Ein ander Lied.
Im Ton: „Entlaubet ist der Walde.
Oder: „Nun danket Gott. (7)
H. 1. B.
Christus der Herr ist gangen
Auf einen Berg gar schon,
Daselbst hat er ang'fangen
Zu dem Volk reden thun,
Und den'n Verheissung geben,
Die da geistlich arm seyn,
Die sollen ewig leben
Gottes Reich nehmen ein.
2
Geistlich Armuth, merk eben,
Das ist gelassen seyn,
In Thun, Lassen und Leben,
In Creaturen g`mein.
Welcher nicht thut verlassen
Haus, Aecker, Weib und Kind,
Sein eigen Leben hassen,
Der Gottes Reich nicht findt.
3
Die Wort thut Christus sprechen,
Daß man gelassen werd,
Sein Selbstwillen thu brechen,
Allhie auf dieser Erd.
Alsdann wirst du umfangen
Mit wahrer G’lassenheit,
Des Geists Armuth erlangen,
Die würkt Reu und das Leid.
4
Selig seynd, die Leid tragen
Um ihre Sünd gemein,
Sollen wieder Trost haben,
Durch Gottes Geist allein,
Derselbig thut erheben
Die niederg`schlagnen G’müth,
Mit demüthigem Leben,
Gibt ihn`nz schmecken sein Güt.
5
Selig seynd, die da leben
In der Sanftmüthigkeit,
Das Erdreich wird ihn`n geben,
Vernimm, nach dieser Zeit,
Wann Gott wieder wird machen
Neu Himmel unde Erd,
Die werd`n zergehn mit Krachen,
Und mit dem Feur verzehrt.
6
Selig seynd, die da leiden
Hunger, Durst in der Zeit,
Vernimm nach Gottes Gaben,
Sie sollen auch bereit
Von Gott ersättigt werden
Mit Gnad, Barmherzigkeit,
Dieselb uns hie thut lehren,
Man soll nicht tragen Neid.
7
Selig seynd, die erzeigen
Auch die Barmherzigkeit,
Gott wird sich zu ihn`n neigen,
Ihn`s wieder geben b`reit,
Zu der bestimmten Stunde,
Wenn da anbricht die Noth,
Daß er durch seinen Munde
Richt lebendig und todt.
8
Selig seynd auch die Armen
Des Herren ganz und gar,
Sie werden Gott gemeine
Schauen sein Ang’sicht klar.
Diese hond angezogen
Das Kleid der G`rechtigkeit,
Sünd und Laster sind g’flogen,
Darum wird ihn`n die Freud,
9
Selig sind die Friedsamen,
Kinder Gottes sie seyn,
Der Heil’ge Geist thut wohnen
In ihrem Herzen rein
Der sie führet und leitet
In Gottes Wort allein.
Er ist ihr Kraft zu streiten
Wieder all Sünd gemein.
10
Selig sind, die da werden
Verfolgt um G`rechtigkeit,
Die Wahrheit thut uns lehren
Ihr ist die ewig Freud.
Darum daß sie thun dulten
Creutz, Trübsal unde Pein,
Leben in Gottes Hulde,
Selig sie sollen seyn.
11
Selig seyd ihr, merkt eben,
So man euch hassen ist
Um das gottselig Leben,
Lehret der Herre Christ,
Uebel von euch thut sagen,
So man doch leugt daran,
Darum Freud solt ihr haben,
Bey Gott ist euer Lohn.
12
So sind auch verfolgt worden
Die Propheten gemein
Die Gott je hat erkohren,
Mußten gehasset seyn.
Um seines Namens willen,
Erdulten Schand und Spott,
Darum hond sie erfüllet,
Was Gott geboten hat.
13
Also muß man auch werden
Gleichförmlich in der Frist,
Mit Creutz, Leiden und Sterben,
Dem Herren Jesu Christ.
Alsdann thut man auch erben
Mit ihm des Vaters Reich,
Paulus das klar thut lehren,
Man soll ihm werden gleich.
14
Zum ersten in dem Leiden,
Und in der G`rechtigkeit,
Daß man all Sünd thut meiden,
Allhie in dieser Zeit,
Und Christum thu bekennen
Verharren bis ans End,
Alsdann so wird man nehmen
Die Freud nach der Urständ.
