Ein anderes Marter=Lied von Georg Ladenmacher und Wilhelm von Kepfel.
Im Ton: „Ich sah den Herrn von Falckenstein.
Oder: „Es ging ein Fräulein mit dem Krug. (1)
1
Zu singen will ich heben an
Des Herren Wunderthaten,
Der Herr geb, daß es jedermann
Zum Besten mög gerathen.
2
Herr, thu mir auf die Lefzen mein,
Daß mein Mund mög verkünden
Das Lob und Preiß in deiner G’mein,
Jetzt und zu allen Stunden.
3
Nun merkt:. Zu Cöllen an dem Rhein
Thät man mich kürzlich greiffen,
Wohl um die rechte Wahrheit rein,
Davon wollt ich nicht weichen.
4
Als man schrieb zwey und sechszig Jahr,
Ward ich also gefangen.
Ist manchem kund und offenbar
Bin willig mit gegangen.
5
Sie führten mich auf einen Thurn
Thät doch nicht lang drauf bleiben.
Da merkt ich erst des Drachen Zorn,
Den er thät mit mir treiben.
6
Man thät mich bald am hellen Tag
Ins Graffen Keller führen,
Da auch noch ein Gefangner lag,
Mein Bruder in dem Herren.
7
Da ward manch Netz und Strick gelegt,
Zu fangen unser Leben.
Dem Herren sey der Preiß gesagt,
Er hat sie lassen fehlen.
8
Vom Kindertauff war ihr Geschrey
Den sollten wir recht preisen.
Ohn Gottes Wort mit Sophisterey
Wollten sie ihn beweisen.
9
Einsmals thäten sie schmeicheln thun,
Einsmals gar schärflich dräuen
Mit Pein und Tod; aber davon
Thäten wir uns erfreuen.
10
Sie sungen süß, sie sungen sau`r,
Es mocht uns nicht bewegen,
Dann unser Herz stund wie ein Mau`r
Der Herr thät unser pflegen.
11
Der Graff verhieß dem Georgen Geld,
Sein Magd zu einem Weibe,
Sofern er nur abweichen wöllt,
Bey der Wahrheit wollt er bleiben.
12
Er sprach: Dein Magd, dein Gut und Geld
Mag mich zu Gott nicht bringen.
Ein Bessers hab ich mir erwählt,
Darnach hoff ich zu ringen.
13
Es war ein kluger Geist an mir,
Wollt mich in England führen,
Der hätt mich auch gestürzet schier
Gott aber thät es wehren.
14
Als nun herdrang die letzte Zeit,
Darnach uns thät verlangen,
Daß wir zum Opfer würden b`reit
Dem Herren wir lobsangen.
15
Da thäten sie uns beyd heraus
Von`s Graffen Keller führen,
Zu einem Saal in seinem Haus
Des Nachts zu einer Uhren.
16
Da trieb man mit uns manche Red,
Man thät uns fatzen eben.
Georgen dazu stillschweigen thät,
Kein Antwort that ich geben.
17
Das währt die halbe Nacht durch aus,
Bis es anfing zu tagen,
Da thät man aus des Graffen Haus
Zum Rhein still mit uns jagen.
18
Da man nun also mit uns lief
Heimlich zum Rhein so schnelle,
Allda Georg zum Graffen rief
Mit lauter Stimm so helle:
19
Herr Graff wo ist eure Zusag,
Die ihr uns habt gegeben,
Da ihr sagt daß ihr uns bey Tag
Wolt bringen von dem Leben?
20
Niemand kehrt sich an solche Wort,
Man thät mit uns fort dringen,
Bis daß man uns bracht an den Ort,
Da man uns wolt umbringen.
21
Hie sind auch fein erfüllt die Wort,
Die David spricht, merkt eben,
Unschuldig Leut heimlich ermord,
Der Herr wolls ihn`n vergeben.
22
Ja Herr, ich bitt von Herzen Grund,
Thus ihn`n zur Sünd nicht rechnen,
Die doch nicht wissen was sie thund,
Drum thus an ihn`n nicht rächen.
