Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Das 138. Lied

Ein schön geistlich Lied,
in eignem Ton.

1
Zu sing`n hab ich im Sinn :,:
Wolt doch viel lieber weinen,
Wann ich denk wer ich bin.

2
Ein schwache Creatur :,:
Gemacht aus Staub und Erden,
Armselig von Natur.

3
Was ist des Menschen Sach :,:
Was ist des Menschen Leben?
Es ist ein Krankheit schwach.

4
Es ist viel Angst und Noth :,:
Viel Kummer und viel Trauren,
Das währt bis in den Tod.

5
Der Tod ein End der Qual :,:
Durch den uns Gott thut führen,
Aus diesem Jammerthal.

6
Der Tod der ist gemein :,:
Wir müssen all von hinnen,
Der Groß gleich wie der Klein.

7
O Mensch! ergib dich drein :,:
Es mag nicht anders werden,
Es muß gestorben seyn.

8
Der Tod der Sünden Sold :,:
Könnt mancher ihn abwenden,
Er gäb sein Gut und Gold.

9
Ich nicht, ich bin ein Christ :,:
Und weiß daß mir das Sterben
Ein Thür zum Leben ist.

10
Ach Herr das freut mich wohl :,:
Daß ich von dieser Erden,
Zur Ruhe kommen soll.

11
Dem Fleisch bring es sein Klag :,:
Auf Gott will ich vertrauen,
Der mich wohl trösten mag.

12
Der Gottloß fürcht den Tod :,:
Er kann sich drauf nicht freuen,
Er bringt ihm Angst und Noth.

13
O Mensch! achts nicht ein Schimpf :,:
Du hättest bald verlohren,
Das ewig nimmer findst.

14
O Mensch! rüst dich zum Tod :,:
Bitt Gott, daß er dich löse
Aus aller Angst und Noth.

15
Merkt wohl den Unterscheid :,:
Der ein fährt hin mit Freuden,
Der and`r mit Herzenleid.

16
Es steht an Gottes Gnad :,:
Darum hüt dich für Sünden,
Es sey früh oder spath.

17
Betracht allzeit dein End :,:
Mit Glauben thu befehlen
Dein Seel in Gottes Händ.

18
Der Tod kommt für die Thür :,:
Wohlauf mit mir von hinnen,
Es hilft nun nichts dafür.

19
Mußt sterb`n in kurzer Zeit :,:
Darum so thu dich rüsten,
Auf diesen letzten Streit.

20
Alls was du hast auf Erd :,:
Das laß nun willig fahren
Daß dir ein bessers werd.

21
Was hast du hie auf Erd? :,:
Die Welt mit ihren Sorgen,
Groß Jammer und Beschwerd.

22
Hast schon ein reichen Tisch :,:
Kein Freud kannst hie nicht enden,
Sie ist mit Leid vermischt.

23
Hast du lieb Weib und Kind :,:
Sie münd bald zu dir kommen,
Dann sie auch sterblich sind.

24
Hast du viel liebe Freund :,:
Viel Lieben wirst auch finden,
Die schon im Himmel seynd.

25
Dünkt dich dein Sünde schwer :,:
Kein Menschen würdest finden
Der nicht mit b`laden wär.

26
Laß dich an Jesum Christ :,:
Er wird dich nicht verlassen,
Der dein Erlöser ist.

27
Der weiß all deine Noth :,:
Er hat auch selbst erfahren
Viel Schmerzen und den Tod.

28
Durch den er dich erlößt :,:
Sein Hülf wird er dir senden,
Sein gnadenreichen Trost.

29
Du weißt wohl nicht die Stund :,:
Thu dultig auf ihn warten,
Bis dein Erlöser kommt.

30
Entsetz nicht z` fast vorm Tod :,:
Er macht ein End der Sünden,
Auch aller Angst und Noth.

31
Mir ist in meinem Sinn :,:
Mein End das sey vorhanden,
Ich muß nun bald dahin.

32
Mein Schmerzen nehmen zu :,:
Ich hoff nun bald zu kommen
Wohl in die ew’ge Ruh.

33
Mein G’sicht das staht mir ab :,:
Mein Kraft thut mir entweichen,
Daß ich nicht reden mag.

34
Erbleichen thut der Mund :,:
O reicher Christ vom Himmel!
Verleih mir ein gut Stund.

35
Der gütig Vater dein :,:
Des heilgen Geistes Gnaden,
Woll stätig bey mir seyn.

36
Mich tröst`n in aller Noth :,:
Daß ich mög überwinden
All Schmerzen und den Tod.

37
Wann ich nun scheid davon :,:
Empfah, o Herr, mein Seele,
Führ sie ins Himmels Thron.

38
Dann hat ein End mein Klag :,:
Mit Freude thu ich warten,
Bis auf den letzten Tag.

39
Dann werd ich auferstahn :,:
Herr, durch dein Kraft und Gnade,
Ins ewig Leben gahn.

40
Mit allen Kinder dein :,:
Die du, Herr, wirst begnaden,
Zu Ehr`n dem Namen dein.