Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Das 120. Lied

Ein ander Lied.
Im Ton, wie die Tagweis von eines Königs Tochter. (4)

1
Von Herzen will ich loben
Den allerhöchsten Gott,
Im Himmel hoch dort oben,
Er hilft aus aller Noth.
Durch Christum hat er uns erlößt,
Vor ewiglichen Schmerzen,
Da wir noch Feind seyn g’weßt.

2
Seht an die grosse Liebe,
Die Christus zu uns hat,
Daß er sich selbst hat geben
Vor uns bis in den Tod.
Durch ihn sind wir worden gesund,
All die an ihn thun glauben
Und halten seinen Bund.

3
D’ Sünd hat er uns vergeben,
Aus laut`r Barmherzigkeit,
Und verheißt uns das Leben,
Die ewig Seligkeit,
So wir bleiben in seinem Wort
Und lieben ihn von Herzen,
Wie er uns g’boten hat.

4
Wer sein Gebot thut halten
In diesem Jammerthal,
Die Lieb nicht läßt erkalten,
Wenn er kommt in Trübsal,
Welcher verharret bis ans End
Der ist schon selig worden,
So er Christum bekennt.

5
Darum ihr Christen alle,
Nun greifets tapser an,
Laßt uns mit reichem Schalle
Christum bekennen thun.
Ob es schon kostet Leib und Gut,
Woll`n wirs auf Christum wagen.
Es kommt uns all`s zu gut.

6
Dann Gott hat uns bereitet
Ein Freud, die ewig bleibt,
Drum laßt uns redlich streiten
Auf Erd ein kleine Zeit,
Daß wir erlang`n die ewig Kron,
Die uns der Vater will geben
Mit Christo seinem Sohn.

7
Gott hat uns auch verheissen
Durch seinen Heilgen Geist,
Er woll uns Hülf beweisen,
In Trübsal allermeist.
Wenn wir sein Namen rufen an,
So will er uns erretten,
Und wir ihn preisen thun.

8
Seyd frisch und unverzaget,
Ihr liebe Christen all,
Ob uns die Welt verjaget,
In diesem Jammerthal,
So ist das Leiden hie auf Erd
Darin uns Gott probieret,
Der Herrlichkeit nicht werth,

9
Die uns der Herr will geben,
Mit Christo seinem Sohn,
So wir in diesem Leben
Sein Zücht`gung nehmen an,
Darzu er uns berufen hat,
Daß wir sein`m Sohn gleich werden
Im Leben und im Tod.

10
Wer Christo gleich will werden
In seiner Herrlichkeit
Der muß vor hie auf Erden
Wandeln zu aller Zeit,
Wie Christus selbst gewandelt hat,
In G`rechtigkeit und Wahrheit,
Darzu in Freundlichkeit.

11
Dannoch ward er geschlagen
An`s Creutz von diesem G’schlecht,
Welches in diesen Tagen
Verfolget seinen Knecht.
Welcher jetzt Christo folget nach,
Der muß von dieser Welte
Leiden viel Spott und Schmach.

12
Dieweils unserm Vorgänger
Also ergangen ist,
So wiss`n wir daß der Jünger
Nicht übern Meister ist.
Drum woll`n wirs willig nehmen an,
Dann wer Christum bekennet,
Dem muß es also gohn.

13
Darum laßt uns mit Freuden
Christum bekennen thun,
Wer ist der uns will scheiden
Von Gottes Liebe schon?
Creutz, Trübsal, oder Traurigkeit
Frost, Hunger, oder Blöße,
Feur, Wasser, oder Schwerdt?

14
Oder was will man nennen,
Das uns abschröcken mög?
Durch Christum wir überwinden,
Er ist die Thür und Weg,
Die Wahrheit und das Leben gut,
Welcher in ihm thut bleiben,
Wird haben Freud und Muth.

15
Dann Christus wird ihn führen
In seines Vaters Reich
Wird mit ihme regieren,
Und leben ewiglich.
Sein Thrän`n wird er abwäschen thun.
Und ihn all`s Leids ergötzen,
Und ihm geben die Kron.

16
Wie uns Christus thut sagen:
Wer also überwindt,
Wie ich überwunden habe,
Und mich willig bekennt,
Und ist gedultig bis in Tod,
Denselben will ich führen
In die heilige Stadt.

17
Die Stadt ist heilig g`nennet
Die Gott bereitet hat
Denen die ihn bekennen,
Und halten seine Wort,
Kein Unreiner wird kommen drein,
Nur die rein seynd von Herzen,
Die werden drinnen seyn.

18
Sie werden ihn auch sehen
Wie er gestaltet ist,
Und ihm groß Lob verjehen,
Zu ewiglicher Frist,
Sie seynd erlößt von ew’ger Pein,
Kein Leid wird sie berühren,
Kein Schmerz wird mehr da seyn.

19
Also werden die Frommen
In ihres Vaters Reich
Leuchten recht wie die Sonne,
Und seyn den Engeln gleich.
Dargegen wird das gottloß G’sind
Geworfen in den Teiche,
Der mit Feur und Schwefel brennt.

20
Darum o Mensch, merk eben,
Laß dirs zu Herzen gehn.
Dann dieser Welte Leben,
Das muß zu Boden gehen.
Wer aber Gottes Willen thut,
Derselb wird ewig leben,
Und haben Freud und Muth.

21
Merkt auf, ihr Völker gleiche,
Verlaßt euch nicht aufs Gut,
Hütet euch vor dem Teiche,
Der ewig brennen thut,
Stellet nach dem das ewig bleibt,
Dann die Wollust auf Erden
Währt nur ein kleine Zeit.

22
So habt nicht lieb die Welte,
Noch was in der Welt ist,
Gold, Silber, Gut und Gelde,
Darzu die fleischlich Lüst.
Dann solches alles wird zergehn,
Aber des Herren Worte
Das bleibt ewig bestehn.