Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 25. Lied

Ein ander Marter=Lied von einer, genannt Maria.
Und gehet Im Ton: „Ach Gott, ich mag wohl trauren. (7)

1
Ach fröhlich will ich singen,
Ich bin ganz stäts daran,
Die Ursach thut mich dringen,
Wie ihr werdt hören thun.

2
Jetzt thut sich offenbaren,
In aller Welte weit,
Das g’schrieben ward vor Jahren,
Der Fromm wird ausgereut.

3
Also ist es ergangen,
Im zwey und fünfzigsten Jahr
Ein Frau hat man gefangen,
Die fromm gott`sfürchtig war.

4
Maria war ihr Name,
Viel`n Frommen wohl bekannt,
Sie hat bezeugt lobsame,
Dem Herren in dem Land.

5
Sie ist gefangen g`legen,
Wohl in das zweyte Jahr,
Mit Freud sich hat begeben
In Christi Schmach und G’fahr.

6
Die Frommen hat sie g’beten
Aus ihres Herzens Grund,
Daß sie recht wandeln thäten,
Und hielten Christi Bund.

7
Sie opfert auf dem Herren
Ihr’n Leib, wie Paulus meldt,
Das Reich Christi thät mehren,
Ihr Bau auf Gott war g`’stellt.

8
Sie haben sie versuchet,
Drey Tag gar mancherley,
Der gottlos Hauff verruchet,
Sie blieb dem Herren treu.

9
Die Gott von Herz vertrauen,
Und ihn bekennen thun,
Es sey Mann oder Frauen,
Die wird er nicht verlahn.

10
Der Oberst wolt sie kränken,
Wilt du zur Kirchen gohn,
Die Kost will ich dir schenken,
Und ein Jahr speisen thun.

11
Sie antwort ihm bescheiden,
Ich bleib bey Christo allein,
Sein`s Worts wegen zu leiden,
Wag ich das Leben mein.

12
Als sie zum Tod ist gangen,
Sang sie aus Herzen=Grund
Mich thät herzlich verlangen
Nach diesem Tag und Stund.

13
Christus warnt selbst die Seinen:
Man wird euch tödten thun
Und dennoch noch vermeinen,
Gott wohl zu dienen dran.

14
Heut wird mein Eh gebrochen;
Ein`s Manns Weib bin ich g`weßt,
Jetzt hab ich mich versprochen
Christo, der mich erlößt.

15
Da sie zum Wasser kamen,
Redt sie ein Gleißner an,
Der sprach zu ihr mit Namen,
Euch wirds nicht wohl ergahn.

16
Da hat man sie verhalten
Wohl bey dritthalbe Stund.
Wolten sie von Gott spalten,
Abwenden von sein`m Bund.

17
Darauf hat sie gesprochen:
Ich bleib bey Christi Wort,
Wird schon mein Leib zerbrochen,
Fahr ich doch drinnen fort.

18
Das Korn ist in den Aehren,
Es muß gedroschen seyn,
Was ich anfing vor Jahren
Will ich vollenden fein.

19
O himmelischer Vater
Mein Seel nimm in dein Händ.
Und schickt sich zu der Marter
Legt ab ihr Kleider g`schwind.

20
Also ist sie gestorben,
Bezeugt mit ihrem Blut,
Die Marter=Kron erworben,
Erlangt das ewig Gut.

21
Drum wollen wir Gott loben,
Hoch in des Himmels Thron,
Der die Kraft sendt von Oben,
Kein Fleisch und Blut das kann.
Amen.