Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 42. Lied

Diß nachgeschriebene Lied hat Hänslein von Stotzingen gesungen, indem er zu seiner Marter geführt ward zu Elsaß=Zabern, da er mit dem Schwerdt gericht.
Im Ton: „Herr Christ, der einig Gottes ⁊C. (21)

1
Nun heben wir an in Nöthen,
Zu schreyen zu unserm Gott,
Daß er uns woll erretten
Aus aller Angst und Noth,
Daß uns, Herr, mög gelingen,
Dir ein rein Opfer zu bringen
Das dir gefallen thut.

2
Das Opfer das ich meine,
Das ist gar unser Leib
Das Leben, Haut und Beine
Darzu auch Kind und Weib,
Auch alle unsre Glieder
Wollen wir opfern wieder
Darzu uns Liebe treibt.

3
Der Pharaoh wollts gern wehren,
Und uns verhindern thun,
Wir woll`n uns nicht dran kehren,
Mit nicht darvon abstohn,
Dem HErrn das Opfer bringen,
Mit seiner Hülff durchdringen,
Gott wird uns Beystand thun.

4
Her her ihr lieben Brüder
Und greifets tapfer an,
Wir seynd jetzt Christi Glieder
Er ist unser Hauptmann,
Er hat bereit`t ein Krone,
Die er den`n aufsetzt schone,
Die bis ans End bestehn.

5
Seyd keck und unverzaget,
Ihr Leut und Würmlein klein,
Ob uns schon Pharaoh jaget,
So ist eine kleine Pein.
Das roth Meer wird stehn offen
Wird euch Pharaoh nachlauffen,
Das wird sein Ende seyn.

6
Erschrecke nicht, o kleine Heerd,
Es ist hie kleine Zeit,
So ist auch unser Fleisch nicht werth
Der Stadt, die Gott hat b`reit
In dem ewigen Reiche,
Sein`n Engeln werden gleiche,
Gott hats uns zugeseit.

7
Gott sagt uns durch sein liebes Kind
Viel Fried und Freude zu,
So wir in ihm verharrend sind,
Will er uns geben Ruh.
Aber wir müssen vor trinken.
Den Kelch, den er thut schenken,
Und leiden mit sein`m Sohn.

8
Doch wird er uns erretten,
Und guten Beystand thun,
Ob uns die Heyden tödten,
Will er uns nicht verlohn.
Er wird ihr`n G’walt zerschmeissen,
Aus ihren Händen reissen,
Uns aufsetzen die Kron.

9
Gott ist der Herr, der schützen kann,
Der ist auch unser Schild,
Dieweil wir ihn zum Vater hon,
Dann er ist gut und mild
Ob uns die Leut vertreiben,
Woll`n wir doch bey ihm bleiben,
Sein Macht stäts ob uns hält.

10
Er läßt die nicht verzagen
Die halten seinen Bund,
Ob man uns thut verklagen,
Freut euch von Herzens Grund,
Thut Gott allein vertrauen,
Sein Hilff werd ihr anschauen,
Fürcht weder Tod noch Pein.

11
Gott sag ich Preiß und Dancke
Daß ich ein Opfer bin,
Darnach trug ich Verlangen,
Dann sterben ist mein G’winn.
Hiemit will ichs beschliessen,
O Gott laß mich geniessen
Des Opfers Jesu Christ.
Amen.
Laus Deo.