Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 122. Lied

Ein ander Lied.
Im Ton: „Mensch nun wilt du selig seyn. (1)

1
Gelobt sey Gott im höchsten Thron,
Der uns hat auserkohren,
Hat uns ein schönen Rock anthon,
Daß wir seyn neu gebohren.

2
Das ist das recht hochzeitlich Kleid,
Damit Gott sein Volk zieret,
Die Hochzeit des Lamms ist schon b`reit,
Die Frommen drauf zu führen.

3
Freut euch, ihr liebe Christen all,
Daß euch Gott hat ang`nommen,
Und euch bereit ein schönen Saal,
Darinn wir sollen kommen,

4
Mit ihm halten das Abendmahl,
Welches er hat bereitet
Denen, die leiden viel Trübsal,
Um seinet willen streiten.

5
Freu dich Zion du heil’ge G’mein,
Dein Bräutgam wird schier kommen,
Der dich hat g`macht von Sünden rein,
Das Reich hat er schon g`nommen.

6
Die Stadt die hat er schon bereit,
Da du solt sicher wohnen,
Er gibt dir auch ein neues Kleid,
Von reiner Seiden schone.

7
Die Seid ist die Rechtfertigkeit
Der Heilgen hie auf Erden,
Welcher sich jetzt damit bekleidt,
Der muß verachtet werden.

8
Selig ist, der da wachen thut,
Und sich allzeit bereitet,
Und hält die Seiden wohl in Hut,
Damit er ist bekleidet.

9
Welcher sich aber nicht bekleidt
Mit dieser reinen Seiden,
Derselb versäumt ein grosse Freud,
Ewig Pein muß er leiden.

10
Also hat unser König schon
Ein Kleid mit Blut gesprenget,
Der uns aus Gnad hat g`nommen an,
Drum woll`n wir Gott lobsingen.

11
Wann der König aufbrechen wird,
Mit der Posaunen Schalle,
Alsdann werden mit ihm geführt
Die Auserwählten alle.

12
All die ihr Kleid gewäschen han,
Mit Blut wieder gesprenget,
Die werden auf die Hochzeit gahn,
Der Bräut`gam wird sie kennen.

13
Dann gleich wie er selbst ist bekleidt,
Also die er hat g`laden,
Die hat er auch mit Fleiß bereit,
Drum mag ihm niemand schaden.

14
Selig seynd, die da g’laden seynd
Zu diesem Abendmahle,
Und also b’harren bis ans End,
In allerley Trübsale.

15
All die behalten dieses Kleid
In keinen Weg verletzen,
Den`n hat der Herr ein Kron bereit,
Die will er ihn`n aufsetzen.

16
Welcher diß Kleid nicht an wird hon,
Wann der König wird kommen,
Derselb muß zu der Linken stohn,
Die Kron wird ihm genommen.

17
Er wird ihm binden Händ und Füß,
Weil er nicht ist bekleidet,
Und werfen in die Finsterniß,
Von dieser grossen Freuden.

18
Darum Zion du heil’ge G’mein,
Schau was du hast empfangen
Das b’halt und bleib von Sünden rein,
So wirst die Kron erlangen.

19
Niemand wird krönet vor der Zeit,
Wer die Kron will gewinnen,
Der schau daß er nur redlich streit,
Mit Christo bis ans Ende.

20
All die in Trübsal hie bestohn,
Und also überwinden,
Wer will sie scheiden von der Kron?
Kein Mensch mags ihn`n mehr nehmen.

21
Gott sey Lob, Ehr und Preiß gesagt,
Der uns bekleidt mit Seiden,
Und hat uns auch würdig gemacht,
Um seinet will`n zu leiden.

22
Wie Christus selbst gelitten hat,
Da er am Creutz mußt hangen,
Also es jetzt den Frommen gaht,
Sie leiden grossen Zwangen.

23
Wir bitten dich, o Herre Gott,
Erlöß all dein Gefangnen,
Thu ihn`n Beystand in aller Noth,
Daß sie die Kron erlangen.
Amen.