Eine lobwürdig wunderthätige Historie, aus dem anderen Buch Machabeorum, am 7ten Capitel.
Und geht Im Ton Herzog Ernsten. (8)
1
So merket auf ihr Christenleut;
Uns sagt die Schrift, wie auf ein Zeit
Ein König sey gewesen.
Es ist fürwahr kein Fantasey,
Von seiner großen Tyranney,
Wie ich das hab gelesen.
Antiochus der König hieß:
Alls übels that er pflegen.
Viel Juden er umbringen ließ
Von ihrer Satzung wegen,
Gar jämmerlich er sie ermordt.
Kein Boßheit war ihm je zu viel,
Als ihr werdet hören fort.
2
Er schallt in seinem ganzen Land,
Und wo er einen Juden fand,
Der sich nicht wollt bekehren
Von seiner Satzung und Gebot,
Und was ihn`n geben war von Gott,
Den peinigt er so sehre.
Ein frommer Jud darunter was,
Eleazar mit Namen
Der dienet Gott ohn Unterlaß,
Und thät sich deß nicht schamen.
Darum der König zörnet hart,
Den Juden er gefangen legt,
Ihm auch nicht lang das Leben spart.
3
Als es mit dem vollendet was,
So merket nun noch mehr vorbaß,
Wie es ist weiter gangen:
Ein Jüdisch Weib war unter ihn`n,
Ein Mutter die hat sieben Söhn,
Die waren auch gefangen.
Der König auf sie drang mit Noth,
Das Schweinenfleisch zu essen
Wider ihr Satzung und Gebot,
Und thät sich viel vermessen;
Welch`s ihn`n von Gott verboten was,
Das hielten sie ganz fleißiglich
Kein Jud dasselbig aß.
4
Sie trieben mit ihn`n ihr Gespött,
Der König selbst mit ihnen redt,
Thät ihnen also sagen:
Wer Schweinenfleisch nicht essen thät,
Den wollt er an derselben Stätt
Mit Riemen lassen schlagen.
Einer aus ihn`n insonderheit
Gar tapferlich thät sprechen:
Zu sterben sind wir all bereit,
Eh` daß wir wollen brechen
Das G’setz von unsern Eltern her
Welch`s sie von Gott empfangen hond
Zu einer Weiß und Lehr.
5
Als er nun redt diß scharfe Wort,
Und da der König das erhort
Bewegt er sich von Herzen
Mit großem Grimm er von ihn`n ging,
Sehr großen Unmuth drob empfing,
Und kümmerlichen Schmerzen;
Schöpft einen großen Neid und Haß
Geg`n diesen Jüngling frommen,
Als er ihm nicht gehorsam was,
Bald hat er vorgenommen,
Ein` böse List er ihm erfund,
Was Tods er ihn umbringen wolt,
Gleich zu derselben Stund.
6
Des Kön’gs Befehl man bald nachkam,
Daß man Häfen und Pfannen nahm,
Und hieß sie glühend machen.
Solch`s thät er ihnen als darum,
Daß sie waren gerecht und fromm
Und Gott`s Gesetz nicht brachen.
Als dieses gar bereitet war
Wie ihnen ward geboten,
Da brachten sie den ersten dar,
Und fingen an zu spotten.
Das thäten sie ihn`n um Unschuld,
Die große Pein die man ihn`n thät,
Litten sie alle mit Geduld.
7
Der König ihn`n geboten hätt,
Zur ersten Straf so man ihn`n thät,
Sollt man die Zung abschneiden,
Kein Gnad er gar bei ihnen fund,
Darnach man ihm die Haut abschund,
Noch mehr mußt er da leiden.
Dabey ers noch nicht bleiben ließ,
Daß er ihn hat geschunden,
Hieß ihm abhauen Händ und Füß,
Das g`schah zu einer Stunden.
Noch hielt er steif an dem Gebot,
In allem Leiden das er hat,
Hofft er auf seinen Gott.
8
Die dritte Straf er ihm anthut,
Ein Pfann setzt man ihm auf ein` Glut,
Und ließ ihn darin`n rösten.
