Ein ander Marter=Lied von einem Christlichen Ritter, Algerius genannt, zu Rom jämmerlich verbrennt, Anno 1557.
Im Ton: „Der Unfall reut mich gantz. (9)
1
Als man zählt tausend fünf hundert Jahr
Sieben und fünfzig eben,
Zu Rom ist kund und offenbar,
Daß sich da hat begeben
Ein greulich Mord, vor nie erhört,
Von einem guten Christen.
Des Pabstes G’walt, das Urtheil fällt,
Durchs Teufels Trug und Listen.
2
Algerius der Christlich Held
Thät siegreich überwinden,
In Italien von Gott erwählt,
Zu thun des Herren künden,
War hochgelehrt, zu Gott bekehrt
Hat Christi Tauff empfangen,
Darum dann ward, der Jüngling zart,
Zu Padoa gefangen.
3
Da litt er manchen harten Strauß,
Da er vor hat studiret,
Die Brüder die noch waren drauß,
Furchten er würd verführet,
In seiner Noth, tröste ihn Gott,
Er solt beständig bleiben.
Algerius, aus Gefängniß
Thät ihnen wieder schreiben.
4
Ich will erzählen Wunder=Ding,
Da and`re schreyen, weinen,
An diesem Ort ich Freud empfing.
Im G’fängniß mir erscheinen
Des Himmels Heer, viel Märtyrer
Mir täglich wohnen beye.
Viel Freud und Wonn, ich bey ihn`n hon,
Der Herr macht alles neue.
5
Nichts süsser ist dann Christi Joch,
Wer darin`n thut umkommen,
Der steiget auf in Ehren hoch,
Kommt in die Zahl der Frommen
In Christi Reich, da dann zugleich
Altväter und Propheten,
Apostel all, ein große Zahl
Der Zeugen und Getödten.
6
Die Christo wahrem Gottes Sohn
Sein Creutz nach thäten tragen,
Etlich thät man verbrennen thun,
Andern das Haupt abschlagen:
Ihr Händ und Füß abhauen ließ,
Gebraten und geschunden,
Etlich gehenkt, im Meer ertlankt,
Viel an Creutzer gebunden.
7
Ich will nicht fürchten tausend Mann,
Die mich meynen zu letzen:
Ich hab meins Herzens Freud und Wonn
Allein in Gott thun setzen.
Gott tröstet mich, gewaltiglich,
Sein heil`ges Angesichte
Ob mir aufgaht, Trost, Hilf und Gnad,
Hab ich kein Mangel nichte.
8
Ich freue mich aus Herzens Grund,
Wenn ich es thu bedenken,
Daß sich hernahen thut die Stund
Da ich den Kelch soll trinken,
Und preisen Gott, mit meinem Tod,
Die Wahrheit machen kunde,
Auf daß ich gar, komm zu der Schaar,
Die Christo ist verwandte.
9
Ich bin gewiß daß mich auf Erd
Von Gott nichts soll abscheiden
Kein G’walt, Feur, Wasser oder Schwerdt
Noch sonst kein ander Leiden,
Geist, Engel pur, kein Creatur
Was sichtbar ist auf Erden,
Alles was sich legt wider mich,
Muß gar zu Schanden werden.
10
Dergleichen viel aus G’fängniß schrieb,
Da er lang hat gelitten,
Die Brüder tröst aus wahrer Lieb,
Thät sie gar freundlich bitten,
Ihr solt fortan, kein Kummer han,
Ich bin von Gottes Gnaden
Getröstet wohl, bin Freuden voll,
Durch Christi Geist und Gaben.
11
Von Padoa ward er geführt,
Gebunden und gefangen,
Darnach er zu Venedig wird
Mit Listen und mit Drangen
Gar hart versucht, straft ihr Unzucht,
Hiessen ihn einen Thoren.
Der Senator, dem er kam vor,
Sprach, er wär gar verlohren.
12
Sein Vaterland ihm zeigten an,
Sein Freund und auch Verwandten,
Ob er auch wolt sein Kunst verlan,
Darzu all sein Bekannten?
Mein Vaterland, sprach er zuhand,
Ist in des Himmels Throne.
Alle die seynd, worden mein Freund,
Die Gottes Willen thune.
13
Kein Medicin, Kunst, Meisterschaft,
Mag niemand zu Gott bringen.
Der nicht erkennet Gottes Kraft,
Dem wirds gar nicht gelingen.
Im Zorn und Grimm, hart dräutens ihm,
Wollten ihn lassen brennen.
O ihr blind Leut, Algerius sayt,
Was kann man heisser nennen
14
Dann Gottes Liebe wundersam
Das Herz und G’müth anzündet?
Solt ich fürchten des Feuers Flamm,
Das mich aus G’fahr entbindet?
Was ist so kalt, und ungestalt,
Das nicht hab Gottes Gaben?
Wie Stein und Ertz, ist deren Herz,
Die Gottes Lieb nicht haben.
15
Gen Rom dem Pabst ward überschickt,
Unter Wölf, Löwen, und Bären.
Im G’fängniß ward er hart verstrickt,
Sein Elend thät sich mehren,
Sehr schwer und hart, probieret ward
Viel mehr dann`s rothe Golde.
Des Herren Kraft, ihn macht sieghaft,
Ihr Red nicht hören wollte.
16
Die geistlich Rott, gar sehr verdroß,
Thäten vermaledeyen,
Sie speyen Gift und Feuer aus
Mord übern Ketzer schreyen.
Algerius sprach: ich hab mein Sach
Allein Gott übergeben.
Mein arme Seel, ich ihm befehl,
Es kost Leib oder Leben.
17
Die haben ihn zum Tod erkennt,
Ward g’setzt auf einen Wagen.
Der Henker nahm ihn in die Händ,
Männiglich thät ihn fragen,
Willt du fortan, vom Irrthum stahn?
Das Crucifix solt küssen.
Algeri weiß, das von sich stieß,
Wollt nichts vom Götzen wissen.
18
Das Volk schrie mit lauter Stimm,
Als man die Ding thät sagen,
Hinweg, hinweg, sprachens, mit ihm,
Er hat das Creutz geschlagen,
Er ist verkehrt, blind und verhärt,
Solt dieser länger leben?
So müßten wir, Christo darfür
Eine schwere Rechnung geben.
19
Man machet ihn nacket und bloß,
Bis auf den Gürtel eben.
Mit heissem Oehl ihn übergoß,
Haar und Haut mit abfegen,
Darnach ungeheur, sein Leib im Feuer
Zu Aeschen thät verbrennen,
Im Frieden starb, die Kron erwarb.
Sehr ritterlich gewunnen.
20
Sein Seel lebt jetzt in Freuden gar,
Ist aller G’fahr entkommen.
Wenn nun erfüllet wird die Schaar
Der auserwählten Frommen,
Dann wird ihr Leyd, in ewig` Freud,
Zu Preiß des Herren Namen,
In Gottes Thron, verändert schon,
Durch Jesum Christum, Amen.
Hans Büchel.