Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 44. Lied

Ein anderes Lied von Georg Simons, im Niederland gerichtet, Anno 1557.
Im Ton: „Von deinetwegen bin ich ⁊C.“ (7)

1
Merkt auf, ihr Völker alle,
Was ich euch sagen will,
Gott geb daß euch gefalle
Vor alle Saitenspiel.
Wollt ihr hinter euch lassen
Ein Schatz der Gott gefallt,
Euren Kindern dermassen,
Geschicht es solcher Gestalt.

2
Wollt ihnen scharf vorhalten
Gott`s Wort und sein Gesetz,
Darnach Gott lassen walten,
Das ist ein guter Schatz,
So ihr selbst darnach lebet,
Wie euch`s Wort unterweißt,
Ein gut Exempel gebet,
Darin`n wird Gott gepreißt.

3
Georg Simons stehnd in Nöthen
Sein`m Sohn geschrieben hat,
Da man ihn wollte tödten,
Zu Harlem in der Stadt,
Da er dann lag gefangen
Von wegen der Wahrheit,
Hat er euch mit Verlangen
Dieß Testament bereit.

4
Vor seinem End gestellet,
An seinen Sohn mit Fleiß,
Das Gut ihm auserwählet,
Lebt und starb Gott zum Preiß.
Er sprach: Mein Sohn thu neigen
Dein Ohr zu meiner Lehr,
Gehorsam dich erzeige,
Vom Bösen dich abkehr.

5
Hab Gott allzeit vor Augen
Im ganzen Leben dein,
Thu nach der Welt nicht fragen,
Wo du recht weiß wilt seyn.
Thut dir Gott offenbaren
Sein Wort und Willen schon,
Wollst es nicht länger sparen,
Und dem in Eil nachgohn.

6
Der Tod hat in den Alten
Und Jungen kein Unterscheid,
Wirst du dich nicht recht halten,
Es wird dir werden leyd,
Die vorgenannte Zeiten
Wollst du wohl legen an,
Und nicht ins Alter beyten,
Wirst nicht allweg Zeit han.

7
Dein Wohnung solt du haben
Bey den Frommen allein,
Und mit den stolzen Knaben
Gar nichts haben gemein.
Ob dir die Bösen rieffen,
Daß du solt mit ihn`n gahn,
Thu dich mit nicht vertieffen,
Gang nicht auf dieser Bahn.

8
Gedenk mein lieber Sohne,
Wie uns Paulus vermeldt,
Daß wir mit unserm Thune
Vors Gericht werden gestellt,
Daß wir an unsern Leiden
Em pfangen allzugleich
Was wir auf Erd thun treiben,
Straff geht an ihn geleich.

9
Thu nicht nach Fleisches Muthe,
Noch nach dem Willen dein,
Gott`s Will ist allein gute,
Dem solt nicht wider seyn.
Die nach dem Fleisch thun leben,
Die sind lebendig todt,
Thun Gott sein Ehr nicht geben,
Das bringt sie in den Tod

10
Die nach geistlichen Sinnen
Des Leibs Werk tödten fein,
Diese bald werden innen,
Daß Gott wird mit ihn`n seyn,
Dann fleischlich seyn gesinnet,
Ist Feindschaft wider Gott,
Darum der reich Mann brennet,
In großer Feuers=Noth.

11
Hast du übrige Weile,
Zu lernen dich bereit
Das Lesen recht mit Eile,
Daß du einen Unterscheid
Findest in Heilger G’schrifte,
Was Menschen=Lehr nur sey,
Und Gott selbst hab gestifte,
Auch was sein Befehl sey.

12
Und sein göttlicher Wille
An uns zu aller Zeit,
Den lerne in der Stille
Mit rechter Emsigkeit.
Das ist der Wunsch mein`s Herzen,
Und auch mein fleißig Bitt,
Daß du in diesen Schmerzen,
Und Jammer kommest nicht,

13
Der noch künftig soll kommen
Auf die Gottlosen all,
Die jetzt hassen die Frommen,
In diesem Jammerthal.
Jörg gab seim Sohn viel mehre
Vor seinem End Bericht,
Viel gute Weiß und Lehre,
Daß er soll weichen nicht

14
In keinen Weg vom rechten,
Es kost Gut oder Blut,
Vor die Wahrheit thät er fechten,
Hatt eines Löwen Muth.
Man hat fünfzehen hundert
Sieben und fünfzig zählt,
Als man Jörgen absondert.
Und an den Pfahl ihn stellt.

15
Daran hat er vollendet
Das fromme Leben sein,
Sein Trübsal ward verändert
In ewig Freud gar fein.
Ihr Eltern nehmts zu Herzen,
Gebt ein feines Vorbild
Euren Kindern ohn Scherzen,
In Tugend sanft und mild.

16
Daß sie nichts von euch sehen,
Dann gute Frücht allzeit,
Nichts nützer mag ihn`n g`schehen
Zu ihrer Seligkeit.
Das helf uns Gott allsammen
Zu überwinden frey.
Nun sprechet fröhlich Amen,
Der Preiß des Herren sey.