Ein ander Lied hat Mattheiß Cerfaß im Gefängniß gemacht, welcher zu Cölln mit dem Schwerdt gericht, Anno 1566.
Und geht Im Ton: „Eine feste Burg ist unser Gott, ⁊C. (11)
1
Mit Angst und Noth ruff ich dich an,
O Gott thu mich gewären,
Wollest doch nun fest bei mir stohn,
Durch Christum unsern Herren,
Weil ich werd in die Prob gestellt,
Das Reich leidt G’walt,
Der Weg, o Herr, ist schmal,
Wer es einnehmen soll,
Mag wohl bäten und fasten.
2
Ach Gott nun züchtig mich zurecht
Mit väterlichen Schlägen,
Ich hab wie ein unnützer Knecht
Verlassen deine Wegen,
Und bin also ohn dich gewest,
Wie man das liest,
Wer darab thut, o Herr
Bleibt nicht in deiner Lehr
Kein`n Gott wird er nicht haben.
3
Treu wirst du aber, Herr, den`n seyn,
Die sich von Herzen bekehren,
Ergeben sich wie Kinder dein,
Und folgen deiner Lehre.
All Creatur wird werden loß,
Steht vor dir blos,
Hie bin ich Herr, was ist dein B`gehr,
Die wirst du zu dir nehmen.
4
Hast du mir nicht dein Hand gerecht,
Gereicht und thun erlösen,
Da ich noch war der Sünden Knecht,
Und lebt in allem Bösen,
Das war mir so ein schwere Last,
Ich hatt kein Rast,
Tag und Nacht, hat mir viel Trauren bracht
Bis du mir Herr thätst helfen.
5
Ein große Freud ich da empfing,
Darum ich dir noch danke.
Ich bitt dich, nun richt meine Gäng,
Daß ich von dir nicht wanke,
Daß ich, o Herr, zum Schlachtschaaf dein
Mög würdig seyn,
Ein Opfer rein, ein Zeug der Leiden dein
Und verharren bis ans Ende.
6
Steh du, o Gott, nicht fern von mir
Ein groß Streit ist vorhanden,
Mach mich würdig zu stehn bei dir
Daß ich nicht komm zu Schanden
Dann du mein Gott, mein Fels und Schloß,
Mein Zuverloß,
Es kost nun hell, Leib oder Seel,
Ach hilf mein Feind abschlagen.
7
Creutz und Leiden ist mir bereit,
Mach michs würdig zu tragen.
Daß ich darum von dir nicht scheid,
Sie thun hart auf mich schlagen,
Es wird geschossen manch tausend Pfeil
Nach meiner Seel,
Manch Netz gestellt, so weit hinaus ins Feld
Mit Listen mich zu fangen.
8
Du aber bist ein starker Gott,
Das hab ich wohl vernommen,
Ein Schirm und Trost in aller Noth,
Ein Schatten aller Frommen.
Du machst mich also stark im Streit,
Daß ich auch nit,
Gehr abzustohn, sondern hindurch zu gohn,
Bis ich die Stadt einnehme.
9
Ruff ich zu dir, so giebst du mir
Weißheit, und Mund zu sprechen,
Des Glaubens Kraft dabei ich spür,
Mit`s Geistes Schwerdt zu fechten.
Den Schild des Glaubens muß man han,
Soll man bestohn,
An Füssen fein geschuhet sein,
Mit dem Evangelio des Friedens.
10
Unser Waffen mögen nicht fleischlich sein,
Sondern kräftig von Geiste,
Mit G’dult von Gott bekleidet fein,
Zu streiten allermeiste
Gegen den Fürsten dieser Welt,
Der sich sauer stellt,
Mit falschem Schein, in den Kindern sein,
Und meynt mich zu erschleichen.
11
Wie muß ich dir, o Vater mein
So rein geläutert werden,
Ich muß nur seyn ein Würmlein klein,
Ein Narr auf dieser Erden,
Der Versucher tritt um mich her
Mit starker Wehr,
Die Füchslein klein, graben so tief hinein,
Den Weinberg zu verderben.
