Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 90. Lied

Ein Lied,
Im Ton: „Ein Blümlein auf der Heyden. (2)

1
Gelobt sey Gott der Herre,
Der da wohnet im Licht,
Was lebet hie auf Erden,
Dasselbig nicht ansicht.
Allein vor ihm thun stohne
Die Engel allgemein,
Die ihn thun schauen ane
Durch ihn Verwandlung hone
In Wind und Feuers Schein.

2
Darum Gott wird genennet
Ein Feu`r in Moses B`richt
Blitz, Donnerstimm er sendet,
Vernimm der Alten G’schicht.
Ließ sich Gott der Herr finden,
Israel auf dem Berg,
Der Berg mit Feur thät brennen.
Gottes G’walt war darinnen,
Zeigt ihn`n an seine Werk.

3
Niemand kann Gott entrinnen,
Was war und je mag seyn,
Im Feur müssen verbrennen
All Creaturen g’mein.
Wie er sie hat erschaffen,
Den Himmel sammt der Erd,
Werden zergehn und krachen,
Wird sie wieder neu machen,
Die Schrift uns solches lehrt.

4
Ein Kraft in allen Dingen,
Ist GOtt der HErr allein.
Von ihm thut ausser dringen
Ein Licht von hellem Schein.
Damit thut er vertreiben
Was Sünd und finster ist,
In den menschlichen Leiben
Thut er das Licht einschreiben,
So man glaubt Jesu Christ.

5
Der ist der Weg zum Leben,
Führt in des Vaters Reich.
Dasselb niemand wird geben,
Er wird dann Christo gleich
Mit Creutz, Trübsal und Leiden,
Allhie in dieser Frist,
Alsdann ist ihm bescheiden
Die Herrlichkeit und Freude,
Und erbt mit Jesu Christ.

6
Darum auch ist erschaffen
Der Mensch zu Gottes Werk
Daß er ihn groß soll achten,
Ermessen Kraft und Stärk
Damit Gott thut umgeben
Hoch, tief, weit und breit
All Creatur, merk eben,
In ihm haben das Leben,
Er herrscht in Ewigkeit.

7
Weil du nun bist der Herre,
Der alle Ding erfüllt,
Im Himmel und auf Erden,
Die Ehr du haben wilt,
Daß dir dieselb werd geben
Durch alles G`schöpfe dein,
Darum bereit uns eben,
Dein Kraft mach in uns leben,
Daß wir dich loben fein.

8
Würdig bist du zu nennen,
Preiß, Ehr und Herrlichkeit,
Daß du dich gibst zu kennen
Dem Menschen in der Zeit.
Thust G`meinschaft mit ihm haben,
So er doch Staub thut seyn,
Füllst ihn mit deinen Gaben
Sein Seel in dir läßt laben,
Herr, dir sey Lob allein.

9
O wer kann gnug ermessen
Dein grosse Herrlichkeit?
Herr, laß uns nicht vergessen
Dein Gab in dieser Zeit,
Welche du uns hast geben
In dein`m Sohn Jesu Christ,
In uns bewahr sie eben,
Daß wir darinnen leben,
Zu dein`m Lob in der Frist.

10
O Mensch! nimm groß zu Herzen
Die Treu und Gütigkeit,
Wie sich für dich in Schmerzen
Christus gab in der Zeit,
Durch Creutz, Trübsal und Leiden
Vertilgt hat deine Sünd,
Damit dir auch bescheiden
Sein Reich mit ewig Freuden,
Dich g`macht zu Gottes Kind.

11
Darum solt du Gott preisen
Allezeit früh und spat,
Daß er dich hat thun weisen
Ins Leben aus dem Tod.
Von ihm solt du nicht weichen
Allhie in dieser Frist,
Sondern forthin streichen,
Bis daß du thust erreichen,
Das Ziel ist Jesus Christ.

12
Wirst du dasselb erlangen
Nach Gottes Wort allein,
So wirst du auch empfangen
Das ewig Reiche sein.
Darin`n so wirst du nehmen
Ein Kleid von reiner Zierd
Thust du Christum bekennen,
Verharren bis ans Ende
Den Engeln du gleich wirst.

13
Jetzt und zu allen Zeiten,
Kraft, Ehr, Lob und auch Preiß,
Sey Gott in Ewigkeite,
Durch seinen heilgen Geist.
Daß du uns thust bereiten
Mit deiner ew’gen Hüt
Herr Gott, in allem Leiden
Thu du selbst vor uns streiten,
Was verrückt unser G’müth.