Ein neu christlich Lied von der jetzigen erschröcklichen letzten Zeit, in welcher sich so viel und mancherley Rottirer, Secten, und falsche Propheten offenbaren, sammt den blutgierigen Tyrannen.
Zu singen Im Ton: Ewiger Vater im Himmelreich, ⁊C. (8)
1
Ein g`fahre Zeit vor nie erhört,
Seit Gott erschuf Himmel und Erd,
Ists nie so übel g’standen,
Als jetzt bezeuget Sonn und Mond,
Die Stern so an dem Himmel stond,
In Deutsch und Welschen Landen.
All Ehrbarkeit hat sich verkehrt,
Die König, Fürsten, Herren.
Regieren jetzt das geistlich Schwerdt,
Falsch Propheten sie lehren,
Der Fromm weiß schier nimmer wo nauß,
Man findt oftmals vier Glauben
Jetzund in einem Haus.
2
All Einigkeit wird g`stossen um,
Was eben ist, muß werden krumm,
In geist= und weltlick Sachen,
Beyd Oberkeit und Unterthan,
Bey Reich und Armen, Frau und Mann,
Deß mag kein Weiser lachen.
Alle Boßheit und Uebermuth
Ist hoch über die Massen,
Es schwören jetzt bey Christi Blut
Die Kinder auf der Gassen.
All Sünd die man erdenken kann,
Sind jetzt gemein auf Erden,
Es treibt sie Frau und Mann.
3
Daran will niemand schuldig seyn,
Jedermann rühmt sich Gottes G’mein,
Der Türck, Juden und Heiden,
Pabst, Luther, andre Secten viel,
Die ich nicht all erzählen will,
Uneinig sind gescheiden.
Jede Parthey will haben recht,
Drum kriegen und rathschlagen,
Darob ein Volk das andre schmächt,
Umbringen und verjagen,
Als Löwen, Bären, wilde Schwein,
Ein Volk das andre hasset,
Ach Gott, sieh du darein.
4
Errett die Auserwählten dein,
Weil jetzt, o Herr, viel brechen ein,
Der geistlichen Tyrannen
Die man in allen Landen sicht,
Was einer baut, der ander bricht,
Niemand thut man verschonen.
Geistlich Aufruhr und Tyranney,
Sich überall empören,
Unreine Lehr, falsch Prophecey,
In aller Welt sich mehren,
Darob ein Volk das ander richt,
Urtheilen und verdammen,
O Gott verlaß mich nicht.
5
Errett mein Seel, Gott wohn mir bey,
Weil jetzt die geistlich Tyranney
So grausam sich erzeiget.
Auch manche Irrthum unerhört,
Jetzt brechen ein und werden g’lehrt,
Bey allem Volck geneiget.
Unreine Geister kommen viel,
Die Seel und Hertz verwunden.
Falsch Brüder seyn ohn Maas und Ziel
Im Land oben und unten,
Die wüten, laufen hin und her,
Der Frommen viel zerstören
Die vor lebten in Gottes Ehr.
6
Lebten in Lieb der Einigkeit,
Jetzt leben sie in Haß und Neid
Einander schänden, schmähen,
Einiger Schöpfer, Gott und Herr
Wem soll ich doch vertrauen mehr:
Den Jammer thu ich sagen.
Auf die ich hätt` ein Schloß gebaut,
Die haben mich betrogen,
Ja Leib und Seel ihn`n hätt vertraut,
Hond mir ein Sach verzogen,
Ganz ärgerlich zurück verläumdt,
Ach Herr, thu ihn`n verzeihen,
Ein Bruder sich deß schämt.
7
Ach Herr! du weißt wohl, wer ich bin,
Auf dich setz ich Verlust und G’winn,
Mit allen Bundsgenossen,
Zu streiten widers Teufels Freund.
Pabst, Secten und gottlos Gesind
Einhellig hond beschlossen,
Zu creutzigen den frommen Mann,
Wie ich das hab gelesen,
Ein Druck ließ man zu Worms ausgahn,
Da ist versammlet g’wesen,
Als man zählt sieben und fünfzig Jahr,
Hochpriester und Schriftg`lehrten.
Endlich beschlossen war,
8
Daß wer ihn`n etwas z’wider lehrt,
Den solt man richten mit dem Schwerdt,
Sein Blut solt man vergiessen;
Auch wer nicht woll zur Kirchen gahn,
Den soll man g`fänglich nehmen an,
Als unsinnig einschliessen,
Darnach sollt ihn die Obrigkeit
Ein Jahr drey viere quälen
Im G’fängniß, bis er schwör ein Eid,
Zu glauben was sie wöllen.
Ist das nicht eine Tyranney,
Daß einer soll bekennen,
Daß Wahrheit Lügen sey.
9
Wer hat doch solches je erhört,
Das man soll Christen mit dem Schwerdt
Zu Gottes Reich bekehren.
Wie jetzt vornimmt der G’lehrten Hauf,
Ihr Kinder Gottes sehet auf,
Laßt euch die Welt nicht wehren.
Gott wird den Stolz und Uebermuth
Zerbrechen und vergelten.
Für`n HErren setz dein Leib und Gut,
Laß dich nun schänden, schelten.
Also dem Herren auch geschach,
Sein Jünger thät er lehren,
Sanftmüthig zu ihn`n sprach:
10
Euch wird man führen vor Gericht,
Verspotten auch wie mir geschicht,
Von wegen meines Namens,
Man wird euch tödten und abthun,
Wird euch auch hassen jedermann.
Wer sich mein thut beschamen
Vor den Menschen, den will auch ich
Bey meinem Vater eben
Ins Himmel Thron verläugnen mich.
