Ein ander Lied hat Johannes Huß gemacht, welcher zu Constenz verbrennt ist worden, Anno 1415.
Geht Im Ton: Wohl dem, der in Gottes=Furchten.
Oder, Christe der du bist Tag. (1)
1
Jesus Christus, Gottes Sohn,
Mit seiner leiblichen Person
Von dieser Welt abscheiden wollt,
Und sprach zu seinen Jüngern hold:
2
Ich geh zu Gottes Majestät
Ihr aber hie solt warten stät,
Bis euch zuvor himmlische Kraft
Bestätige zur Ritterschaft.
3
Die Jünger glaubten diesem Wort,
Blieben zusammen an ein`m Ort
Einträchtig nach Christlicher Weiß,
Beten zu Gott mit allem Fleiß.
4
Nach Ostern am fünfzigsten Tag,
Den man den Pfingsttag nennen mag,
Neun Tag nach Christi Himmelfahrt,
Groß Ding ihn`n wurden offenbahrt.
5
Des Morgens um die dritte Stund,
Als sie baten aus Herzens Grund,
Da kam der Heilig Geist ins Haus,
Wie ein Sturmwind mit großem Strauß.
6
Saß auf ein jeden unter ihn`n,
Gab allen ein rechtschaffnen Sinn,
Aus zu reden den Grund der Schrift,
Mit neuen Zungen unvergift.
7
Auf diesen Sturm lief viel Volks zu,
Sie die Jünger erregten fruh,
Mit neuen Zungen große Ding,
Ihr` Red vielen zu Herzen gieng.
8
Derhalben etlich sprachen da,
Die Männer sind von Galilea,
Wie reden sie mit unser Sprach?
Und also große Ding anbracht.
9
Etliche sprachen: Sie sind voll,
Und reden wie die Trunk`nen toll;
Petrus aber voll Geistes Kraft
Gab ihn’n gar freudig Rechenschaft.
10
Nahm Wort vor sich aus Joels Buch,
Auch aus dem Psalter manchen Spruch
Redet daß`s durch die Herzen drang,
Und sie also zu reden zwang:
11
O ihr Brüder nun rathet zu,
Wie wir kommen zu rechter Ruh
Wir finden bey uns nichts dann Sünd,
Saget wer uns davon entbind.
12
Petrus sprach: Bessert euer Thun,
Und glaubt in Christum, Gottes Sohn,
Bekennt ihn auch mit eurem Mund,
Laßt euch taufen auf seinen Bund.
13
Sie thäten wie ihn`s Petrus rieth,
Wandten vom Bösen ihren Tritt,
Glaubten und empfingen den Tauf,
Lieffen ein`n gottseligen Lauff.
14
Ey nun verleih uns, Heilger Geist,
Daß wir uns halten allermeist
Nach dieser ersten Kirchen=Weiß,
Dir Herre Gott zu Lob und Preiß.