Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 114. Lied

Ein ander schön geistlich Lied.
Im Ton: „Wär Gott nicht mit uns diese ⁊C. (3)

1
Merkt auf, ihr Christen all geleich,
Die ihr seyd neu gebohren,
Dann Gottes Sohn vom Himmelreich
Ist an dem Creutz gestorben,
Er hat gelitten Creutz und Schmach,
Darum laßt uns ihm folgen nach,
Und das Creutz auf uns nehmen.

2
Welcher Christ nun nachfolgen will,
Und thut alles verlassen,
Ob er schon hat gesündet viel,
So wirds ihm nachgelassen.
So er nur glaubt an Gott allein,
Wird er gemacht von Sünden rein
Durch das Blut Jesu Christi.

3
Dann welcher glaubt und wird getauft,
Der hat es wohl ang`fangen,
So er nur Christo folget nach,
Derselbig wird empfangen
Die Gaben des Heiligen Geists
Damit er tödten wird sein Fleisch
Mit Gott wird er Fried haben.

4
Alle die nun gewäschen seynd
Mit dem Blut Jesu Christi,
Und rein gemacht von aller Sünd,
Ist unser Herz zerknistet,
Daß wir nun wandeln nach dem Geist,
Der uns den rechten Wege weißt,
Dann er soll in uns herrschen.

5
Auf daß da feyr der sündlich Leib
Der jetzund ist gestorben,
In Christo sind wir eingeleibt,
Und seynd in ihm begraben,
Ja durch den Tauf in seinen Tod,
Daß wir jetzt leben unserm Gott,
Und halten sein Gebote.

6
Wie solten wir noch Sünder seyn,
Deren wir sind abg`storben?
Dann Christus hat uns g’machet rein,
Mit seinem Blut erworben.
Er leidt vor uns den bittern Tod,
Darum lebt er jetzund mit Gott,
Und thut ewig regieren.

7
So laßt uns auch gedenken dran,
Daß wir der Sünd seynd g`storben,
Und haben Christum zogen an,
Derselb wird für uns sorgen,
So wir ihm nur gehorsam seynd,
Und ihn bekennen bis ans End,
So wird er bey uns bleiben.

8
Darum ihr Kinder Gottes rein,
Die ihr seyd neu gebohren,
Seht zu daß ihr nun bleibet rein,
Und euch nicht laßt verführen.
Dann wer recht thut, der ist gerecht,
Wer Sünd thut, ist der Sünden Knecht,
Der Knecht wird ausgestossen.

9
Dann in dem Haus des höchsten Gott`s,
Da wird kein Sünder g`lassen,
Da der Satan gesündigt hat,
Da ward er ausgestossen
Von Gott wohl in der Höllen Grund,
Da muß er seyn zu aller Stund,
Ewig ist er verdammet.

10
So ist die Sünd vom Teufel her
Und wer sie will erhalten,
Denselben will auch Gott der Herr
Verstossen mannigfalte,
Er wird ihm binden Händ und Füß
Und werfen in die Finsterniß,
Da ist Heulen und Klagen.

11
Darum, o Welt, sieh eben für,
Daß du dich Christen nennest,
Und lebst in Sünden für und für,
Und thust dich auch berühmen,
Du sprichst, wir müssen Sünder seyn,
Drum mußt du leiden große Pein,
So du dich nicht bekehrest.

12
Dann wer von Gott gebohren ist,
Und thut an ihm beleiben,
Durch unsern Herren Jesum Christ,
Thun wir die Sünd vermeiden,
Sein Saam wird bey uns bleiben thun,
Daß wir auf seinem Wege gohn,
Und halten sein Gebote.

13
Daran wird man erkennen wohl
Die Kinder Gottes seine,
Und die Kinder der Boßheit voll,
Die allzeit Sünder seyne.
Dieselben seynd vom Teufel her
Dann er sündigt von Anfang her,
Darum ist er verstossen.

14
Darum Christus gestorben ist,
Daß er sein Volk erlöße,
Er hat zerbroch`n des Teufels List,
Und hat sein Blut vergossen,
Damit hat er uns g’wäschen rein,
Wir seynd von seinem Fleisch und Bein,
Und seynd göttlicher Arte.

15
Christus ist das Haupt seiner G’mein,
Wir seynd Glieder sein`s Leibes,
All die wir seynd gewäschen rein,
Und thun an ihm beleiben,
Dann wer ein Glied am Leib will seyn,
Der muß werden von Sünden rein,
Und von neuem gebohren.

16
Das ist der Welt ein hartes Wort,
Und kann es nicht erkennen,
Wann man sagt von der Neugeburt,
So will sies nicht vernehmen.
Dann sie seynd all fleischlich gesinnt,
Und kennen den Geist Gottes nicht,
Noch rühmen sie sich Christen.

17
Aber es ist ein falscher Schein,
Der wird sie nicht gehelfen,
Dann sie wollen stäts Sünder seyn,
Drum wirds der Herr verwerfen.
Ein jeglich Glied an seinem Leib
Das nicht in der Ehr Christi bleibt,
Das wird auch abgehauen.

18
Dann Christus ist der recht Weinstock,
Wir sind die Schoß und Reben,
Der Weingärtner ist unser Gott
Der uns pflanzet gar eben.
Ein jeglich Schoß das Früchte bringt,
Das wird er aufrichten behend,
Daß es mehr Früchte trage.

19
Zu denselben spricht Gott der Herr
Ihr seyd jetzund rein worden,
Darum beharrt in meiner Lehr,
So werd ihr viel Frucht tragen.
Dann ohn mich möget ihr nichts thun,
Ihr bleibet dann in mein`m Wort schon,
Das wird euch wohl bewahren.

20
Ein jeglich Schoß so nicht Frucht tragt,
Dasselbig wird er nehmen,
Und wird es bald gar schneiden ab
Und wirds zusammen binden,
Und werfen in das ewig Feu`r
Welches da ist ganz ungeheu`r,
Dann es thut ewig brennen.

21
Darum ihr Christen allgemein,
Laßt uns Christum bekennen,
Dann welcher wandelt in ein`m Schein,
Der wird im Feur verbrennen.
Uns ist bereit die ewig Freud
So wir hie in Gerechtigkeit
Mit Geduld überwinden.

22
Dann Christus will bekennet seyn,
Allhie auf dieser Erden,
Wollen wir mit ihm Erben seyn,
So müss`n wir mit ihm sterben.
Der Knecht nicht übern Herren ist,
Weil Christus selbst gestorben ist,
So laßt uns ihm nachfolgen.

23
Darzu helf uns der ewig Gott,
Daß wir die Freud erlangen,
Und uns nicht fürchten vor dem Tod,
Die wir sind sein Gefangen.
O Gott! halt uns in deiner Lieb
Daß uns das Fleisch vom Weg nicht führ
Hilf uns den Sieg behalten.

24
Gott sey Lob, Ehr und Preiß allein,
Gesagt zu allen Zeiten,
Er ist Richter in seiner G’mein,
Und thut uns fleißig weisen.
Darum laßt uns ihm halten still,
Und sprechen, Herr, es g`scheh dein Will,
Durch Jesum Christum, Amen.