Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 19. Lied

Ein ander Marter=Lied von einem genannt Peter, zu Gent verbrannt, Anno 1552.
Gehet Im Ton, wie der Bentzhauer.
Oder: „All die ihr jetzt leidt Verfolgung und ⁊C.
Oder: „Hinweg ist mir genommen, ⁊C. (7)

1
Groß sind die Werck des Herren
Im Himmel und auf Erd.
All die ihn thun verehren,
Behüt er vor Gefährd
Der mörderischen Schlangen,
Die im Englischen Schein
Die Menschen hond gefangen
Und bracht in Todespein.

2
Gar listig sie`s angiengen,
Den Peter von Werwick
Wolltens zum Abfall bringen,
Brauchten viel böser Tück,
Haben mit ihm viel g redte,
Abzuwenden begehrt,
Wenn er ang`nommen hätte
Den Rath ihrer Gelehrten.

3
Er stund wie ein Maur feste
Sie überwunden hat,
Erwählt ihm fein das Beste,
Und hielt das früh und spat,
Die Wahrheit thät er preisen,
Bezeugen bis ans End
Die Seinen unterweisen,
Und hat ihn`n frey bekennt.

4
Viel strenger muß man streiten,
Und vorsichtiger seyn,
Dann in vorigen Zeiten,
Sagt er ihn`n allgemein,
Darum soll man sich üben
Täglich in Christi Lehr,
Einander herzlich lieben,
Wandeln in Zucht und Ehr.

5
Und oft zusammen kommen,
Reden von g`meinem Heil,
Als es zusteht den Frommen,
Deren Gott ist ihr Theil,
Daß sie einander lehren
Ein`n guten Unterscheid,
Daß man sich soll bekehren
Von Sünden und Boßheit.

6
Laßt uns ins Herz einschließen
Das reine göttlich Wort,
Welch`s wir nachmahls geniessen,
Wenn wir werden hinfort
Versucht von`s Satans Treiben,
Und seiner Glieder G’walt,
Daß wir vor ihnen bleiben,
Und uns Gott selbst erhalt.

7
Gut Unterscheid thun haben
Zwischen zween Wegen fein
Zu dem ewigen Leben,
Und der höllischen Pein,
Zwischen der falschen G’meine,
Des Satans G’spons und Braut,
Und des Herren alleine,
So er ihm selbst getraut.

8
Durch Gottes Wort und Geiste,
Den rechten Gemahls Ring,
Durch diesen allermeiste
Geschehen große Ding.
Darum werden gehasset
Die Kinder Gott`s all Stund,
Weil sie den Most gefasset
In neue Schläuch zu hand.

9
Der sie thut fröhlich machen,
Und stärkt sie in der Noth,
Sie thun all ihre Sachen
Allein befehlen Gott,
Sie werden wie Schlachtschaafen
Zu dem Tod hingebracht,
Gericht durch Menschen Waffen,
Seynd als ein Raub geacht.

10
Haben kein sicher Orte,
Da man sie bleiben laßt,
Von wegen Gottes Worte
Werden sie stäts gehaßt,
Sie heulen und fast weinen,
Die Welt freut sich darinn,
Und thut gar sehr verneinen
Der Einfältigen Stimm.

11
Diß Liedlein ist gesungen
Von Peters B’ständigkeit,
Ihm ist gar wohl gelungen
Nach diesem großen Leyd
Hat er die Freud empfangen
Im Feur die Marter=Kron,
Hat am Pfahl mit Verlangen
Erwart ewigen Lohn.

12
Im tausend und fünf hundert
Zwey und fünfzigsten Jahr,
Ward Peter abgesondert
Zur Uebelthäter Schaar,
Zu Gent den Tod gelitten,
Fern in dem Niederland.
Er läßt uns herzlich bitten,
Daß man flieh Sünd und Schand.

13
Ihr Brüder thut euch kehren
Von der Welt Heucheley,
Die ihre Zeit verzehren
In lauter Fantasey
Des Antichristi Lehren,
Eur Heyl liegt euch daran,
So ihr euch davon kehren,
Werd ihr gar wohl bestohn.