Ein schönes Lied von Leonhard Schöner, zu Rotenburg am Inn verbrannt, Anno 1528.
Im Ton: „Nun welche hie ihr Hoffnung gar, auf ⁊C. (9)
1
Wir bitten dich, ewiger Gott,
Neig zu uns deine Ohren,
Heiliger Herre Zebaoth,
Du Fürfürst der Heerschaaren,
Vernimm die Klag, Ung`mach und Plag
Hat überhand genommen,
Der Behemot, mit seiner Rott,
Ist in dein Erbtheil kommen.
2
Es haben sich zu ihm verpflicht
Viel der vermeynten Christen,
Den wüsten Gräuel ausgericht,
Sie toben und vernichten.
Das Heiligthum der Christen fromm,
Das haben sie zertreten.
Der wüst Unflath in deiner Statt,
Läßt sich als Gott anbäten.
3
Dein heil`ge Stadt hond sie zerstört,
Dein Altar umgegraben
Darzu auch deine Knecht ermördt,
Wo sie`s ergriffen haben.
Nur wir allein, dein Häuflein klein,
Sind wenig überblieben,
Mit Schmach und Schand, durch alle Land
Verjaget und vertrieben.
4
Wir sind zerstreut, gleich wie die Schaaf,
Die keinen Hirten haben
Verlassen unser Haus und Hoff
Und sind gleich dem Nachts=Raben,
Der sich auch oft, hält in Steinkluft.
In Felsen und Steinklufte
Ist unser G’mach, man stellt uns nach,
Wie Vögeln in der Lufte.
5
Wir schleichen in den Wälden um,
Man sucht uns mit den Hunden,
Man führt uns als die Lämmlein
Gefangen und gebunden.
Man zeigt uns an, vor jedermann,
Als wären wir Aufrührer.
Wir sind geacht, wie Schaaf zur Schlacht,
Als Ketzer und Verführer.
6
Viel sind auch in den Banden eng,
An ihrem Leib verdorben.
Etliche durch die Marter streng,
Umkommen und gestorben,
Ohn alle Schuld. Hie ist Geduld
Der Heiligen auf Erden.
Wir müssen all, durch viel Trübsal
Also probiret werden.
7
Man hat sie an die Bäum gehenkt
Erwürget und zerhauen,
Heimlich und öffentlich ertränkt
Viel Weiber und Jungfrauen.
Die haben frey, ohn alle Scheu,
Der Wahrheit Zeugniß geben,
Daß Jesus Christ die Wahrheit ist,
Der Weg und auch das Leben.
8
Noch tobt die Welt und ruhet nicht,
Ist gar unsinnig worden.
Viel Lügen sie auf uns erdicht
Mit Brennen und mit Morden
Thut sie uns bang. O Herr, wie lang
Willt du doch darzu schweigen?
Richt den Hochmuth, der Heil`gen Blut
Laß vor dein`m Thron aufsteigen.
9
Wie köstlich ist der Heil`gen Tod,
Vor deinem Angesichte?
Drum haben wir in aller Noth
Ein tröstlich Zuversichte
Zu dir allein, sonst nirgend kein
Trost, Fried noch Ruh auf Erden.
Wer hofft auf dich, wird ewiglich
Nimmer zu Schanden werden.
10
O Herr, kein Trübsal ist zu groß,
Die uns von dir abkehre,
So bitten wir ohn Unterlaß,
Durch Christum unsern HErren,
Den du uns hast, zu einem Trost,
Aus deiner Gnaden geben,
Der uns zeigt an, die schmale Bahn,
Den Weg und auch das Leben.
11
Glory Triumph sey dir geseyt,
All Ehr sey dir auch geben,
Von nun an bis in Ewigkeit,
Dein Gerechtigkeit darneben
Bleib allezeit gebenedeyt
Das Volk dein`m heil`gen Namen,
Durch Jesum Christ, der künftig ist,
Die Welt zu richten, Amen.