Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Das 117. Lied

Ein ander Lied.
Im Ton: „Ich stund an einem Morgen. (4)

1
Groß Unbild thut mich zwingen
Wohl hie in dieser Frist
Daß ich davon muß singen,
Wies jetzt vorhanden ist,
Daß sie all Ding haben verkehrt.
Dann die G`rechtigkeit Gottes
Ist jetzt der Welt unwerth

2
Die Wahrheit thut man hassen
In allen Landen weit
Die G’rechtigkeit verlassen,
Auch Treu und Billigkeit.
Gottes Wort fleucht man überall,
Das Creutz thun sie auch scheuen,
Der Weg ist ihn`n zu schmal.

3
Wer die Wahrheit thut schänden
Gottes Wort lästern kann,
Der wird in allen Landen
Geacht ein ehrlich Mann.
All Welt ist ihm willig bereit,
Drum er die Lügen redet
Und schweigt die G`rechtigkeit.

4
Wie mag es immer kommen,
Daß die Ung`rechtigkeit
So gar überhand hat g`nommen,
In allen Landen weit!
Aber die edle Wahrheit schon
Wird jetzund unterdrücket
Fast schier bey jedermann.

5
Wer sich jetzt fleißt von Herzen,
Zu halten Gott`s Gebot,
Muß leiden grossen Schmerzen,
Von der gottlosen Rott.
Gar oft und dick wird er geschmächt,
All Welt thut ihn beropfen,
Gleich wie das Eulen G’schlecht.

6
Von Anfang dieser Welte
Ists auch g`west allezeit,
Daß der Fromm Mußt entgelten
Des Gottlosen Boßheit.
Mit Abel hats gefangen an,
Derselb hat Gott gefallen,
Drum mußt ers Leben lahn.

7
Ich kann nicht nennen alle,
Die den Tod g`lirten han,
Wer je Gott thät gefallen,
Den hasset jedermann.
Also ists noch auf dieser Erd,
Wer Gott noch thut gefallen,
Der ist der Welt unwerth.

8
Dann Christus Gottes Sohne,
Ist kommen auf die Erd,
Hat nie kein Sund gethone,
Der edel König werth,
Noch mußt er leiden grosse Noth
Von dem gottlosen G’schlechte,
Mußt leid`n den bittern Tod.

9
Dieweil`s nun Gottes Sohne
Also ergangen ist,
Wirds auch also ergohne
All`n den`n zu dieser Frist,
Die hie annehmen Gottes Bund,
Lieben ihn auch von Herzen,
Und meiden alle Sünd.

10
Wer jetzt die Sünd thut meiden,
Und folgt der Wahrheit nach,
Der muß von diesen Leuten
Erdulden Creutz und Schmach.
Christus wird an das Creutz g`schlagen,
Barrabas ledig g`lassen,
Wie die Schrift thut sagen.

11
Paulus war hoch gepreiset,
Von Jüden mannichmal,
Da er durch G’meinden reiset,
Verfolgt die Christen all,
Gab sie in G’fängniß hin und her,
Das thät den Jüden g`fallen,
Er war ihn nicht unwerth.

12
Da ward er neu gebohren
Durch Gottes Wort und Geist,
Thät er den Jüden zoren,
Trachten darnach mit Fleiß,
Daß sie ihn möchten bringen um,
Darum er ihn`n thät sagen,
Sie solten werden fromm.

13
Das sagt er uns darneben,
Durch den Heiligen Geist,
Wer gottselig will leben,
Allhie in Jesu Christ,
Und die Wahrheit von Herzen liebt,
Der muß Verfolgung leiden,
Gar oft wird er gestäupt.

14
Dasselb thut man erfüllen,
Wie uns St. Paul beschreibt,
Wer jetzt nach Gottes Willen
Will leben allezeit,
Der ist schabab auf dieser Erd,
Ein Auskehrig der Welte,
Und jedermann unwerth.

15
Welt, thu zu Herzen fassen
Dein groß Unbilligkeit,
Daß die Wahrheit thust hassen,
Und liebst Ung`rechtigkeit,
Und verfolgest die fromme Leut,
Die Gottes Wort annehmen,
Und sein Gerechtigkeit.

16
Da Gott thut klärlich sprechen:
Wenn ich nachließ all Sünd,
So will ich dannoch rächen
Das Blut all meiner Kind,
Das man auf Erd vergiessen thut,
Von wegen meines Namens,
Und um die Wahrheit gut.

17
Christus spricht auch, merk eben,
Wer dem Kleinsten was thut,
Aus den`n die an mich glauben,
Es sey böß oder gut,
Dasselbig hat er mir gethon.
Darum, o Mensch, merk eben,
Laß Gott sein Kinder gohn.

