Ein anderes Lied, Michael Sattlers, zu Rotenburg am Neckar, mit glühenden Zangen gerissen, die Zunge abgeschnitten, darnach verbrannt, Anno 27, den 21sten May.
Im Ton: „Christe der du bist Tag und Licht.“ (1)
1
Als Christus mit sein`r wahren Lehr
Versammlet hatt` ein kleines Heer
Sagt er daß jeder mit Geduld
Ihm täglich`s Creutz nachtragen sollt.
2
Und sprach: Ihr liebe Jünger mein,
Ihr sollet allzeit munter seyn,
Auf Erden auch nichts lieben mehr
Dann mich und folgen meiner Lehr.
3
Die Welt die wird euch stellen nach,
Und anthun manchen Spott und Schmach,
Verjagen und auch sagen frey,
Wie daß der Satan in euch sey.
4
Wenn man euch nun lästert und schmächt,
Meinethalben verfolgt und schlägt
Seyd froh, dann siehe euer Lohn
Ist euch bereit ins Himmels Thron.
5
Seht mich an, Ich bin Gottes Sohn,
Und hab auch allzeit wohl gethan,
Ich bin zwar auch der allerbest,
Noch habens mich getödt zuletzt.
6
Weil mich die Welt ein bösen Geist
Und argen Volksverführer heist
Auch meiner Wahrheit widerspricht,
So wird sie`s euch auch schenken nicht.
7
Doch fürcht euch nicht vor solchem Mann,
Der nur den Leib ertödten kann:
Sondern fürcht mehr den treuen Gott,
Der beydes zu verdammen hat.
8
Derselb probiert euch wie das Gold,
Und ist euch doch als Kindern hold.
Wo fern ihr bleibt in meiner Lehr
Will ich euch lassen nimmermehr.
9
Dann ich bin eu`r und ihr seyd mein,
Drum wo ich bleib da solt ihr seyn,
Und wer euch plagt der rührt mein Aug,
Weh demselben an jenem Tag.
10
Eur Elend, Furcht, Angst, Noth und Pein,
Wird euch dort grosse Freude seyn,
Und diese Schand ein Preiß und Ehr
Wohl vor dem ganzen Himmels Heer.
11
Die Apostel nahmen solches an,
Und lehrten solch`s auch jedermann,
Wer dem Herren nachfolgen wollt
Daß er dessen gewarten sollt.
12
O Christe hilf du deinem Volk,
Welch`s dir in aller Treu nachfolgt,
Daß es durch deinen bittern Tod
Erlöset werd aus aller Noth.
13
Lob sey dir Gott in deinem Thron,
Darzu auch deinem lieben Sohn:
Auch dem Heiligen Geist zugleich,
Der zieh noch viel zu seinem Reich.