Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 35. Lied

Ein schönes Lied von Georg Steinmetzer, zu Pfortzen enthauptet, Anno 1530.
Im Ton: „Entlaubet ist der Walde.
Oder: „All die ihr ⁊C." (7)

1
Wir danken Gott von Herzen
Der väterlichen Treu,
Sein Gnad soll niemand verscherzen,
Daß es ihn nicht gereu
An seinem letzten Ende,
Wenn er verschieden ist,
O Herr hilf uns behende,
Steh uns bey Jesu Christ.

2
Gott hat ihr`r viel beruffen
Zu sein`m ewigen Licht
Die thut er auch heimsuchen,
Wie`s alle Welt wohl sicht.
Allhie auf dieser Erden
Mag es nicht anders seyn,
Der Sünden loß zu werden
Dann durch Leiden und Pein.

3
Wollen wir selig werden,
Wir seyen groß oder klein,
Durch viel Trübsal auf Erden
Müssen wir werden rein
Von allen Sünden schwären,
Wie ichs gelesen han.
Wer folgt Christo dem Herren,
Der geht auf rechter Bahn.

4
Christus der spricht gar eben,
Weg und Thür will ich seyn,
Die Wahrheit und das Leben,
Durch mich so geht herein
Vor mir geht noch ein Hagen,
Das Creutz im Weg thut stahn,
Das muß ein jeder tragen,
Will er zum Vater gahn.

5
Die Wahrheit muß ich jehen
Wohl jetzt zu dieser Frist
Das Creutz ist anzusehen
Viel schwerer dann es ist.
Darob thut manchem grausen,
Daß ers nicht tragen kann,
Spricht: Ich will länger hausen,
Ich weiß ein ander Bahn.

6
Zu Gott können wir nicht kommen,
Wir tragen dann Christi Joch,
Das hab ich wohl vernommen.
Wer will ein ander Loch
In diesen Schafstall brechen,
Der muß ein Mörder seyn.
Gott wird sich an ihm rächen
Mit Straff ewiger Pein.

7
Christus der Herr will haben
Ein`n Menschen also rein,
Der das Creutz hie thut tragen
Und ihm nachfolget fein,
In allen seinen Wegen,
Wie ich anzeigen will,
Des Jochs Christi thut pflegen,
Und tragen bis ansZiel.

8
Der sein Creutz nicht will tragen,
Und wieder um sich sicht,
Läßt sich den Satan jagen,
Der merk wie Christus spricht:
Wer mich hie thut bekennen
Vor den Menschen auf Erd,
Den werd ich Bruder nennen
Bey meinem Vater werth.

9
Wer mich wird übergeben
Vor den Menschen auf Erd,
Dem thu ichs wieder eben
Bey meinem Vater werth.
O Herr thu uns erhalten
Zu deinem Lob und Preiß,
Laß die Lieb nicht erkalten,
Mach uns stark, klug und weiß.

10
Der uns thut leyten und tragen
In aller Wahrheit gut.
Auf daß wir nicht verzagen
Und haben ringen Muth,
Auf daß wir vor sich lauffen,
Wohl auf der engen Bahn,
Leib und Leben verkaufen
Und zu dem Vater gahn.

11
Lob sey Gott dem gerechten
Der uns beruffen hat
Zu unwürdigen Knechten,
Den woll`n wir früh und spath
Allzeit loben und preisen,
Immer und ewiglich,
Daß wir die wat durchweisen
Im Blut des Lamms so reich.
Amen.