Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 40. Lied

Ein ander Lied von Hans Koch und Leonhard Meister gemacht, beyde zu Augspurg bezeugt, Anno 1524.
Im Ton: „Mag ich Unglück nicht.“ (14)

1
Ach Gott Vater im höchsten Thron,
Schau jetzund an
Das Elend deiner Knechte,
Wie sie der Feind verfolgt so hart,
Auf dieser Fahrt,
Und grausamlich durchächtet.
Wer dich erkennt, und sich nicht wendt
Von deinem Wort, wird an dem Ort
Verachtet und verschmähet.

2
Ach Gott Vater im Himmelreich,
Wir hond zugleich
Gesündiget vor dire.
Darum straff uns genädiglich,
Wir bitten dich
Laß uns dein Gnade spüren.
Durch uns dein` Ehr
Nicht gelästert werd
Vor dieser Welt, welche sich stellt,
Dein Wort zu dämpfen schiere.

3
Wir könnten haben guten Fried.
Wenn wir nur nicht
Bekennten deinen Namen,
Und glaubten nicht an deinen Sohn,
Daß er hab thon
G’nug an des Creutzes Stammen,
Vor unser Sünd und groß Elend
Für uns erduldt, der Sünden Schuld,
Bezahlt vor uns allsammen.

4
Der Feind hat sonst gar kein Ursach,
Daß er solch Rach
Täglich an uns thut üben,
Daß wir nicht halten sein Gebot,
Sondern dich Gott
Vater von Herzen lieben.
Welch`s der Satan nicht leiden kann,
Mit sein`m Anhang, groß Noth und Zwang
Anricht, uns zu betrüben.

5
Das ist nun unser Missethat,
Darum uns hat
Der Feind so hart umgeben,
Daß wir unser Hoffnung zumahl,
In gleichem Fall,
In dich setzen, darneben
In Jesum Christ, welcher da ist
Dein lieber Sohn, auch glauben schon
In den heiligen Geist eben.

6
Darum müssen wir leiden Schmach,
Daß wir nicht auch
Uns wider dich thun setzen.
Trieben wir Bosheit mancherley,
Abgötterey
Würden sie uns nicht letzen;
Darum, o Herr, greiff zu der Wehr,
Richt alle die, welche allhie
Dein G’walt vor gar leicht schätzen.

7
Wann wir verläugneten dein Wort,
So würd uns fort
Der Antichrist nicht hassen,
Und gläubten seiner Lügenlehr,
Und Irrthum schwer,
Giengen die weite Strassen,
Mit samt der Welt, wie Christus meldt,
So hätten wir Gunst, dieweil wir sonst
Von der Welt sind verlassen.

8
Wiewohl der Feind uns nicht allein
Bringet in Pein,
Sondern es ist geschehen
Jesu Christo unserm Heyland,
Viel Schmach und Schand,
Die Welt auf ihn thät jehen,
Darnach fortan, wer ihm hing an,
Bekennt sein Wort, an allem Ort,
Thät man schänden und schmähen.

9
Darum auch Christus selber spricht,
Wundert euch nicht,
Wenn euch die Welt wird hassen,
Weil sie mein Wort nicht nehmen an,
Ihm widerstahn,
Mich selbst verfolgt dermassen,
Billig ihr auch, mußt leiden Schmach,
Werden verklagt, verspott, verjagt,
Seyd fröhlich auf der Strassen.

10
Weiter tröst uns Christus der Herr,
Spricht also: Wer
Um meinet willen wird leiden
Von dieser Welt Schand, Spott und Schmach,
Der wird hernach
Haben die ewige Freuden.
Was liegt dann dran, so wir hie schon,
Werden verspott, dieweil uns Gott
Zusagt die Seligkeiten?

11
So schaue an, o Herr und Gott,
Den großen Spott,
Wie sie lästern dein Worte,
Und halten es vor Ketzerey,
Und Fantasey,
Wer das bekennet forte,
Und glaubt nicht mehr, ihr Menschen=Lehr,
Wird ausgerott, veracht, verspott,
An manchem End und Orte

12
Nun bitten wir dich Gott und Herr
Rett selbst dein Ehr
Und heilig deinen Namen,
Der jetzt so gar verlästert wird,
Als man wohl spührt
Bey hoch und niedern Stammen,
Erzeig dein G’walt solcher Gestalt,
Daß der Feind merk, dein göttlich Stärk,
Und sich vor dir muß schämen.

13
O Gott nun laß erbarmen dich,
Wie elendtlich
Dein Schäflein sind zertrennte,
Hond keinen rechten Hirten mehr,
Der sie recht lehr,
Dein heil`gen Geist ihn`n sende.
Der ihnen weiß, der Gnaden Speiß,
Die ihn`n geziem, keins Fremden Stimm
Gehorchen bis ans Ende.

14
Ach Gott in deiner Majestät!
Wollst unser G’bet
Genädiglich erhören,
Weil wir sind in Anfechtung, Streit,
Verlaß uns nicht,
Gedult wollest uns mehren,
Durch deinen Sohn, unsern Hauptmann,
Dem sey Ehr, Lob, welcher liegt ob,
Dem Satan sammt sein`m Heere.
Amen.