Ein ander Lied von einem, der war Jost genannt, zu Cortrick verbrannt, Anno 1553.
Geht in Jörg Wagners Ton. (5)
1
Die beste Freud aus Gottes Wort
Herkommt, und füllet alle Ort,
Hochteutsch und Niederlanden.
Wer sich dem recht ergeben hat,
Der wird erfreut in Banden.
2
Welch`s wohl erscheint in dieser Zeit,
Da man findt Menschen nah und weit
Die Gottes Wort bekennen.
In einer Stadt Cortrick genannt,
Thät man ein`n Mann verbrennen,
3
Der war bey vielen wohl bekannt,
Mit seinem Namen Jost genannt,
Der ward daselbst gefangen,
Und bald vor die Sophisten bracht,
Die fragten mit Verlangen,
4
Wenn er die letzte Beicht hätt thon,
Das sollt er geben zu verstohn.
Jost antwort ihnen balde:
Warum habt ihr mich fangen lan,
Wer gab euch die Gewalte?
5
Sie sprachen, Gott giebt uns die G’walt,
Daß wir handeln solcher Gestalt.
Jost sprach, Ich kanns nicht glauben,
Daß einer der ein Christ will seyn,
Soll seinen Nächsten rauben.
6
Dann Christus die Seinen nicht lehrt,
Daß man den, der sich nicht bekehrt,
Soll fahen und todtschlagen.
Er hat selbst niemand tödten lan,
Noch also thun verklagen.
7
Ich glaub an unsern Herren Christ,
Der selbst vor mich gestorben ist,
Der ist der rechte Hirte.
Kein Pfaff, Dechant, wer er auch ist,
Vor mich nicht sterben würde.
8
Der Pfarrherr bald zu Josten spricht,
Wer lehret das, du mich bericht,
Daß ich sollt vor dich sterben?
Jost sprach, ich glaub es sicherlich,
Ihr thut darum nicht werben.
9
Christus lehrt solches aber fein,
Wie es auch dann vor Gott soll seyn
Ein guter Hirt ich bine,
Mein Leben laß ich vor die Schaaf,
Wie solch`s an ihm erschiene.
10
Warum gebt ihr mich in den Tod,
Und wollt darin`n nicht fürchten Gott,
Auch in des Richters Handen?
Als hätt ich groß Uebels gethan,
Machet ihr mich zu Schanden.
11
Der Pfaff sprach, Paulus hat gethan
Den Corinther selbst in den Bann,
Dem Satan übergeben.
Jost sprach, Wir thun ihm auch also,
Nehmen doch kein`m das Leben.
12
Wir verkünden ihm Gottes Straf,
Woer verharrt in solchem Lauf,
Seyer des Satans eigen:
So aber er thut wahre Buß,
Werd ihm Gott Gnad erzeigen.
13
Paulus gab ihn dem Richter nit,
Straft ihn auch nit nach eurer Sitt,
An seinem Leib und Leben.
Die ihr die Menschen also lehrt,
Müßt schwere Rechnung geben.
14
Der Pfaff sprach, Habt ihr g`lesen nit,
Wie Helias befahl hiemit,
Des Baals Pfaffen zu tödten?
Jost sprach, Wir sind den`n auch nit gleich,
Kein’n Abgott wir anbeten.
15
Ihr aber seyd ihnen baß gleich,
Betrieget sämmtlich arm und reich,
Mit Abgötterey, merk eben.
Fresset und sauffet noch viel mehr,
Führet ein bübisch Leben.
16
Der Pfaff redt von St. Augustin.
Jost sprach, deß Jünger ich nit bin,
Christus der thut mich lehren,
Wer bey sein`r Lehr nit bleiben mag,
Der thut die Leut verführen.
17
Christus der hat sein Lehr gebracht
Von`s Himmels Thron, Er hat die Macht,
Zu lehr`n und G’setz zu geben.
Wer allein bleibt in seiner Lehr
Der hat das ewig Leben.
18
All Menschenlehr die ist nit gut,
Sein Lehr bezeugt er mit sein`m Blut,
Mit grossen Wunderthaten,
Was aus sein`r Lehr herkommen thut,
Muß alles wohl gerathen.
19
Für diese Lehr wahrhaft und theur
Will ich gehn willig in das Feur,
Dieselbe frey bekennen,
Ob man mich schon darum veracht,
Und mich darum läßt brennen.
20
Als man zählt fünfzehn hundert Jahr,
Und drey und fünfzig offenbar,
Hat Jost sein`n Geist aufgeben,
An einem Pfahl verbronnen ist,
Gott gab ihm ewigs Leben.
Amen.
Laus Deo.