12
Wenn ihr Anschlag nicht will fortgohn,
Mit Bitten noch mit Dräuen,
Und wir ihr G’lehrten weisen von,
Daß sie sich nicht erfreuen:
Dann kommen sie mit`s Kaisers Gebot,
Weisen zum Tod.
So wir daran kein Schröcken han,
Hond sie uns peinigt sehre.
13
Und Gott hat unsern Mund bewahrt,
Dafür wir ihm noch danken,
Wie wohl die Pein war also hart,
Ließ er uns doch nicht wanken,
Er hatt uns mit Gedult bekleidt,
Wir waren bereit
In Tod zu gehn, vor unser Brüder zu stohn,
Wolten sie nicht besagen.
14
O Gott! wir stehn in Angst und Pein
Wie ein befruchte Frauen,
Mit Schmerzen muß geboren seyn,
Das wird uns nicht gerauen,
So wir der Arbeit mächtig seyn,
Durch die Kraft dein
Gebären fein, so soll bald seyn
All Schmerz in Freud verkehret.
15
Nachdem, o Gott Vater und Herr
Du uns selbst hast verheissen,
Daß du die Deinen nimmermehr
Verlassen wollst als Waysen,
Die hier sogar verlassen seynd,
Wie es jetzt scheint
Vor den Menschen Kind
Daß wir sogar verlassen sind,
Vom Weg der Wahrheit ferre.
16
O Gott wir danken aber dir
Aus großer Treu allg`meine,
Wir haben keinen Irrthum für,
Es ist die Wahrheit reine,
Es ist das recht wahr` Fundament
Das Petrus bekennt,
Der wahr Eckstein, wissen auch anders kein,
Dadurch wir selig werden.
17
Treu bist du Herr, also muß dir
Ein jeder treulich dienen,
Wer das nicht thut aus Herzen gut,
Mag wohl klagen und weinen,
Viel nehmens Wort mit Freuden an,
Die nicht bestahn,
Wie man wohl sollt,
Wenn der Glaub klar gleichwie das Gold
Soll rein geläutert werden.
18
Treu` Knecht, o Herr, ist mein Begehr
Wollst deinen Kindern geben,
Die ein rein Herz bereiten dir,
In Lehr und auch im Leben,
Und nimm alle Gutdünken hin,
Aus ihrem Sinn,
Auf daß, o Herr, dir werd die Ehr,
Niemand ihm selbst gefalle.
19
Ein recht Verstand mit Liebe fein,
Bitt` ich von dir ob allen,
Schreib in das Herz der Kinder dein,
Laß dir mein Bitt` gefallen,
Mit Glaubens=Früchten allermeist,
Durch deinen Geist,
Ins Friedens Band, führ sie zuhand,
All die dir Herr gefallen.
20
Noch eins, o Herr, ist mein Begehr
Das muß ich dir noch klagen,
Ich steh vor dir unwürdig sehr,
Weiß doch nichts anders zu sagen,
Dann, o lieber Herr und Vater mein,
Der Wille dein
Woll in mir rein
Geschehen fein,
Ganz bin ich dir ergeben.
21
Nicht anders find ich nun bey mir
Deß dank ich dir von Herzen,
Dann was du wilt, das g`scheh an mir,
Es sey Freud oder Schmerzen,
Und wie viel ich hab vollbracht,
Wie ich dann acht,
Viel fehlet mir, ich steh vor dir
Genugsam Straff zu nehmen.
22
Es will nun an ein Scheiden gohn,
Ich b`fehl euch all dem Herren,
Alles begehr ich zu verlohn,
Zu meinem Gott mich kehren,
Mein Brüder, Mutter, Weib und Kind,
Die mir lieb sind,
Im Herzen mein,
Willig muß es verlassen seyn,
Zuletzt mein eigen Leben.
23
Muß es dann hie gescheiden seyn,
So wolt doch unser g`denken,
Wir trinken hie den sauren Wein,
Der unsern Leib thut kränken,
Aber der Herr macht es ganz leicht.
Diß ist gedicht
Im Gefängniß mein,
Lobt Gott, er wird noch fein
Uns helfen bis ans Ende.
Amen.