Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 123. Lied

Ein ander Lied.
Im Ton: „Ach Gott! wem soll ichs klagen, das heimlich ⁊C.“ (7)

1
Hilf Gott daß ich mög singen
Von Herzen ein neu Lied
Dein Lob und Ehr verkünden
Sagen von deiner Güt,
Und deinen Namen loben
All Stund und Augenblick,
Im Himmel hoch dort oben,
Herr Gott, dein Geist mir schick.

2
Nun merkt, ich will euch singen
Von einem Garten schon,
Der allezeit thut bringen
Sein Frucht, die drinn thut stohn.
Er ist ganz wohl gezieret,
Lustig zu sehen an,
Darinn geht auch spatzieren
Die Herrlichkeit Gott`s schon.

3
Den Garten er erleuchtet
Mit seiner hell`n Klarheit,
Vor seinem Glanz muß weichen
Die Sünd und all Boßheit.
Nichts unreins mag er leiden,
In diesem Garten schon.
Er thut es bald austreiben,
Wills gar nicht bey ihm hon.

4
Also hat Gott der Vater
Durch sein heiliges Wort
Gepflanzet diesen Garten,
An ein lustigen Ort,
Welcher sein Frucht thut geben
Zu rechter Zeit mit Lust,
Darum, o Mensch, merk eben,
Was für ein Gart`n diß ist.

5
Der Herr hat auch erschaffen
Den Menschen rein und gut,
Nach seinem Bild gemachet,
Wie die Schrift melden thut.
Hat ihn darnach gethone
In diesen Garten fein,
Den solt er pflanzen schone,
Er solt sein eigen seyn.

6
Die Frucht die solt er essen,
Haben zu seiner Speiß,
Darneben nicht vergessen,
Was ihm Gott sagt mit Fleiß.
Den Baum mitten im Garten
Solt er nicht greifen an,
Den hat ihm Gott verboten,
Er solt ihn lassen stahn.

7
Der Herr thät zu ihm sprechen,
Im Gart`n mit ganzem Fleiß:
So du vom Baum wirst brechen,
Und essen diese Speiß
So wirst du des Tods sterben,
Gleich an demselben Tag,
Gänzlich mußt du verderben,
Merk auf was ich dir sag.

8
Also gebot der Herre
Dem Mensch mit ganzem Fleiß,
Sein Stimm ließ er ihn hören,
Wohl in dem Paradeiß.
Weil er sein Wort thät halten
War ihm ganz wohl und recht;
Da lugt der Satan balde
Wie er ihn fällen möcht.

9
Der Mensch ließ sich verführen,
Zu essen diese Speiß,
Die ihm doch Gott der Herre
Verbot mit ganzem Fleiß.
Als er davon thät essen,
Da ward er bald gewahr,
Er hätt sich z’weit vermessen,
Darum er sich verbarg.

10
Der Mensch hat unrecht thone,
Darum verbarg er sich
Vermocht nicht mehr bestohne
Vor Gottes Angesicht.
Dann er war bloß und nacket,
Fürcht sich vor Gottes Stimm.
Sein Augen wurden wacker,
Daß er erkannt sein Sünd.

11
Dieweil er ab hat brochen
Von der verbotnen Speiß,
Hat Gott zu ihm gesprochen,
Du mußt aus m Paradeiß,
Verfluchet sey die Erde
Von wegen deiner Sünd.
Dein Speiß soll dir saur werden,
Und bist des Zorens Kind.

12
Also hat Gott der Herre
Den Gart`n mit allem Fleiß
Verschlossen und versperret.
Den Weg ins Paradeiß
Hat er ganz wohl verwahret,
Mit ein`m feurigen Schwerdt,
Daß nichts unreins drein fähret,
Allhie auf dieser Erd.

13
Niemand mocht hinein kommen,
In diesen Garten schon,
Das hab ich wohl vernommen,
Kein Mensch mocht ihn aufthun.
Da hat sich Gott erbarmet
Ueber sein Volk auf Erd
Den Elenden und Armen
Hat er ihr Bitt gewährt.

14
Auf daß nicht würd verlohren
Der Fromme mit dem Schalck,
Darum ist uns gebohren
Christus von einer Magd,
Der Sohn Gottes genennet,
Ein Herr Himmels und Erd
Hat menschlich G`stalt ang’nommen,
Der edel König werth.

15
Er hätt wohl mögen bleiben
In seiner Herrlichkeit,
Aus lauter Gnad und Liebe
Hat er uns zubereit
Den Weg zu diesem Garten,
Daß wir kommen hinein,
Zu dem ewigen Vater,
Und allzeit bey ihm seyn.

16
Er hat uns angezeiget
Durch sein Barmherzigkeit,
Den wahrhaftigen Wege,
Der in den Garten leit.
Er ist ihn selber gangen,
Heißt uns ihm folgen nach
Viel Streich hat er empfangen,
Darzu auch Schand und Schmach.