18
Dann Gott thut treulich halten
Ob seinen Kindern schon,
Die seinen Bund steif halten,
Und seinen Willen thun
Und vertrauen auf seine Red,
Dieselb thut er bewahren,
Wie er dem Noa thät.

19
Derselb thät Gott gefallen,
Und da die Sündfluth kam,
Ward er von Gott erhalten,
Sammt seiner Hausfrau fromm,
Dargegen mußt die gottlos Rott,
In der Sündfluth ertrincken.
Nun merkt der fromme Lot.

20
Derselbig thät sich üben
In aller Redlichkeit,
Die Wahrheit thät er lieben,
Für die Ung`rechtigkeit.
Darum ward er gedrungen hart,
Von dem gottlosen G’sinde,
Das zu Sodoma ward.

21
Sie thäten ess`n und trinken,
Und griffen zu der Eh,
Mit Tanzen und mit Springen.
Dem frommen Lot thäts weh,
Daß er mußt sehn ohn Unterlaß
Ihr`n unzüchtigen Wandel,
Und ihre Boßheit groß.

22
Darum thät ihm Gott senden
Die Engel in sein Haus
Die führten ihn mit Händen
Zur Stadt Sodoma aus.
Zuhand giengs Feur vom Himmel an,
Verzehrt alle Gottlosen,
Die Lot beleidigt hon.

23
Petrus thut auch vermahnen
In sein`r Epistel schon
Daß Gott nicht thät verschonen
Der Engel die g`sündigt hon,
Sondern hat sie mit grosser Plag
Zu der Höllen gestossen,
Bis auf den Jüngsten Tag.

24
Daselbst wird der Herr geben
Jedem nach seiner That,
Wie ein jeder sein Leben
Auf Erd vollführet hat.
Dann was einer hie säen thut,
Dasselb wird er auch erndten,
Es sey böß oder gut.

25
Darum, o Welt, merk eben,
So dich nicht wirst bekehrn
Von dem gottlosen Leben,
So wirst du leiden wärn
Mit den`n von Sodoma zuletzt,
Das ist allen Gottlosen
Zu ein`m Exempel g’setzt.

26
Noch wilt du`s nicht erkennen,
In deiner Blindheit groß,
Und wilt nicht wahre nehmen,
Wie du wandelst so bloß,
Gedenkst auch nicht zu keiner Frist,
Wie es den`n von Sodoma
So schwerlich gangen ist.

27
Du darfst dir nicht gedenken,
Daß Gott jetzt anders ist,
Daß er dir d` Sünd werd schenken,
Wenn dich nicht bessern bist,
Es wird dir noch schwerlich ergohn,
Matthäi an dem elften
Zeigts Christus klärlich an.

28
Das solt du aber wissen:
So du nicht ab wirst stohn
Von deinem Blutvergiessen,
So wirds dich reuen thun,
Lieber steh hie von Sünden dein,
Wann Gott Gericht wird halten,
So mags nicht mehr geseyn.

29
Darum ihr Christen alle,
Die ihr Gott ergeben seyd,
Laßt euch die Wahrheit g`fallen,
Für die Ung`rechtigkeit.
Und laßt euch doch nicht fechten an,
Daß dem Bösen auf Erden
So glücklich thut ergohn.

30
Dann uns ist hie auf Erden
Anders nichts zugeseit,
Als Feur, Wasser und Schwerdte,
Creutz, Trübsal, Traurigkeit.
Dann Christus ist uns geben nit,
Allein an ihn zu glauben,
Sondern auch z`leiden mit.

31
Wenn wir nun hie vollenden,
In aller Redlichkeit,
Den Trübsal überwinden
Der uns ist vorgeleit:
Dann wird sichs Blättlein wenden um,
Der Böß wird traurig werden,
Erfreut werden der Fromm.

32
So thut grosse Freud tragen
Ihr liebe Christen all,
Ob man viel Böß thut sagen
Von uns jetzt überall,
Freut euch nur daß nicht wahre ist,
Vor Freuden heißt uns springen
Unser Herr Jesus Christ.

33
O Gott! laß dich erbarmen
Die groß Unbilligkeit.
Umfah uns mit dein`n Armen,
In dieser G’fährlichkeit,
Daß wir dein Wort mit ganzem Fleiß
Bekennen vor allen Völkern,
Zu deinem Lob und Preiß.

34
Herr Gott, wir thun dich bitten
Durch dein Barmherzigkeit,
Dein`n Dienern wollst darbieten
Die Waffen deiner Ritterschaft,
Auf daß all Ungehorsamkeit,
In diesen letzten Tagen,
Durch sie werd ausgereut.
Amen.