Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 34. Lied

Dies Lied hat Georg Wagner gemacht, der zu München verbrennt worden. Anno 1527.
Im Bentzenhauer Ton.
Oder: „All die ihr jetzund leidet Verfolgung und ⁊C. (7)

1
Den Vater woll`n wir loben,
Der uns erlöset hat,
Im Himmel hoch dort oben,
Durch seines Sohnes Tod
Welchen er hat gegeben,
Zu versöhnen unser Sünd,
Daß wir im Glauben leben
Als sein gehorsam Kind.

2
Im Sohn hat er uns g`lassen
Ein Vorbild, merket wie,
Daß wir auch solcher massen
Geduldig leiden hie
Ihm die Schmach helfen tragen,
Wie uns die Schrift beweißt
Zu`n Hebräern thut sagen
Durch den Heiligen Geist.

3
Er redt mit sanften Worten,
Demüthig und gesund,
Daß wir an allen Orten
Ihn bekennen mit dem Mund.
So sind wir rechte Erben
Des Sohns vom Himmelreich,
So wir mit Christo sterben,
Und sein`m Tod werden gleich.

4
Wer Gottes Wort recht fasset,
Und in dem Herzen glaubt
All Sünd und Boßheit hasset,
Der ist dem Raub erlaubt,
Die Wahrheit muß g`fangen liegen,
Dazu werden verjagt,
Esajas hats geschrieben,
Gott hat mirs selbst gesagt.

5
So wir um Christi willen
Allhie gefangen seyn,
Den G’horsam thun erfüllen
Als seine Kinder fein.
Er spricht: Acht nicht geringe
Mein Kind, des Vaters Zucht,
Und bleib in dem Gedinge,
Als ich dich heim hab g’sucht.

6
Ganz lieblich sind die Worte,
Die Christus reden thut,
Schaut daß ihr`s wohl bewahrte
Sie stärken uns den Muth,
Ob uns so freundlich wachet,
Steht uns in Trübsal bey,
Drum sehet daß ihr wachet,
Und niemand schläffrig sey.

7
Das Kleynod ist gestecket,
Seht wie ihr`s bekommen mögt,
Lebet hie unbeflecket,
Und werdet nicht bewegt,
Sondern thut richtig lauffen,
Daß ihrs erlangen könnt,
Daß wir es nicht verschlaffen,
Seyd wacker, liebe Freund.

8
Hilf uns, herzliebster Vater
Der du uns hast erwählt,
In aller Pein und Marter
Die Welt uns g`fangen hält,
Gieb daß wir mögen siegen,
Wohl durch des Lämmleins Blut,
Daß wir nicht unten liegen,
Halt du uns, Herr, in Hut.

9
So wird er uns erheben
Zu der herrlichen Freud
Die er aufdecket eben
Wohl zu der letzten Zeit,
Wenn er ganz wundersame
Sein` Heil`gen sammlen wird,
Dann werden wir zum Lamme
In unsre Heimat g’führt.

10
Von Herzen thu ich grüssen
All die in Gott bestehn,
Laßt jedermann geniessen,
Die Christum lieben thun.
Gott, der uns hat gegeben
Das Pfand den Heil`gen Geist
Nach seinem Will`n zu leben,
Der sey ewig gepreißt.

11
Wer mit mir will zum Herren,
Der mag kommen hernach,
Es ist je mein Begehren
Darum trag ich die Schmach,
Wiewohl ichs drum nicht hoffe,
Ihr Herrlichkeit ists werth.
Christus ist vorgeloffen,
Der hats uns all`s gelehrt.
Amen.