17
Er ist der Weg zum Garten,
Und auch die Thür allein,
Durch ihn kommt man zum Vater,
Sonst mag niemand hinein.
Er hat allein den Schlüssel,
Der uns aufschliessen kann,
Niemand mag mehr zuschliessen,
Weil er hat aufgethan.

18
Nun spricht er zu uns allen:
Kommt her zu meiner Ruh,
Die ihr leidet Trübsale,
Wer meinen Willen thut,
Derselb wird ewig leben,
In diesem Garten schon,
Groß Freud will ich ihm geben,
Die kein Mensch erzählen kann.

19
All die zu ihm seynd kommen
Mit rechtem Ernst und Fleiß,
Die hat er angenommen,
Führt sie ins Paradeiß,
Aus dem vor ward verstossen
Der erst Mensch Adam g`nennt,
Nach ihm ward es verschlossen,
Von wegen seiner Sünd.

20
Wiewohl er ist gewesen
Der Ersterschaff`n von Gott,
Mocht er doch nicht genesen,
Weil er gesündet hat.
Darum er nicht thät halten,
Gottes Gebot mit Fleiß,
Ward er verstossen balde
Wohl aus dem Paradeiß.

21
Dann Gott hat diesen Garten
Allein vor die bereit,
Die halten seine Worte
Mit Fleiß zu aller Zeit.
Nichts unreins will er haben
In diesem Garten fein,
Das merkt ihr stolze Knaben,
Die ihr wolt Sünder seyn.

22
Seht an des Herren Worte,
Von Anbeginn der Welt,
Welches an manchem Orte
Also klärlich erzählt,
Daß Gott der Herr thät strafen
Die Gottlosen allzeit,
Acht keinen grossen Haufen,
Der ihm zuwider streit.

23
Er ist von Anfang g’wesen,
Und wird seyn bis ans End,
Daß keiner mocht genesen,
Der b’harret in der Sünd.
Am grossen Tag des Herren
Wird kein Sünder bestohn,
Darum thut euch bekehren,
Weil ihr das Leben hon.

24
Gott will keinen Gottlosen
In diesem Garten hon,
Er hat allzeit verstossen,
Die unrecht haben than.
Der G’recht wird kaum erhalten,
Wo will der Sünder b’stohn;
Darum bekehr dich balde,
Wilt du das Leben hon.

25
Das laßt euch gehn zu Herzen,
Ihr Völker allgemein.
Vermeid ewigen Schmerzen,
Wäscht euch von Sünden rein.
Dann Gott hat kein Gefallen
An des Gottlosen Tod,
Er will daß sie sich alle
Hüten vor grosser Noth.

26
Barmherzig ist der Herre,
Er mag wohl sehen zu.
Die sich zu ihm bekehren,
Den’n gibt er ewig Ruh.
Er wird auch gräulich strafen,
Die sein`m Wort z`wider seyn,
Nemlich den großen Haufen,
Der b’harret in der Sünd.

27
Darum, o Mensch, merk eben,
Laß dirs zu Herzen gohn,
So du begehrst zu leben
In diesem Garten schon,
Wilt du seyn bey dem Herren,
Der in dem Garten ist,
So thu dich bald bekehren
Von dein`m Betrug und List.

28
Niemand wird hinein kommen
In diesen Garten schon,
Dann nur allein die Frommen,
Die Gottes Willen thun,
Die werden drinnen wohnen,
Und haben grosse Freud,
Bey diesem Wasserbrunnen
Der in dem Garten steht.

29
All die werden Gott schauen,
Die rein von Herzen sind,
Freundlich wird er empfahen,
Wie ein Vater sein Kind,
Wird ihn`n die Kron aufsetzen,
In diesem Garten schon,
Wird sie alls Leids ergötzen,
Groß Freud werden sie hon.

30
Drum freuet euch ihr Frommen
Lobt Gott zu aller Stund,
Daß er uns an hat g`nommen,
Mit uns aufg`richt sein`n Bund,
Und hat uns angezeiget
Den Weg ins Paradeiß,
Darum will ich mich neigen,
Ihm sagen Lob und Preiß.

31
Ich will alles verlassen,
Was hie auf Erden ist,
Daß ich bleib auf der Strassen,
Jetzt und zu aller Frist
Daß ich komm in den Garten,
Mit allen Frommen schon,
Zu dem ewigen Vater,
Der mich hat g`nommen an.

32
Bey ihm ist sicher wohnen,
Er hat ein schönen Plan,
Daselbst werden die Frommen
Allzeit ihr Kurzweil han.
Der Gottloß wird verstossen
In die ewige Pein,
Die Thür wird ihm verschlossen,
Daß er nicht kommt hinein.

33
Nun habt ihr wohl vernommen,
Welcher aufmerken will,
Wie man hinein soll kommen,
Darum bedarfs nicht viel,
Es ist nicht g`nug mit Worten,
Greifts nur an mit der That,
Wolt ihr geh`n in den Garten,
Weil die Thür offen staht.