Ein schön Lied von Jörg Wagner, zu Mönchen verbrannt, Anno 1527.
Im Ton: „Es ist ein Schafstall und ⁊C.
Oder: „Wiewohl ich jetzt ganz elend bin. (5)
1
Wer Christo jetzt will folgen nach,
Muß achten nichte der Welt Schmach,
Das Creutz er auch muß tragen.
Kein ander Weg im Himmel geht,
Hört ich von Jugend sagen.
2
Also thät Jörg der Wagner auch,
Gen Himmel fuhr er in dem Rauch,
Durchs Creutz ward er bewähret,
Gleich wie man thut dem klaren Gold,
Von Herzen ers begehret.
3
Der Falkenthurm ward ihm zu Theil,
Es galt ihm seiner Seelen Heyl,
Er acht kein`s Menschen Trauren,
Er acht auch nicht sein kleine Kind,
Noch seiner Ehlichen Frauen.
4
Wiewohl sie ihm nicht war`n nunmehr,
Und er gern bey ihn`n blieben wär
Hat Liebs und Leids gelitten,
Kein Arbeit an seim Leib gespart,
Nach frommer Ehleut Sitten:
5
Gleichwohl er sie verlassen muß,
Es war ihm kein geringe Buß,
Daß er von ihn`n mußt scheiden.
Kein Fürst mit seinem Fürstenthum,
Hätts ihm mögen erleiden.
6
Zween Baarfüß=Mönch in grauem Kleid
Jörg Wagner trösten in seim Leid,
Sie wollten ihn bekehren.
Er wieß sie in ihr Klösterlein,
Ihr Red wollt er nicht hören.
7
Der Henker führt ihn an ein`m Strick,
Im Rathhaus las man ihm vier Stück,
Darauf stund ihm sein Leben:
Eh er eins widerrufen wollt,
In Tod thät er sich geben.
8
Der erst Artikel war nicht leicht,
Traff an die mündlich Ohrenbeicht,
Kein Pfaff mocht ihm verzeihen,
Dieweil er wider Gott gethan,
Der ihn allein konnt freyen.
9
Der Tauff ist recht wie Christus lehrt,
Wenn die Ordnung nicht wird verkehrt,
Bedeut sein bitter Sterben,
Ist ein Abwäschung unser Sünd
Dadurch wir Gnad erwerben.
10
Vons Herren Christi Sacrament
Jörg Wagner ihn`n auch frey bekennt,
Ich halt es vor ein Zeichen,
Vor Christi hingegebnen Leib
Redt er ohn alles Schmeichlen.
11
Zum vierten wollt nicht Glauben thun,
Daß sich Gott sollte zwingen lohn,
Auf Erd herab zu kommen,
Bis er werd halten sein Gericht,
Den Bösen mit den Frommen.
12
Zu Mönchen ein Schulmeister was
Der nicht weit von S. Peter saß,
Jörg Wagner du sollt beichten,
Darfst du kein`r Absolution?
Laß dich was Guts berichten.
13
Schulmeister das würd mir zu lang,
Mit Willen ich ins Feuer gang,
Mein Sünd sind mir verziehen,
Daran ich keinen Zweifel trag,
So wird der Beicht geschwiegen.
14
Jörg meinst du nicht, du seyst verblendt,
Daß du nichts hältst aufs Sacrament?
Auf Gott setz dein Vertrauen,
Sieh zu wo du dich irren möchst,
Laß dich von Herzen rauen.
15
Mein Herz ist alles Zweifels ohn,
Daß mich Gott werde irren lon,
An dem Eckstein verletzen,
Dann die gleich sind dem Rohr am Meer,
Ihr Sach auf Zweifel setzen.
16
Miedlings=Meister, der Predicant
Zum Vater Unser ihn vermahnt,
Daß er ihm sollt nachbäten,
Von Herzen allen ich verzeih,
So wider mich je thäten.
17
Jörg Wagner als ein frommer Christ,
Sag obs in deinem Herzen ist
Wie du mit`m Mund bekennest.
Es gilt dir deiner Seelen Heyl,
Ob du`s nichts recht verstündest.
18
Gilt es mir meiner Seelen Heyl,
So ist sie mir also nicht feyl,
Daß ich mit Mund soll sprechen,
Welch`s nicht in meinem Herzen wär
Gott würd es an mir rächen.
19
Jörg Wagner forderst du an mich,
Daß ich ein Messe leß vor dich,
Nach den Christlichen Sitten?
Kommst du vor Gottes Angesicht,
So wollst auch vor mich bitten,
20
Daß er mir auch verleih Gedult,
Daß ich erwerbe seine Huld,
Weil ich noch bin im Leben,
Bitt ich Gott, das ist mein Begehr,
Nach dem Tod ists vergeben.
21
Etlich Christliche Brüder war`n,
Redten Jörg Wagner in sein`Ohr`n,
Weil er noch war beym Leben,
Im Feur sterb als ein frommer Christ,
Wollst uns ein Zeichen geben.
22
Er sprach: Das will ich gerne thun,
Christum den wahren Gottes Sohn
Will ich mit`m Mund bekennen,
So lang als mein Vermögen ist,
Will ich ihn Jesum nennen.
23
Zween Henker stunden bey der Seit
Den Ring um ihn sie machten weit,
Jörg Wagner sprach den Glauben.
Zugegen stund ein große Schaar
Von Männern und von Frauen.
24
Jörg Wagner sah ohn Furcht um sich,
Sein Mund zu keiner Zeit verblich,
Er redt daß manchen wundert.
Geschah im sieben und zwanzigsten Jahr,
Ein tausend und fünf hundert.
25
Im Hornung in demselben Jahr,
Am achten Tag ganz offenbar
Hing man ihm an sein Kehle
Ein Sack mit Pulver nicht fast klein,
Benahm ihm da sein Seele.
26
Man flocht ihn auf ein Leiter hart,
Das Holz und Stroh anzündet ward,
Jeßt ward das Lachen theuer.
Jesus, Jesus, zum vierten mahl,
Rief er laut aus dem Feuer.
27
Elias thut die Wahrheit sagen,
Daß er in ein`m feurigen Wagen
Fuhr in das Paradeise:
So bitten wir den Heiligen Geist,
Daß er uns unterweise.