Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 37. Lied

Ein anderes Lied von Hans Langmantel, und seinem Knecht Weissenhorn, enthauptet, und die Magd ertränkt.
Im Ton, wie man die Tagweiß singt. (4)

1
Komm Gott Vater von Himmeln,
Mit der Kraft deines Geist`s
Damit du uns`re Sinnen,
Ja Herz und G’müth erfreust,
Gieb uns all dreyen Mannlichkeit
Ganz ritterlich zu streiten
In dieser bösen Zeit.

2
Halt uns mit deiner Rechten,
Dann du bist unser Stärk,
Im Kampf vor uns thu fechten,
In der Noth auf uns merk
Auf daß wir in dem Streit bestehn,
Und nicht zurücke weichen,
Wenn der Erarnst wird angehn.

3
Darum wollst ob uns wachen,
Auch unser nehmen wahr,
In diesen strengen Sachen,
Da sich die gottloß Schaar
Wider dein Wort auflehnen thut,
Will uns davon abtreiben,
Halt uns in deiner Hut.

4
Auf daß wir nicht verfließen,
Und dein Wort fahren lan,
Laß uns der Treu geniessen,
Die du an uns hast g’than,
Und durch dein Sohn bewiesen hast,
Daß wir sie stäts betrachten,
Send uns dein`s Geistes Glast.

5
Das Feur von deiner Liebe,
So uns vorg’geben ist,
In dem wir uns sonst üben
Hond thun zu aller Frist,
In uns deine ergebne Kind,
Auf daß er in uns komme,
Vie wir beruffen sind.

6
Zu führen unser Leben
In deiner Wahrheit schon,
Fried, Einigkeit darneben,
Einander lieben thun,
Daß mit Wahrheit der Herzen rein,
Laß uns dein Licht erscheinen,
In dem wir wandeln fein.

7
Thu uns stäts drin`n erhalten,
Als deine liebe Kind,
Laß uns davon nicht spalten,
Die grausam Finster blind,
Die überhand genommen hat,
Mit aller Untreu große,
Darauf erfolgt der Tod.

8
Du aber unser Vater
Liebest die Billigkeit,
In dir hört auf die Marter
Der schweren Dunkelheit
Damit die Welt verstricket ist,
Dann du bist Lichtes=Glanze,
Die Finsterniß durchdringend bist.

9
Daß wir nicht mehr der Nachte,
Sondern Tags=Kinder seyn,
Durch deinen Geist aufwachen,
Laß uns ins Lichtes Schein,
Mit aufmerken nach deiner Art,
Fort schreiten mit Begierden,
In Freuden ungespart.

10
Dein`n Geist darzu uns sende,
Uns mit sein`r Kraft ergreiff,
Verneu das Herz behende,
Und mach uns in dir steif,
Daß wir in dem Gehorsam dein,
Dich fleißig mögen hören,
Preisen den Namen dein.

11
Wann sich die Welt auflehnet,
Widerstrebt deinem Wort
Unser Seel zu dir sehnet,
In aller Trübsals Noth,
Damit sie uns abschröcken will,
Gieb uns auf dich zu merken,
Und führ uns zu dem Ziel.

12
Laß uns, Herr, nicht beflecken
Die Sünd noch einig Schuld,
Und nimm vom Fleisch den Schrecken,
Das uns abschrecken wollt,
Auch in dein`m Werk uns halten auf,
Daß wir, wann man uns fordern solt,
Nicht erliegen im Streit.

13
Dir gegnen mit den Frommen
In recht zierlichem Kleid
Die auf die Hochzeit kommen,
Die dein`m Sohn ist bereit,
Wenn er sein Braut wird nehmen an,
Mit ewiger Wonn und Freuden,
Herr du wollst uns beystahn.

14
In aller Angst und Nothe,
Darzu in Todes Pein,
Gieb uns das Himmelbrode,
Send uns den Tröster dein,
So der Elenden Vater ist,
Und die Armen reich machet,
Stärket den, der schwach ist.

15
Kann die Müden erquicken,
Den Schwachen geben Kraft,
Daß sie sich zu dir schicken,
Durch dich werden sieghaft,
Die sich in Kampf begeben thun,
Vor die Wahrheit zu streiten,
In Christo deinem Sohn.

16
Hilf uns das Feld erhalten
Mit ihm allein auf Erd,
Laß dein Hilf ob uns walten,
Schirm uns mit deinem Schwerdt,
Auf daß wir als die Helden dein,
Mögen die Kron erlangen,
Und ewig bey dir seyn.
Amen.
Laus Deo.