Kraft erfüllen.
Dann in der Zeit ist Brechlichkeit
Darum, o Herr, dein G`mein verklär
In deinem Reich, daß sie geleich
Dein Namen lobe ewiglich.
Amen.