Und wer in diesem Leben
Bekennen thut den Namen mein,
Will ich dort nicht verläugnen,
Er sey groß oder klein.
11
Zu diesem Streit, o frommer Christ,
Der Glaub und Lieb vonnöthen ist
Gedult sollt du auch haben.
Ergib dich Gott mit Kind und Weib,
Von Herzen gar mit Seel und Leib,
Der dich wird wohl begaben.
Geistliche Frucht, Lieb sanften Muth,
Thu jedermann beweisen.
Den Feind, der dich betrüben thut,
Sollt du sanftmüthig speisen,
Barmherzigkeit, o Bruder mein,
Thu jedermann erzeigen,
Gleich wie der Vater dein.
12
Wie du im Vater Unser hörst,
Vergib die Schuld wie du begehrst,
Trag brüderlich Mitleiden.
Erspiegel dich im Herren Christ,
Leb auch also ohn arge List,
Nachred solt du vermeiden.
Halt dich pur, lauter, keusch und rein,
Thu all`s zum besten kehren.
Vermeid auch allen bösen Schein.
Die Freundlichkeit des HErren
Laß kund werden vor jedermann.
Was du von mir wilt haben
Solt auch ein`m andern thun.
13
Richt keinen Menschen unverhört.
Man redt oft viel, ein Sach verkehrt,
Viel besser wär geschwiegen.
Daraus erwachsen falsch Gerücht,
Rott, Secten, wie man täglich sicht,
Geistlich Aufruhr und Kriegen.
Brauch rechte Maß in allem Ding,
Sichst du dein Bruder irren,
Mach es nicht groß, auch nicht zu ring,
Gang selbst hin, thu ihn führen
Für Gottes Kind ohn Argelist,
Sein Handel solt erklären,
Wann er entgegen ist.
14
Darnach laß Gott den Richter seyn,
Gedenk ihm nach, o Bruder mein,
Thu Gott nicht widerstreben,
Betrüb kein Menschen nimmermehr,
Den ledig zählt dein Gott und Herr,
Als lieb dir ist dein Leben.
Den Feind lieb auch, aus Herzens Grund:
Die dich vermaledeyen,
Den’n red du wohl zu aller Stund,
Solt ihm auch rathen, leihen.
Das ist der Grund und Fundament,
Dabey ein Freund des Herren
Hie soll werden erkennt.
15
Darum, o Welt! ist gar umsonst
Dein grosser Glaub, Weißheit und Kunst.
Dein Abendmahl und Taufen,
Wird dich nicht machen frey vor Gott,
Weil ihr nicht haltet sein Gebot,
Was hilft das Kirchenlauffen?
Weil ihr lebet den Heyden gleich
Im Wucher und Verkauffen,
Gott`slästerung trägt niemand Scheu,
Geitz, Spielen, Fressen, Sauffen,
Hoffart, Ehbruch, Abgötterey,
Mord, Kriegen, Lügen, Triegen,
Ist alles worden frey.
16
Noch rühmt man sich als Gottes Kind,
Ein Christ sich drob möcht weinen blind,
Erzittern und verzagen,
Der solchen Jammer sagen muß.
Wer redlich ist und würket Buß,
Den thut all Welt verjagen,
Mit großer Tyranney und Schmach
Stellt man ihm nach dem Leben.
Die Oberkeit läßt bieten auch,
Ihm nicht zu essen geben
Bey hoher Straff, wo man die sicht,
Soll man sie g`fänglich führen,
Auch sie behausen nicht.
17
Ach weh der großen Noth, darin`n
Jetzt solche Leut gebohren seyn,
Die Gott sein Volk umgeben.
Wär besser in dem Meer ertränkt,
Ein Mühlstein an den Hals gehenkt,
Wie Christus lehret eben,
Wer ärgert das unschuldig Gut,
Wär besser nie geboren.
Dann Gott wird seiner Zeugen Blut
Rächen in seinem Zoren.
Darum, o Mensch, es wird dir leyd,
Wann Gott der Herr wird fragen
Nach der Barmherzigkeit.
18
Ich war ein Gast, ihr haust mich nicht,
Ich litt Durst, Hunger, Christus spricht,
Ich lag krank und gefangen,
Ihr aber gabet mir kein Brod,
Tröst mich auch nicht in meiner Noth.
Nacket bin ich umgangen,
Ihr aber habt mich nicht bekleidt.
Weicht ihr Vermaledeyten,
Euch ist das ewig Feur bereit.
Kommt ihr Gebenedeyten,
Besitzet meines Vaters Reich
Ihr sollt euch mit mir freuen
Immer und ewiglich.
19
Dann ihr habt mit mir g`tragen Leyd,
Erzeigt Lieb und Barmherzigkeit,
Jetzt will ichs euch vergelten
In meinem Reich ob hundert mal.
Geht aus und ein in meinem Saal,
Mit allen Auserwählten.
Darum Ober= und Unterthan,
Ihr Reichen und ihr Armen,
Ohn Unterlaß gedenkt daran,
Des Nächsten euch erbarmen.
Von ganzem Herzen dich bekehr
So wird sich mit dir freuen
Das ganz himmlische Heer.
20
Das helf uns Gott allen gemein,
Geheil’get werd der Name dein,
Dein Reich zukomm, o Herre.
Dein Will gescheh bey jedermann,
Auf Erden wie ins Himmels Thron,
Der Seelen Speis uns mehre.
O Herr! vergieb uns allgemein
Die Schuld, wie wir vergeben.
Führ uns nicht zur Versuchung ein,
Errett uns in dem Leben.
Bewahr uns, HErr, vorm Uebel all.
Wer das begehrt, sprech Amen,
Zu hundert tansend mal.
Hans Büchel.