Ein ander schön Lied, in eigenem Ton.
Christoph Baumann. (12)
1
Wo soll ich mich hin kehren,
Ich dummes Brüderlein,
Allein zu Gott mein`m Herren,
Der wird mein Helfer seyn.
In aller meiner Noth
Vertrau ich dir, o Gott!
Du wirst mich nicht verlassen,
Mir beystehn bis in Tod.
2
Ich hab mir auserkohren,
Mein Gott, dein theures Wort,
Darum hab ich verlohren
Der Welt Huld an allem Ort,
Gott`s Huld liebt mir vorbaß,
Drum ich die Welt verlaß.
Hab Urlaub, arge Welte,
Ich bleib auf Christi Straß.
3
Durch dich bin ich gezogen,
Du ungetreues Meer,
Hast mich lang gnug betrogen,
Aufg`halten mit dein`m Heer.
Ich war der Sünden Knecht,
Thät wider Gott unrecht,
Ward lieb und werth gehalten,
Jetzt bin ich gar verschmächt.
4
Ein Schauspiel in der Welte
Jetzund an allem Ort,
Thun mich ein Ketzer schelten,
Daß ich lieb Gottes Wort.
Kein bessern Schatz ich hab,
Laß mich nicht wenden ab
Von meinem Gott und Herren,
Darum bin ich schabab.
5
Kein Platz hab ich auf Erden,
Wo ich doch nur hin komm,
Muß ich gepeinigt werden,
Armuth ist mein Reichthum,
Creutz und Trübsal mein Freud,
Band und G’fängniß mein Kleid.
Solche Hof=Farb thut geben
Der König in Ewigkeit.
6
Mit Ruh mag ich nicht bleiben
Bey den Thieren im Wald,
Herfür thut man mich treiben,
Wo ich mich aufenthalt.
Darf nirgends in kein Haus,
Sonst jagt man mich doch draus,
Muß mich dücken und schmiegen,
Verkriechen wie ein Maus.
7
Ich bin auch gar verlassen
Von allen Freunden mein,
Verlegt sind mir all Strassen,
Ihr G’fangner muß ich seyn.
Wo sie nur finden mich,
Da muß her halten ich
Thun mich rauffen und schlagen,
Hassen unschuldiglich.
8
Sie thun mir nicht vergönnen
Vom Tisch die Brösamlein,
Das Wasser aus dem Brunnen,
Noch auch der Sonnen Schein.
Vor ihn`n hab ich kein Fried,
Ins Haus lan sie mich nit,
Sie thun sich mein auch schämen
Daß ich Christo nachtritt.
9
Ich bin verkauft, verrathen,
Von denen allermeist,
Den`n ich meine Wohlthaten
Mit Lob allzeit geleist,
Gelauffen Tag und Nacht,
Treulich vor sie gewacht,
Darum thun sie mich führen
Wie ein Lämmlein zur Schlacht.
10
Ihr Heyl das thät ich suchen.
Sie habens nicht erkennt,
Thun mich darum verfluchen,
Verjagen ins Elend.
Im Haus, Feld, Holz und Wald,
Wo ich mich aufenthalt,
Thun sie mich herfür ziehen,
Treiben mit mir Gewalt.
11
Gleich wie man pflegt zu hetzen
Ein Hirschlein in dem Wald,
Also ist mir das Netze
Gestellt, suchen mich bald,
Wo mich dann einer findt,
Darauf schlägt, sticht und bindt,
Muß all Winkel ausschlieffen
Im Regen und im Wind.
12
Es thun mich auch verdammen,
Die Christen wollen seyn,
Von wegen Gottes Namen,
Schliess`n mich aus ihrer G’mein,
Die scheinheilige Rott
Treiben aus mir den Spott,
Sprechen, ich sey des Teufels,
Und hab hie kein`n Gott.
13
Darum daß ich thu hassen
Ihr Sect und Gleißnerey,
Und flieh der Sünden Strassen,
Geht über mich groß G’schrey.
Ketzer hinweg mit dir,
Mein Sünd mir werfen für,
Sprechen: Es soll der Henker
Disputiren mit mir.
14
Thun mich recken und plagen,
Reissen die Glieder mein.
Mein Gott! dir thu ichs klagen,
Du wirst sehen darein,
Wie man so härtiglich
Allhie peiniget mich.
Ich thu mich dir befehlen,
Verlaß mich ganz auf dich.
15
Mein Gott! ich bitt von Herzen,
Vergib ihn`n ihre Sünd,
Die mir zufügen Schmerzen,
Und erhalt deine Kind,
Wo sie sind überall,
In diesem Jammerthal,
Verjagt, geplagt, gefangen,
Leiden große Trübsal.
16
Herzallerliebster Vater,
Führ uns ins g`lobte Land,
Aus aller Pein und Marter,
Schmerzen, Ketten und Band.
Zu deiner heilgen G’mein
Da du wirst g’preißt allein,
Durch deine liebe Kindelein,
Die dir gehorsam seyn.
Amen.