Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 39. Lied

Ein ander Lied hat Leopold Schneider gemacht, welcher Anno 1528 zu Augspurg enthauptet worden.
Im Ton: Es wohnet Lieb bey Liebe.
Oder, wie man die Tagweiß singt. (4)

1
Mein Gott dich will ich loben,
In meiner letzten Stund,
Im Himmel hoch dort oben,
Mit Herzen und mit Mund.
O Herr du bist der rechte zart
Stärk du mir meinen Glauben,
Jetzt muß ich auf die Fahrt.

2
In Gnad thu mein gedenken,
In diesem letzten Streit.
Mein`n Geist thu ich dir schenken,
Zu dir hab ich ein Freud.
Christe hilff mir das Creutz bestohn.
Vergib ihn`n Vater im Himmel,
Sie wissen nicht was sie thun.

3
Dein Wort kann ich nicht lassen,
Weil ich leb in der Zeit,
Darum thut man mich hassen,
Nimmt mir die Seel vom Leib,
So schrey ich Herr zu dir um Gnad,
In dich thu ich vertrauen,
Kein’n andern Tröster hab.

4
Gar klärlich fein geschrieben
Marci am letzten staht,
Darwider nichts kann treiben,
Es ist sein Wunderthat,
Daß wer da glaubt und wird getauft,
Derselb soll selig werden,
Wer es ließt, der merk drauf.

5
Was laßt ihr euch betrüben,
Daß man hält Christi Brauch,
In Gottes Wort euch üben,
So werdt ihr sehen auch,
Was Jesus Christus Gottes Sohn
Uns allen hat befohlen,
Was wir dann sollen thun.

6
Ich bitt euch all, ihr Lieben,
Vertrauet all in Gott,
Laßt euch auch nicht betrüben
Allhie mein bittern Tod.
Dann Gott wirds uns bezahlen wohl,
Wir müssen je von hinnen,
Aus diesem Jammerthal.

7
Der hie will leb`n in Freude,
Thut uns die Schrift fein kund,
Der wird dort haben Leide,
Red Gott aus seinem Mund,
Wir müssen leiden mit Gedult,
Der Herr mehr uns den Glauben,
Das g`scheh ohn alle Schuld.

8
Wer hie sein Gab will legen
Auf Christi Altar schon,
Mit seinem Nächsten eben
Sich soll versöhnen thun.
Derwegen bitt ich dich o Gott,
Wollst gnädiglich verzeihen,
Die mich geben in Tod.

9
Mein Geist und auch mein Seele
Befehl ich in dein Händ.
Hilf mir aus aller Quale,
Ach Gott von mir nicht wend,
Nimm meinem Fleisch sein grosse Kraft,
Daß ich mög überwinden,
In dir werden sieghaft.