Ein ander schön geistliches Lied, von den drey Erzfeinden.
Im Ton: „Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn.“
Hans Büchel. (6)
1
Herr! starker Gott ins Himmels Thron,
Ich bitt dich durch dein lieben Sohn,
Hilf uns zu diesen Zeiten.
Weil wir, Herr, stehn auf glattem Eiß,
Und um uns liegen ringes weiß
Die Feind auf allen Seiten.
2
Auf diesem Weg hab ich drey Feind,
Die mir allzeit zuwider seynd,
Der Teufel und die Welte,
Darzu mein eigen Fleisch und Blut.
O Gott! halt mich in deiner Hut,
Ob mir ein Fuß entgelte.
3
Noch hab ich ihn`n all`n abgesagt,
Auf dein Barmherzigkeit gewagt.
Ach Gott! hilf mir sie zwingen,
Nach deinem Wort, dir Herr zum Preiß,
Daß ich nicht fall auf diesem Eiß,
Und mich die Feind umbringen.
4
Sie haben mir gelegt viel Strick,
Und weisen uns allzeit zurück
Auf Reichthum, Gut und Gelde,
Vom Trübsal dein auf weltlich Freud,
Und schwören das bey ihrem Eyd,
Der Herrr hab sie bestellte.
5
Bey ihrem Rathschlag ist mir weh,
Dann sie gohn um mich wie ein Löw,
Ob sie mich möchten schlingen.
Noch halt ich ihn`n stäts Widerpart.
Da ich, Herr, schon geschlagen ward,
Thätst du mich wieder binden.
6
Ihr Sendbrief ward mir in mein Hand.
Da ich den las, o Herr, ich fand
Die Wort darin`n geschrieben
Warum ich von ihn`n gangen wär,
Aus ihrer G’mein, es wär ihn`n schwer,
Ich solt seyn bey ihn`n blieben.
7
Krag ab, kurzum war ihr Bescheid,
Stund in dem Brief bey ihrem Eyd
Würd ich nicht wieder sprechen,
Daß Christi Lehr ein Irrthum wär
Kein Frieden hätt ich nimmermehr
Mit Hauen und mit Stechen.
8
Nun höret wie ich weiter las,
Ihr sollet glauben alles das,
So Menschen=Kind gestifte,
Wär auch Evangelische Lehr,
Und solt sie halten vor Brüder,
Also endt sich ihr Schrifte.
9
Eur Feld=Zeichen mir nicht gefällt,
Ihr habt ein` Hure auserwählt,
Von Babylon genennet.
Sie führt den Becher in der Hand,
Mit Sünd sie euch tränkt allesammt,
Damit sie euch verblendet.
10
Lucifer eu`r Oberster ist
Der sendet aus zu aller Frist,
In die Land sein Propheten,
Gar zu verfälschen Gottes Wort
Erlaubet ihnen Raub und Mord,
Die Christen mit zu tödten.
11
Schau an die Schaar der Hauptleut sein,
In Städten liegen wie die Schwein,
Die um das Geld weissagen,
Und wer ihr`r Lehr nicht glauben will,
Zu dem sie schiessen wie zum Ziel,
Mit G’fängniß und verjagen.
12
Christe, du Himmelischer Herr
Zu diesem Streit mein Glauben mehr,
Sonst bin ich bald geschlagen
Von meinem eignen Fleisch und Blut,
Mit List michs oft angreiffen thut,
O Herr, dir thu ichs klagen.
13
Das Wollen, Herr, ist ja bey mir,
Aber Vollbringen steht bey dir,
In allem ob zu siegen,
Auf Hoffnung ich geschworen hon,
Unter das Evangelion,
Herr, laß dein Panier fliegen.
14
Darin`n führst, Herr, dein reines Wort
Den schmalen Weg und enge Pfort,
Das ist Trübsal und Leiden.
Dann wer dein Wort thut nehmen an,
Ist gleich dem Vogel Pelican,
All Schlangen thun ihn neiden.
15
Wenn er von seinem Neste zeucht,
Die Schlang zu seinen Jungen schleicht,
Stellt ihn`n nach ihrem Leben.
Hat die Natur der Vogel gut,
Oeffnet sein` Brust, und läßt sein Blut
Fliessen, thuts ihnen geben.
16
Mit Christo hat es auch die G’stalt,
Wenn er die Jungen sein erhalt
Von allen Feinden eben.
Am Stamm des Creutz`s öffnet sein Brust,
Sein Rosenfarbes Blut mit Lust
Thät vor sein Jungen geben.
17
Als Christus selber lehren thut,
Spricht, welcher von sein`m Fleisch und Blut
Eß, der werd nimmer sterben.
Dann er ist das recht Himmel=Brod,
Drum wer nur glaubet seinem Wort,
Mag der Feind nicht verderben.
18
Christe, du rechter Pelican,
Deine Jungen haßt jedermann,
Und rauft ihn`n aus ihr G’fieder
Glaub, Lieb und G’dult gib ihn`n, o Gott!
Daß sie den Feind in aller Noth
Von Herzen lieben wieder.
19
Her die sich setzen für die Thür
Des Himmelreichs, und schliessen für,
Wann jemand will hineine.
Muß auf dem schmalen Weg für gohn,
Das grosse Heer nicht schrecken lohn,
Das Natterzücht unreine.
20
Es ists täglich Opfer abthon,
Der wüst Greuel ist auf der Bahn,
Und steht an heilger Stätte,
Der grosse Abfall tobt und wüth,
Der Feigenbaum grünet und blüht,
Und Blätter g’wonnen hätte.
21
Reichlich wird Gott begaben dich,
Mit einer Kron dort ewiglich.
Wer steht vor seinen Namen
Dem hilft er bald aus diesem Streit,
Habt Fried und Freud, Gott ist nit weit,
Lobsinget ihm allsammen.
Amen.