Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 6. Lied

Ein ander Lied, Felix Mantzen, der ersten Brüder einer, zu Zürch, Anno 1526, ertränkt.
Im Ton: „Ich stund an einem Morgen. (4)

1
Mit Lust so will ich singen,
Mein Herz freut sich in Gott,
Der mir viel Kunst thut bringen,
Daß ich entrinn dem Tod,
Der ewiglich nimmet kein End.
Ich preiß dich Christ vom Himmel,
Der mir mein Kummer wend,

2
Den mir Gott thut zusenden
Zu ein`m Vorbild und Licht,
Der mich vor meinem Ende
Zu seinem Reich beruft.
Daß ich mit ihm hab ewig Freud,
Und liebe ihn von Herzen,
Auch all sein G`rechtigkeit,

3
Die hie und dort wird gelten,
Wer will das Leben hon,
Sie läßt sich loben und schelten,
Ohn sie mag nichts bestohn,
Also zeigt auch die Heilig Schrift,
Wer ihr thut widerstreben,
Auch ander Leut vergift.

4
Der`n man jetzt viel thut finden
Wohl auf der Erden weit,
Die Gottes Wort verkünden,
Stehn doch in Haß und Neid
Kein` göttlich Liebe sie nicht hond
Ihr B’scheissen und Betriegen
Wird aller Welt bekannt.

5
Als wir dann hond vernommen
In dieser letzten Zeit,
Die in Schafskleidern kommen,
Als reissend Wölf bereit
Hassen auf Erd die Frommen all,
Wehren den Weg zum Leben,
Auch zum rechten Schafstall.

6
Solch`s thun die falsch Propheten
Und Heuchler dieser Welt,
Die viel fluchen und bäten,
Ihr G’bärd ist ganz verstellt.
Die Oberkeit sie rufen an,
Daß sie uns solle tödten,
Dann Christ hat sie verlan.

7
Christum den will ich preisen,
Der alle G’dult erzeigt,
Thut uns gar freundlich weisen
Mit seiner Gnad geneigt,
Beweißt die Lieb an jedermann,
Nach seines Vaters Arte
Welch`s kein falscher thun kann.

8
Wir müssen unterscheiden,
Nun merket mich mit Fleiß,
Die Schäflein auf der Heyden,
Die suchen Gottes Preiß.
Dran dauert sie kein Haab noch Gut,
Durch Christum den viel reinen,
Der hälts in seiner Hut.

9
Christus thut niemand zwingen
Zu seiner Herrlichkeit,
Allein wird`s dem gelingen
Der willig ist bereit
Durch rechten Glaub und wahre Tauff
Würkt Buß mit reinem Herzen,
Dem ist der Himmel kauft.

10
Durch Christi Blutvergießen,
Welch`s er hat willig thon,
Es thät ihn nicht verdriessen,
Welch`s er uns weist gar schon,
Begabet uns mit heiliger Kraft.
Dann wen sein Lieb thut treiben,
Der wächst in Gottes Saft.

11
Die Liebe wird zwar gelten,
Durch Christ zu Gott allein.
Kein Pochen hilft noch Schelten,
Es mag nicht anders seyn.
Darin`n Gott ein Gefallen hat,
Wer die nicht mag beweisen,
Findt bey ihm keine Statt.

12
Die Lieb in Christum reine,
Verschonet hie den Feind,
Wer mit ihm Erb will seyne,
Dem wird auch das verkündt,
Daß er beweiß Barmherzigkeit,
Nach seines Herren Lehre,
So wird er ewig erfreut.

13
Christus thut niemand verklagen,
Wie jetz die falschen thun,
Die Christlich Lieb nicht tragen,
Sein Wort auch nicht verstohn,
Noch wollens Hirten und Lehrer seyn,
Müssen zuletzt verzagen,
Ihr Sold ist ewig Pein.

14
Christus thut niemand hassen,
Auch seine Diener nit,
Bleiben auf rechter Straßen,
Nach ihres Herren Tritt.
Das Licht des Lebens hond sie bey ihm,
Freuen sich deß von Herzen,
Ist aller Frommen Sinn.

15
Die Neid und Haß erzeigen,
Mögen nicht Christen seyn,
Und sich zum Bösen neigen,
Schlagen mit Fäusten drein.
Laufen vor Christo wie Mörder und Dieb,
Unschuldig Blut vergiessen,
Ist alles falsche Lieb.

16
Dabey soll mans erkennen,
Die nicht mit Christo sind,
Die Christlich Ordnung trennen,
Wie alle Belias Kind.
Als Cain seinem Bruder that,
Als Gott zu Abels Opfer thät kehren,
Bracht ihn in große Noth.

17
Hiemit will ichs beschliessen,
Merkt auf ihr Frommen all
Es soll uns nicht verdriessen,
Zu betrachten Adams Fall,
Der auch annahm der Schlangen Rath,
Thät Gott ungehorsam bleiben,
Drum folget ihm der Tod.

18
So wirds den`n auch geschehen,
Die Christo widerstohn,
Weltliche Lüst ansehen,
Kein göttlich Lieb nicht hon.
Also hat dieses Lied ein End,
Bey Christo will ich bleiben
Der all mein Noth erkennt.
Amen.