15
Also hast du vernommen
Das Evangelion,
Das Christus zu den Frommen
Redt, die von Sünden stohn.
Die seynd wahrhaftig kommen
In den Weingarten sein,
Schaffen aus Herzensgrunde
Die Werk der Wahrheit rein.
16
Das Licht der Wahrheit reine
Christus der Herr selbst ist,
Das in den Heilgen g`meine
Soll leuchten in der Frist
So man die Werk thut sehen,
Daß Gott gepreiset werd,
Die aus dem Glauben g’schehen,
Reichen zu seiner Ehr.
17
Diese Werk allein kommen
Aus Kraft des Glaubens rein,
Wird bezeugt mit dem frommen
Abraham thut er seyn,
Der Glaub die Werk thut geben,
Daran Gott G’fallen hat,
Darum er auch thut leben,
Als es geschrieben staht.
18
Die Schrift also thut sagen:
Wo der Glaub thätig ist,
Die Werk der Lieb thut haben,
Ist der Grund Jesus Christ,
Wo der Glaub nicht thut geben
Die Werk der G`rechtigkeit,
Ister todt, vernimm eben,
Jacobus das beschreibt.
19
Christus thut Zeugniß geben
Im Evangelion,
Von den Werken, merk eben,
Die sie haben gethon.
Ich hab Durst, Hunger tragen,
Nackend und g’fangen g’west,
Ihr habet mich thun laben,
Besucht, kleidt und getröst.
20
Der Heilgen Werk so reine,
Sich der nicht nehmen an,
Darum sprechen sie g`meine:
Herr, wo hond wirs gethan?
Der Herr spricht: was ihr haben
Den g`ringsten unter mein
Gethan mit solchen Gaben,
Ist mir g`schehen allein.
21
Der Heil`ge Geist, merk eben
Das jetzt zu seiner Ehr
Würket der Heilgen Leben,
Darum ist Christi Lehr
Daß Gott die Werk wird b`lohnen
Auf daß sey Gnad um Gnad,
Die all Heiligen hone
Durch Verdienst Christi Tod.
22
Du solt mich eben merken,
Was ich dir sagen thu,
Nicht aus Verdienst der Werken,
Erlangt man Gottes Ruh,
Sondern aus Gnad alleine
Welche erworben hat
Christus den Heilgen seine,
Daß sie leben aus Gnad.
23
Gott dem Herren, merk eben,
Niemand was geben kann,
Es sey Werk oder Leben,
Daß er hab G’fallen dran,
Wann dasselb thut geschehen
Aus menschlicher Wählung,
Thut es Gott nicht ansehen,
Ob man sey noch so fromm.
24
Daran thut G’fallen haben
Gott, daß man g’lassen sey,
In allen seinen Gaben
Die Ehr nur ihm zuschreib.
Darum solt also bitten:
Herr! dein Will g`scheh allzeit,
Behalt mich in dein`m Frieden,
Und in Barmherzigkeit.
25
Also solt du begehren
Von Gott in Ewigkeit:
Herr! daß ich nur möcht ehren
Dein`n Namen in der Zeit,
Und dir allein mög leben
In rechter G’rechtigkeit,
Was du mir dann wilt geben,
Es sey Freud oder Leid.
26
Derhalben thu steif leben
In Gottes G’setz und Bund,
Die Ehr ihm allzeit geben,
Aus deines Herzens Grund,
Wird er an dir erfüllen,
Was er verheissen hat,
Lebst du nach seinem Willen,
Erlangst sein Reich aus Gnad.
27
Dargegen wird Gott stossen
Wohl in der Höllen Pein.
Die hie haben verlassen
Das G’setz der Lieb so rein,
Darzu haben gebrochen
Den Fried und seinen Bund,
Gott läßt nicht ungerochen,
Stößt sie in Höllengrund.
28
Herr Gott in deinem Reiche,
Dir sey Lob, Ehr und Preiß,
Immer und ewigliche,
Durch den Heiligen Geist,
Durch den du uns thust leiten
In deiner Güt und Gnad,
Jetzt und in Ewigkeite
Gebenedeyt sey Gott.
Amen.