Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 95. Lied

Ein ander Lied.
Im Ton: „Wach auf, mein Seel, dann es ist an ⁊C.
M. S. (18)

1
Mit Lust und Freud will ich Gott lobsingen,
Dem Vater gut,
Mein Geist thut darnach ringen.
Dann er mein Herz erfreuen thut,
Mit seiner Gnad er mir allzeit beystaht.

2
O Herr Gott! du hast mich aus Gnad erwählet,
Auf dieser Erd
Unter dein Kinder zählet.
Darum dein Nam gepreiset werd,
Mein Lebenlang will ich dir sagen Dank.

3
Ich kann dein Glorie nit groß g’nug aus sprechen,
Daß du die Sünd
Mir nicht mehr willt zurechnen.
Du nimmst mich an zu deinem Kind,
Deß dank ich dir mit herzlicher Begier.

4
Was soll ich dir vor diese Gutthat geben,
Daß du mich Herr nimmst aus dem Tod ins Leben,
Vertreibst die Sünd von mir so ferr
Ja daß sie mich, nit verdammt ewiglich.

5
Herr! ich hab nichts, es ist vor alles deine,
Richt zu dein Lob, wohl in dem Herzen meine,
Mach mich beständig in der Prob,
Daß ich bekenn dein Namen bis ans End.

6
O Herr, daß ich dir würdiglich mög danken,
Mein Lebenlang.
O Gott laß mich nicht wanken,
Führ` mich und leit du meinen Gang,
Durch deinen Geist,
Daß nicht mehr herrsch mein Fleisch.

7
Dann ich bin je ein schwaches Gemächte,
Ich bin nur Staub,
O Herr stärk deinen Knechte,
Gib Kraft daß nit aufhör mein Glaub
Sondern mich üb, ewig in deiner Lieb.

8
Du hast mich aufgenommen in dein Gemeine,
Drum bitten wir,
Mach uns heilig und reine,
Auf daß wir mögen danken dir.
Dann du bist der, dem g’hört allein die Ehr.

9
Du bist ein König, man soll dich billig ehrn,
Ein grosser Herr
Man soll dich fürchten sehr.
Bist Gott allein, sonst keiner mehr,
Darum, o Herr, kein`m andern laß die Ehr.

10
Dein Volk das du dir jetzund thust erwählen,
Zu deinem Lob
Laß dirs niemand abfällen,
Sondern dein Kraft laß siegen ob,
Führ deine Kind, Herr, du selbst überwind.

11
Dann ohn dich wär es schon mit uns verlohren,
Der Sieg ist dein
Du Heyland auserkohren.
Darum so stärk du dein Gemein,
Auf daß sie dich, Herr, lobe ewiglich.

12
O Vater gut! laß uns dir seyn befohlen,
An uns gedenk,
Thu uns schier zu dir holen.
Gib Kraft und Stärk daß keiner wänk,
Sondern dein G’mein, dich Herr preise allein.

13
Lob, Ehr und Preiß wir Gott dem Herren leisten,
Auch seinem Sohn,
Darzu dem Heilgen Geiste,
Als er im Anfang war und nun,
Ihm sey bereit, Lob, Ehr in Ewigkeit.
Amen.