Eine schöne Historie, die sich unter Kayser Valerio hat zugetragen, von einer Jungfrauen, Pura genannt, und einem Jüngling.
Geht in Georg Wagners Melodey. (5)
1
Ambrosius klärlich beschrieb
Eine G`schicht von Christlicher Lieb,
So sich hat zugetragen,
Unter Kayser Valerio
Der ließ die Christen plagen.
2
Als er gen Antiochiam kam,
Ein Jungfrau, Pura war ihr Nam,
Ein Christin ward gefunden,
Die ward da vor den Kayser bracht,
Der ließ sie zu der Stunden
3
Führen in ein Schandhaus gemein
Die Jungfrau züchtig, keusch und rein,
In Spott und Schmach zu schänden.
Die Jungfrau rief in dieser Noth
Zu Gott, und wandt ihr Händen.
4
Errette mich du Sohn David,
Vor Sünd und Schand Herr mich behüt,
Laß dich mein`s Leids erbarmen.
Das bitt ich dich durch Jesum Christ
Komm bald zu Hülf mir Armen.
5
Die Klag erhört ein Jüngling fein,
Ein Christ der ging zu ihr hinein,
Sprach, Jungfrau biß ohn Sorgen,
Von mir solt bleiben ungeschändt,
Wart mit Gedult bis Morgen.
6
So will ich dir helfen davon,
Bald leg du meine Kleider an,
Und geh aus dem Schandhause,
So leg ich auch an dein Gewand,
Und bleib hierin`n ohn Grause.
7
Die Jungfrau lobet Gott zuhand
Ging hin in des Jünglings Gewand.
Bald kam ins Haus gemeine
Von Kaysers Hof ein Trabant alt
Fand den Jüngling alleine
8
Sitzen in jungfräulicher Waht.
Der Trabant stund vor ihm schamroth,
Und thät ihn hart verschmähen,
Ging hin und sagts dem Kayser an,
Der ließ den Jüngling fahen.
9
Der Kayser ward ergrimmet sehr,
Fragt ihn ob er ein Christ auch wär,
Der Jüngling Antwort gabe:
Ich glaub in Christum, bin getauft,
Von ihm weich ich nicht abe.
10
Der Kayser bald das Urtheil gab,
Daß man ihm`s Haupt solt schlagen ab,
Ward bald dem Henker geben.
Der führt ihn aus auf die Richtstatt,
Wolt ihm nehmen sein Leben.
11
Bald das erhört die Pura fromm,
Daß man ihn da wolt bringen um,
Lief sie in diesen Nöthen
In schneller Eil auf die Richtstatt,
Wolt ihren Bruder retten.
12
Ich bin schuldig an deinem Tod,
Sprach die Jungfrau in dieser Noth,
Herzlieber Bruder meine:
Darum ich vor dich sterben will,
Rette das Leben deine.
13
Der Jüngling züchtig Antwort gab,
Ach Pura laß zu bitten ab,
Sterben will ich alleine,
Und preisen heut mit meinem Blut,
Gott unsern Vater reine.
14
Pura die züchtig Jungfrau sprach,
Ich leid vor dich den Tod und Schmach,
Zu Lob des Herren Namen:
Der helf uns wieder gnädiglich,
In seinem Reich zusammen.
15
Bald das erhört der Wüterich,
Daß die Christen so williglich
In Tod ergeben hätten;
Je ein`s vors ander sterben wolt,
Ließ er sie beyde tödten.
16
Also erlangten sie die Kron,
Bey Gott die ewig Ruh und Wohn,
Ihr Christen allgemeine
Laßt euch dies seyn ein Spiegel klar,
Und schaut mit Fleiß hineine.
17
Den Glauben auch mit Lieb beweiß,
Bitt Gott, sein ist allein der Preiß:
Daß wir auch allesamen
Von Herzen mögen folgen nach,
Durch Jesum Christum, Amen.
Hans Buchel.