Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 128. Lied

Der 50. Psalm.
Im Ton: „O Herre Gott begnade mich.“

1
Also redt der wahrhaftig Gott,
Und thut verkünden seine Wort
Er rufet allem Lande,
Von der Sonnen Aufgange,
Bis zu dem Niedergang so weit,
Hat ihn anzeigt sein G`rechtigkeit,
Alle die das annehmen,
Die werden ihn erkennen.
Er redt auch weiter und erzählt
Von seinem Volk das er erwählt,
Aus Zion wird erscheinen
Die Liebe Gottes feine,
Das ist sein heilig G’meine.

2
Unser Gott kommt und schweigt nit mehr,
Ein fressend Feur geht vor ihm her,
Um ihn ein groß Ung`witter
Es muß all`s vor ihm zittern
Er ruft dem Himmel und der Erd
Auf daß sein Volk gerichtet werd,
Versammlet mir mein Heilgen,
Und meine Auserwählten,
Die meinen Bund hie achten mehr,
Dann das Opfern von Widdern her,
Die Himmel thun verkünden schon,
Sein G’rechtigkeit, und zeigen an,
Der Herr ist Richter, Sela.

3
Hör mich mein Volk, spricht Gott der Herr,
Zu Israel sein`m Volk spricht er
Von wegen deines Opfers hab
Ich dich gar nicht gestrafet.
Dann ich will nicht Farren noch Böck,
Von deinem Haus, darum du merk
Viel Vieh auf tausend Bergen,
Keins mag sich nicht verbergen.
Und alle Thier im ganzen Land
Die seynd mir alle wohl bekannt,
Die Vögel unterm Himmel schon,
Die seynd mir alle unterthan,
Und sind in meinem G’walte.

4
Meinst du, wo mich schon hungern wird
Daß ich davon wolt sagen dir?
Dann mein ist der Erdboden,
All Creatur darneben,
Das hat mein Hand alles gemacht,
Darum, o Mensch, das wohl betracht,
Und laß dirs gehn zu Herzen,
Dann es gilt je nicht Scherzen,
Gott zeigt uns an das Opfer gut
Daß er nicht will Fleisch oder Blut
Von Ochsen oder Böcken mehr
Allein daß man sein Namen ehr,
Und in der Wahrheit preise.

5
Wer dem Herren Dankopfer bringt,
Und bezahlt dem Höchsten sein G’lübd,
Zu dem spricht Gott der Herre
Dein G’bät will ich erhören,
Wann du mich anrufst in der Noth,
So bin ich da mit meiner Gnad,
Und will dir Hülf beweisen.
Darum solt du mich preisen,
Und solt verkünden meine Wort
Mein G`rechtigkeit an allem Ort,
Mein Lob soll seyn in deinem Mund,
Ja immerdar zu aller Stund
Solt du mein Namen preisen.

6
Aber zu dem gottlosen Knecht
Spricht Gott: wie verkündst du mein Recht,
Dieweil du die Zucht hassest,
Und meine Wort verlassest;
Warum nimmst du in deinen Mund
Mein Bund, dieweil du alle Stund
Dein Theil hast mit den Dieben,
Und thust die Boßheit lieben?
Dein Mund läßt du die Lügen thun,
Und dein Zung richtet Unruh an.
Da ich das sah, da schwieg ich fein,
So meinst, ich hätt vergessen dein,
Aber ich will dich strafen.

7
Merkt auf, die ihr Gottes vergeßt,
Und allzeit gottloß seyd geweßt,
Gedenkt an Gott den Herren,
Thut euch zu ihm bekehren.
Dann wann erscheinen wird der Herr,
So wird seyn kein Errettung mehr
Allein zu Jerusalem schon,
Und auf dem heilgen Berg Zion.
Welcher auf diesem Berge ist,
Seh sich nicht um zu dieser Frist.
Dann das ist je die rechte Bahn,
Die uns Gott hat gezeiget an,
Darum soll`n wir ihn preisen.