23
Sie meynen dir zu dienen dran,
Und dich damit zu ehren.
Herr gib du`s ihn`n recht zu verstahn,
Daß sie sich zu dir kehren.
24
Da man uns nun aufs Wasser bracht,
Hab ich mich ausgezogen.
Mein Händ auf G’füß g’legt und gedacht,
Ich wolt bald kommen oben.
25
Da dacht ich nun selber bey mir
Ich sollt recht Priester werden,
Und bringen das recht Opfer dir,
Und kommen von der Erden.
26
Diß war aber mir abgeschlag`n,
Mocht mir nicht widerfahren,
Man hieß mich zieg`n die Kleider an,
Und hieß mich länger harren.
27
Allda thät Georgen vorhin gahn,
Daß er opfert sein Leben,
Den Friedenskuß bot er mir an,
Den hab ich ihm auch geben.
28
Drauf legt er seinen Hut gleich ab
Und ist also gestorben,
Der Rhein ward seinem Fleisch ein Grab.
Die Kron hat er erworben.
29
Da sprach der Henker zu mir schnell,
Thu dein Kleider anlegen,
Zum Land ich dich nun führen will,
Und dir den Kopf abfegen.
30
Da war ich willig und bereit,
Der Preiß der sey des Herren.
Ich sprach: Was Gott zuläßt allzeit,
Möcht ihr mit mir verkehren.
31
Als wir nun kamen an das Land,
Hond sie mich frey gelassen,
Der Henker sprach zu mir zuhand,
Geh nun hin deine Strassen.
32
Ach lieber Gott und Vater mein,
Wie soll ich dir doch danken,
Daß du mich hast erhalten fein,
Auf daß ich nicht thät wanken?
33
Also ward nur ein Schäflein g`schlacht,
Das ander länger beydet,
Bis daß es feister würd gemacht,
Mit Gottes Wort geweydet.
34
Also hond wir mit Löwen wild
Und mit Wölfen gerungen,
Der Herr war unser Schutz und Schild,
Darum ists uns gelungen.
35
Drum liebe Brüd`r und Schwestern mein,
Thut euch mit Fleiß bereiten,
Damit ihr auch geschickt mögt seyn,
Mit solchem Feind zu streiten.
36
Bittet auch Gott vor mich mit Fleiß,
Daß er mich woll erhalten,
Bis an das End zu seinem Preiß,
Von ihm bleib ungespalten.
37
Nun börgen sie fast gern die That,
Thuns mit Lügen ausstreichen,
Sie sprechen: In der letzten Noth
Hab Georgen wollen weichen.
38
Sie sagen auch daß ich am End
Die Wahrheit hab aufgeben,
Hab mich von Gottes Wort gewendt,
Drum sey ich noch am Leben.
39
Die laß man immer lügen hin,
Sie habens keinen Frommen,
Laßt uns dem Herren danken drin,
Sein Wort ist zu uns kommen.
40
Die Pharisäer, das ist wahr,
Wolten mit Lügen dämmen,
Die Auferständniß Christi klar,
Deß mußten sie sich schämen.
41
O Cöllen, Cöllen an dem Rhein!
Wann wilt du einst satt werden
Des Bluts der Heiligen Gottes fein,
Die du tödtest auf Erden?
42
Ihr thut noch zieren immerdar
Die Gräber der Propheten,
Die Gräber auch der G`rechten klar
Wie eure Eltern thäten.
43
Ihr sprecht: Hätten wir da gelebt,
Da man sie thät ermorden,
Wir wolten haben widerstrebt,
Ihr Bluts nicht theilhaft worden.
44
Damit gebt ihr je Zeugniß klar,
Daß ihr seyd Mörder Kinder,
Darum dräut Christus weh, weh gar
Wo ihr nicht laßt von Sünden.
45
Drum laß von deinem Wüten ab,
Und thu dein Sünd bekennen,
Sonst wird die Höll werden dein Grab,
Ewig Feuer wird brennen.