Als er war in der großen Pein,
Die Mutter und die Brüder sein
Ihn fingen an zu trösten,
Daß er in Gott`s Gesetz und Lehr
Beständig sollte bleiben.
Indem führt man den andern her,
Den Spott mit ihm zu treiben.
Erstlich ward er von ihn`n gefragt,
Ob er das Schweinfleisch essen wollt
Eh` daß er würd geplagt.
9
Er sprach, Das woll Gott nimmermehr.
Deß ward er auch gepeinigt sehr
Gleichwie der Erst erlitten.
Als er war in der großen Noth,
Und überwand den bittern Tod,
Da gieng es an den dritten.
Die Zung man ihm auch bald abschnitt,
Und röstet ihn besonder.
Noch achtet er diß alles nit
Das nahm den König Wunder
Und einen jeden der ihn sach.
Als er war in der leßten Noth,
Hört wie er zum ihm sprach.
10
Das hab ich alls von meinem Gott,
Für seine Satzung und Gebot
Will ich diß alles leiden.
Auch reut mich weder Gut noch Geld
All`s was ich hab in dieser Welt,
Will ich zwar gerne meiden.
Ob ich schon jetzt in Leyd und Klag
Verlier mein Leib und Leben,
Wird mir doch Gott am jüngsten Tag
Das alles wieder geben.
Sein Hoffnung da blieb unzertrennt,
Als er die Wort mit ihnen redt,
Nahm er ein seligs End.
11
Also der dritt` geendet hätt.
Dem vierten man auch also thät,
Er starb gar ritterlichen.
Der fünft und sechst mußt auch daran,
Gar mannlich thäten sie bestahn,
Ihr Glaub blieb unverblichen.
Diß all`s in einer Stund geschah,
Als wir geschrieben finden.
Die Mutter stund dabey und sah,
An ihren eignen Kinden,
Die jämmerliche Pein so schwer,
Gar nah demselben Weibelein
Das Herz zerbrochen wär.
12
Sie tröst jeden insonderheit,
Daß er sey willig und bereit,
Vor Gottes Ehr zu sterben,
Auch vor seine Gebot und G’satz,
Wir haben ein`n verborgnen Schatz,
Der mag uns nicht verderben:
Ob euch schon hie Gewalt geschicht,
So laßt euch doch nicht schrecken.
Dann Gott wird uns am jüngsten G’richt
Allsammen auferwecken;
Und wird uns geben Seel und Leib,
Daran ich keinen Zweifel trag,
Sprach das gott`s fürchtig Weib.
13
Solches und dergleichen mehr,
Darzu viel schöner Weiß und Lehr
Thät sie ih`n allen geben:
Der siebent war ein junger Knab,
Den wollt der König mahnen ab,
Daß er behielt sein Leben:
Verhieß ihm großes Gut und Gold,
Wolt ihn gar hoch begaben,
Wenn er sich jetzt bekehren wollt
Und stehn von seinem Glauben.
Ja all`s was er von ihm begehrt,
Schwur er ihm theu`r mit einem Eid,
Deß sollt er seyn gewährt.
14
Das hielt er all`s vor ein Gespött,
Hört wie er mit dem König redt,
Der Jüngling also kühne:
O König, hör die Antwort mein
Ein schwere Straf und große Pein
Wirst du an uns verdienen.
Dann Gottes Urtheil und Gericht
Wirst du zwar nicht entrinnen.
Die Boßheit er nicht übersicht,
Das wirst du werden innen.
Darum er dich dann straffen wird,
Weil du mich und die Vrüder mein
So schändlich hast ermördt.
15
Als er ihm diese Antwort gab,
Erzörnet er gar sehr darob,
Und thät ihm nicht gefallen.
Da führten sie ihn auch dahin,
Ganz jämmerlich sie plagten ihn,
Ja härter dann sie alle.
Auf Gott setzt er sein Hoffnung fest,
Damit schied er von hinnen.
Die Mutter thät man auch zuletzt
Gar jämmerlich umbringen.
Selbst achten ward sie hingericht
Allein von wegen ihres G’setz,
Also beschließ ich die Geschicht.
Amen.