Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 78. Lied

Ein ander schön Lied.
Im Ton, wie das Tholer Lied. (2)

1
Christe, freundlicher Ritter!
Hab Acht auf den Hauptmann.
Der Streit ist hie gar bitter
So du kommst auf den Plan,
Die Feind werd`n dich umringen,
Welt, Fleisch, Sünd, Teufel, Tod,
Thu dein`m Hauptmann zuspringen
Die Feind wird er umbringen,
Dir helf`n aus aller Noth.

2
Paulus der hat geschlagen
In seiner Liberey
Schild, Helm, Panzer und Kragen,
Ein Schwerdt ist auch darbey,
Damit sollt du dich rüsten,
Wapnen zu aller Zeit,
Der Feind mit tausend Listen
Streit wider die frommen Christen,
Durch sein Boßheit und Neid.

3
Man muß beym Fähnlein bleiben,
Das uns verkündet ist,
Davon laß dich nicht treiben,
Vom Hauptmann Jesu Christ.
So du mit ihm willt erben
Die herrlich Kron und Freud,
Triumph und Sieg erwerben,
Mußt auch hie mit ihm sterben,
Haben Trübsal und Leid.

4
Gefangen und geschlagen
Ward Christus der Hauptmann,
Also thut man auch plagen,
Wer geht auf seiner Bahn.
Groß Noth ist jetzt vorhanden
Allhie auf dieser Erd
Man sucht uns auch mit Banden,
Fast schier in allen Landen,
Wer zu Christo begehrt,

5
Zu ihm will man nicht lassen
Sein treue Ritter gut,
Verlegt ihn`n alle Straßen,
Bis man sie fahen thut.
Da hebt sich Würgen und Stechen,
Grausame Tyranney.
Unser Hauptmann wird`s rächen,
Sein`r Feind Gewalt zerbrechen,
Er steht sein`m Häuflein bey.

6
Gottes geliebte Ritter,
Seyd mannlich in dem Streit,
Das grausam Ungewitter
Währt nur ein kleine Zeit.
Thut nur beständig bleiben,
Seyd treu bis in den Tod,
Laßt euch zurück nicht treiben,
Ihr seyd Mann oder Weiben,
Vertrauet unserm Gott.

7
Preiß und Lob wir ihm geben,
Sein ist allein die Ehr.
Dieweil wir hond das Leben,
Hilf uns, o Gott mein Herr!
Erhör du unser Klagen,
Sieh auf die Kinder dein,
G’fänglich thut man uns plagen,
Aus allem Land verjagen.
Mein Gott! sieh du doch drein.

8
Amen, es wird geschehen
In einem Augenblick
Wird man Gottes Macht sehen,
Wie er der Welte Tück
Gar bald wird offenbaren
Darzu ihren Hochmuth,
Der jetzt mit G’walt thut fahren,
Mein Gott! thu uns bewahren,
Halt uns in deiner Hut.
Amen.