Ein ander schön Lied.
Im Ton: „Wiewohl ich jetzt ganz elend bin.
Oder in Jörg Wagners Weiß.
Oder wie man das Vater Unser, und die sieben Wort, singet. (5)
1
Herr Gott Vater im Himmelreich
Hör unser Klag, die wir zugleich
In Trübsal vor dich bringen.
Der frevel Hauf will uns von dir
Und deiner Wahrheit bringen.
2
Du haft uns durch dein lieben Sohn
Herzlich geruft, wir sollen nun
Zu dir dem Heiland kommen,
So wollst du uns erquicken thun,
Ruh geben mit allen Frommen.
3
Dein Wort wir haben g`nommen an,
Folgen dir nach auf rechter Bahn,
Mit treuen G’müth und Herzen.
Darum die Welt uns hassen thut,
Fügt uns zu Pein und Schmerzen.
4
Diß aber uns befremdet nit,
Christ, unser Meister, hat mit Sitt
Uns solchs zuvor thun sagen,
Welcher da will mein Jünger seyn,
Muß das Creutz mit mir tragen.
5
So lob`n wir dich Herr Jesu Christ
Daß dein Wort auch zu dieser Frist
An uns erfüllt thut werden,
Daß man uns um die Wahrheit dein
Durchächt auf dieser Erden.
6
Dann wir dabey erkennen fein,
Daß wir dein rechte Kinder seyn.
Die wollen wir auch bleiben,
Und dir nachfolgen bis in Tod,
Nichts soll uns von dir treiben.
7
Durch dein Hülf und Göttliche Kraft,
Welche die Schwachen macht sieghaft,
Hoff`n wir zu überwinden.
O Herr, laß du uns deinen Trost
Immer und mehr empfinden.
8
Obschon die gottlos Rott so rauch
Handelt nach ihrer Väter Brauch,
Mit Pein an uns handthieren,
So stärk du uns durch deinen Geist,
Daß uns kein Zagheit rühre.
9
Ja ob das G’schlecht verstocket hart,
Sich stellt nach Mörderischer Art,
Dräut uns den Leib zu nehmen,
So gib du uns mit Freudigkeit
Dein Wahrheit zu erkennen.
10
O Gott! wir bitten dich hiemit
Zum Tod wollst ihnen rechnen nit,
Was sie an uns vollbringen.
Dann sie sind doch unwissend gar,
Verblendt zu allen Dingen.
11
Sie haben einen Weg vor ihn`n,
Der sie trägt zur Verdammniß hin,
Den halten sie für rechte
Darauf sie uns mit ihn`n zu gehn
Bezwingen wollen schlechte.
12
Wir aber sind berichtet schon,
Was für ein Weg wir sollen gohn,
Lass`n uns nicht anders lehren.
Mit Gottes Hülf von diesem Weg
Soll uns gar nichts abkehren.
13
Das thut dem Teufel in sein`m Reich,
Dem Papst und andern mehr zugleich,
Gar aus der Massen Zoren,
Daß an uns Christi Schäflein klein
Ihr Anschlag ist verloren.
14
Toben und wüten immer fort,
Ein jeder Theil an seinem Ort
Die Wahrheit will verdrücken.
Die Frommkeit hat bey ihn`n kein Platz,
Muß sich leiden und schmücken.
15
Wer nicht will ihres Willens seyn,
Muß einnehmen viel Schmach und Pein,
Das hond wir wohl erfahren.
Welch`s Geists sie aber Kinder seyn,
Thun sie fein offenbaren.
16
Der arg Satan, die alte Schlang,
Ein Mörderin von Anefang,
Dem sie sich hond verflichtet,
Derselbig sie regieren thut,
Und ganz nach ihm abrichtet.
17
Die unwissend und gottloß Schaar
Hielt uns g`fangen vier ganzer Jahr
Zu Wicklingen auf dem Schlosse.
Da mußten wir um d’Wahrheit gut
Leiden viel Zwang sehr große.
18
Aus altem Haß, teuflischem Neid
Hat man uns da ein` lange Zeit
Mit Wasser und Brod gespeiset.
Aber der Name Gottes hoch
Sey darum hoch gepreiset.
19
Der uns doch wie ein treuer Gott
Beysteht, uns hilft in aller Noth,
Und giebt uns viel Gedulte,
Ja mach uns ein Auskommen fein,
In seiner Gnad und Hulde.
20
Wie er dann auch von Anfang her
Allen Frommen in Noth und G’fähr
Gar fein zu Hülf ist kommen,
Also hat er sich unser auch
Zu dieser Zeit ang’nommen.
21
Wir haben uns sein`r Güte groß
Zu erinnern ohn Unterlaß,
Die er uns und den Alten
Beweißt, und eh bewiesen hat,
Die steif an ihme halten.
22
Wie hat er nur den Eliam,
Den Daniel, Jeremiam,
In Hungers=Noth thun speisen:
Deß sollen wir ihn heute noch
Vor seine Güte preisen.
23
Wann wir sein`r Güte denken nach,
Wie er sein Volk Israel auch
Speiset mit Himmel=Brodte,
Wir trösten uns desselben noch,
In unsrer grossen Nothe.
24
Ob man uns schon am Leibe hie
Verjagt und quälet spat und früh,
Daß sich der muß verzehren,
Was liegt daran, wann nur der Herr
Die Seel uns kann ernähren?
25
Hiemit wir uns mit ganzem G’müth
Verlassen auf des Herren Güt,
Die wird ob uns hie walten.
Er machs mit uns nach seinem Will,
Thu uns nur fromm erhalten.
26
Brüder und Schwestern allzugleich
Wißt daß wir sind des Trostes reich.
Allein in uns der Herre
Würket bisher durch seine Kraft,
Zu seines Namens Ehre.
27
Ohn sein Kraft wir vermögen nicht,
All unser Stärk wär doch entwicht,
Das Fleisch ist doch kein nütze,
Aber der Herr durch seinen Geist
Stärk uns widers Feinds Trutze.
28
St. Paul dasselb auch zeiget an,
Daß kein Kraft nichts vollbringen kann,
Es thuts allein der Herre.
Dem sey von uns viel Lob gesagt,
Von jetzt und immermehre.
Amen.