Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Das 48. Lied

Ein ander schönes Klaglied, von Hänslein von Bilach gemacht.
Im Ton: An Wasserflüssen Babylon. (10)

1
Einsmals spatziert ich hin und her,
In meinen alten Tagen,
Trachtet wie nah der Tod mir wär,
Da fing ich an zu zagen.
Ich dacht in meines Herzens Grund,
Nun hab ich weder Tag noch Stund
Und hab viel Sünd begangen,
All meine Tag nie Guts gethan,
Gottes Gebot all unterlahn,
Der Tod hat mich umfangen.

2
O grimmer Tod, wie bist so stark,
Daß dich niemand mag zwingen,
Du schwächst die Bein, zerstößt das Mark,
Das thu ich wohl empfinden,
Mein Angesicht machst ungestalt,
Mein Rücken beugst mit ganzem G’walt,
Mein`n Ohren nimmst das Hören,
Die Augen einem werden roth
Händ und Füß bringest mir in Noth,
Das kann ich nicht erwehren.

3
Da ich erkannt die große Noty,
Mit Angst war ich umgeben,
Als mich umfangen hat der Tod,
Stellt mir auf Leib und Leben,
Und ich auch nicht entrinnen konnt,
Rief ich zu Gott mit Herz und Mund,
Gib Besserung mein`s Lebens.
Ja daß ich mög von Sünd abstahn,
Reu und auch Leid darüber han,
Eh ich muß Rechnung geben.

4
Ich danke Gott dem Schöpfer mein,
Daß er mir Gnad hat geben,
In Lieb mein Herz gemachet rein,
Verneuert all mein Leben,
In wahrem Glaub`n durch Jesum Christ,
Der unser Mittler worden ist,
Hat mein Schuld auf sich g`laden,
Jetzt mag uns nichts mehr schädlich seyn,
Wir geben dann den Willen drein,
Vom Tod gehn wir ins Leben.

5
Ich nahm mein Stäblein in die Hand,
Zur G`meine thät ich schleichen,
Da ich Gottes Wort reden fand,
Den Armen als den Reichen.
Sie lehrten aus der Heil`gen Schrift,
Hüt euch vor Menschen=Tand und Gift;
Mensch wilt du nicht verderben,
So glaub dem wahren Gottes Sohn,
Der g’nug am Creutz für uns hat thon,
Daß wir nicht ewig sterben.

6
Trutz sey dir Teufel, Tod und Höll,
Dann du bist überwunden.
Obwohl noch Fleisch und Blut mein G’sell,
Jetzt hat dich Christus bunden,
Und dir genommen allen G’walt,
All unser Sünd dem Vater zahlt,
Erworben ewigs Leben.
Noch thut die Welt uns fechten an,
Ein starken Glauben müssen wir han,
In Lieb und Hoffnung schweben.

7
Das geb uns Gott durch seinen Sohn,
Und durch den Heil`gen Geiste.
Daß wir ihm herzlich danken thun,
Gedult woll er uns leisten,
Hinfort zu bleiben auf dem Pfad,
Den Christus vorgebahnet hat,
Die Sünd und Laster meiden,
Und all`s was ihm zuwider ist.
Das helf uns Gott durch Jesum Christ
Mit ihm in ewig`n Freuden.
Amen.
Laus Deo.