Ein Vermahnungs=Lied.
In der Weis des neunten Psalmen.
1
Mit einem zugeneigten G’müth
Wünsch ich euch Gottes Gnad und Güt,
Mein Allerliebste in dem Herren,
Daß er euch woll den Glauben mehren.
2
Weil ihr Christo seyd einverleibt,
Doch frömmlich allzeit bey ihm bleibt
Eur Fleisch und Blut wolt doch bezwingen,
Liebet nicht mehr die irrdisch Dingen.
3
Recht müßt ihr seyn himmlisch gesinnt,
Ihr seyd beruf`n zu Gottes Kind,
Väterlich hat er euch ang`nommen,
Durch Christum seyd von Sünden kommen.
4
Seyd fröhlich in Gott nun allzeit,
Sein grosse Wohlthat sehr ausbreit,
Die euch durch Christum sind bewiesen,
Der euch von Sünden hat genesen.
5
Sehr holdselig er euch empfing,
Und gab euch einen Fingerring
An euer Hand, und wolt euch freyen
Halt bey ihm fest, euch solls nicht reuen.
6
Er sorgt für euch nun allezeit,
Nun ihr in Gott`s Gemeine seyd,
Und habet euch darzu begeben,
In Heiligkeit fortan zu leben.
7
Rüst euch, die Lampen macht bereit,
Und ziert euch mit dem Hochzeitkleid
Auf daß ihr nicht kommet zu Schanden,
Wie ihr von jenem habt verstanden.
8
Ins Ort der Hochzeit als er gieng,
Der König ihn übel empfieng,
Sprach, Freund wie bist du herein kommen,
Hast dich nicht bess`r in acht genommen.
9
So nackt und bloß, ganz ungeziert,
Und hast kein Kleid, womit man feyrt,
An so grossem Sabbath des Herren,
Mit Schanden dich heraus mußt kehren.
10
Er sagen wird im Zorn geschwind
Zu seinen Knechten: Nehmt und bindt
Ihm seine Füß und seine Händen,
Ihn in die Höll werft um zu brennen.
11
O mein Geliebte! hierauf paßt.
Weh dem, der da nicht kommt zu Gast,
Denn da ist nur Heulen und Klagen,
Und soll seyn zu ewigen Tagen.
12
Kommt nun, das Unterschied beseht,
Davon beym Malachia steht,
Vie Gott die Frommen will belohnen,
Und mit dem Kranz der Ehren krönen.
13
Halt was ihr habt, erwart den Lohn,
Daß euch niemand beraubt der Kron,
Christus wird denen sie aufsetzen,
Die sich mit Bosheit nicht beschmetzen.
14
Euch Gott dem Herren ganz ergebt,
In eur`m Gebät, so lang ihr lebt.
Was euch noth ist, solt ihr empfangen,
Wofern ihr anhalt mit Verlangen.
15
Und werdet Gottes Gaben nicht
Versäumen, was euch hie geschicht,
Seyd allzeit fromm nach Christi Sitten,
Sein Fußstapfen folgt stäts mit Bitten.
16
Aus brüderlicher Lieb und Macht
Ist diß Gedicht zusammen bracht,
Daß mans allein nicht solte singen,
Ja fleißig seyn auch im Vollbringen.