Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 5. Lied

Das Lied hat gemacht Jörg Blaurock, der ersten Brüder einer, im Echtzland verbrannt Anno 27.
Im Dannheuser Ton. (1)

1
Gott führt ein recht Gericht,
Und niemand mags ihm brechen.
Wer hie thut seinen Willen nicht,
Deß Urtheil wird er sprechen.

2
Gnädig bist du, o Herr, und gut,
Gütiglich läßt dich finden.
Wer hie auf Erd dein Willen thut,
Erkennst vor deine Kinden.

3
Durch Christum sag`n wir Lob und Dank,
Vor alle seine Güten,
Daß er uns unser Lebenlang
Vor Sünden woll behüten.

4
Der Sünder führt ein schwer Gericht,
Wird ihn sicher gereuen.
Von Sünden will er lassen nicht,
Gott warnet ihn mit Dräuen.

5
So er kommt in sein Herrlichkeit,
Daß ers Gericht wird b’sitzen,
Dann wird es ihnen werden leid
Kein Ausred wird sie schützen.

6
Sein Wort läßt er hie zeigen an,
Der Mensch soll sich bekehren,
Glauben dem Wort und taufen lahn,
Und folgen seiner Lehren.

7
Nun merket auf ihr Menschenkind,
Steht ab von euren Sünden.
Seyd nicht verrucht, gottlos und blind,
Weil ihr den Arzt mögt finden.

8
Grausam wird es dem Sünder gohn,
Der sich nicht läßt beschneiden.
In ewig Pein wird ihn Gott thun,
Da er muß bleiben und leiden.

9
Dann du Herr bist ein g`rechter Gott,
Niemand wirst du betriegen,
Bewahrest vor dem andern Tod,
Die dich von Herzen lieben.

10
Du bist o Herr ein starker Gott,
Die Höll hast aufgestoßen,
Und wirfst darein die gottlos Rott,
Die deine Kinder hassen.

11
Gott dein Barmherzigkeit ist groß
Ob den so sich bekehren.
Machst sie all ihrer Sünden loß,
Durch Christum unsern Herren.

12
Gott heißt das ganz menschlich Geschlecht
Ihn fürchten und auch lieben,
Nachfolgen sein`m gerechten Knecht,
In seiner Lehr uns üben.

13
Der Sünder achts vor einen Spott,
Wenn man ihn Gott heißt lieben,
Welch`s ihm wird bringen große Noth,
Gott läßt sich nicht betrügen.

14
Ant`christ lehnt sich mit Schärfe auf,
Ueber die so Gott fürchten.
Ach Herr Gott wollest sehen drauf,
Dein schwache G’schirrlein stärken.

15
Nun habt Gedult ihr lieben Kind,
Um meines Namens willen.
Ob ihr schon hie gehasset sind,
Den Kummer will ich stillen.

16
Gott Vater wollst durch deine Treu
Uns nimmermehr verlassen,
Täglich o Herr du uns erneu,
Zu bleiben auf der Straßen.

17
Durch Christum ruffen wir zu dir,
Als durch dein Leiden zarte
Dein` Treu und Liebe kennen wir
Auf dieser Pilgerfahrte.

18
Verlaß uns nicht als deine Kind,
Von jetzt bis an das Ende,
Beut uns dein väterliche Händ,
Daß wir den Lauf vollenden.

19
So wir den Streit vollendet hon,
Dann ist die Kron erlanget.
Die setzt uns auf der Jüngling schon,
So an dem Creutz gehanget.

20
Das Leiden ist sehr groß und schwer
Um unsertwillen g`schehen;
Hilf daß wir dir drum danken sehr
Und dich mit Freuden sehen.

21
Vater aus Gnad hast uns erwählt,
Und uns nicht thun verschmähen,
Gib daß wir, wenns zum Scheiden fällt,
Den Lohn mit Freud empfahen.

22
Zum Abendmahl mach uns bereit
Durch Christ dein liebes Kinde.
Mit deinem Geist du uns bekleid,
Vom Tod und Leyd uns binde.

23
So wir dasselbig essen wend,
Wer wird uns zu Tisch dienen?
Das thut der alle Herzen kennt,
Thät unser Sünd versöhnen.

24
Selig sind die geladen seynd
Zu diesem Abendmahle,
Bey Christo harren bis ans End,
In allerley Trübsale.

25
Wie er dann selbst gelitten hat,
Als er am Creutz gehangen,
Also es jetzt den Frommen gaht,
Sie leiden große Zwangen.

26
Allen, die ihr hochzeitlich Kleid
In keinem Weg verletzen,
Den hat der Herr ein Kron bereit,
Die will er ihn aufsetzen.

27
Welcher das Kleid nicht an wird hon,
So der König wird kommen,
Derselbig muß zur Linken stohn,
Die Kron wird ihm genommen.

28
Man wird ihm binden Händ und Füß,
Weil sie nicht fein bekleiden,
Und werfen in die Finsterniß
Von diesen großen Freuden.

29
Ach Herr so gib uns Liebe rein,
Zu wandeln unverdrossen,
So wir von hinnen g`schieden seyn,
Die Thür nicht sey verschlossen.

30
Wie es den Thörichten ergieng:
Herr Herr, thäten sie rufen.
Kein Oehl ihr Lampe ein empfing,
Sondern alle entschlieffen.

31
Selig ist der da wachen thut
Mit den klugen Jungfrauen,
Der wird einnehmen ewigs Gut,
Und Gottes Klarheit schauen.

32
Wann der König aufbrechen wird
Mit der Posaunen Schalle,
Alsdann werden mit ihm geführt
Die Auserwählten alle.

33
Darum Zion du heilige G`mein,
Schau was du hast empfangen,
Das halt und bleib von Sünden rein,
So wirst die Kron erlangen.
Amen.