Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 109. Lied

Ein ander schön Lied.
Im Ton: „Ein Blümlein auf der Heyde.
H. B. (2)

1
Merkt auf, ihr Völker g`meine,
Und thut mich wohl verstahn,
Von Gott dem König reine,
Heb ich ein Liedlein an,
Dardurch will ich erklären
Sein Regiment und Reich,
Das ewiglich thut währen,
Er ist allein der Herre,
Niemand ist ihm geleich.

2
Dieser König thut wohnen,
Wohl in der Ewigkeit
Sein Reich das thut er hone,
Ist nicht von dieser Zeit,
Sondern von hellem Scheine
Und lustbarlicher Freud,
Tausend Jahr darin`n seyne,
Gleich wie ein Tag alleine,
Niemand darin`n hat Leid.

3
Sein Reich das ist erhaben
Ueber die Sternen rein,
Geziert mit manchen Gaben,
Thut unaussprechlich seyn.
Das kein Herz hat vernommen,
Darzu kein Ohr gehört,
Die Freud göttlicher Sonnen
Erleuchtet alle Frommen,
Die sich hie hond bekehrt.

4
Sein Regiment, merk eben,
Das thut nicht irdisch seyn,
Sondern nur Geist und Leben,
Seyn die Engel gemein
Stehn vor sein`r Herrlichkeite,
Loben den König rein,
Der mit Licht ist bekleidte,
Ewig zu allen Zeiten
Gibt er von ihm den Schein.

5
Der Engel Gottes reine,
Ist ein unzählbar Schaar,
Sie schauen in gemeine,
Sein Ang`sicht hell und klar,
Die er auch thut verwenden,
In Wind und Feuers Schein,
Zu Boten sie thut senden,
Sein Willen sie vollenden,
Thun ihm gehorsam seyn.

6
Vernimm: der König werthe,
Hat durch sein`n ew’gen Rath,
Ergründt Himmel und Erden,
Aus nichten durch sein Wort,
All Creatur gemeine
G’schaffen zu seiner Ehr
Soll`n ihm dienen alleine,
Und ihm gehorsam seyne,
Dann er da ist der Herr.

7
Darum er thut G’walt geben,
Im Himmel und auf Erd,
Alle Ding thut er tragen
Durch Kraft, uns die Schrift lehrt,
Damit thut er erreichen
Alle himmlische Stell,
Niemand mag ihm entweichen,
Sondern er thuts erschleichen,
Findts im Himmel und Höll.

8
Alle Ding thut er speisen,
Im Himmel und auf Erd
Gibt den Menschen sein Geiste,
Derselb die Seel ernährt.
Gar heimlich und ganz stille
Er den einschreiben thut,
Wen die Kraft thut erfüllen,
Der lebt nach Gottes Willen,
Erkennt das einig Gut.

9
Das seynd die Knecht auf Erden,
Die dieser König hat,
Die er allein thut lehren,
Aus sein`m Göttlichen Rath,
Sein Farb sie hie antragen,
Ist das Creutz Jesu Christ,
Die man jetzt viel thut plagen,
Verfolgen und verjagen,
Sie duldens in der Frist.

10
Daß man aber thut plagen
Die Knecht Gottes gemein
Thut seinen Ursprung haben,
Von Jesu Christ allein,
Dem ists also ergangen
Allhie in dieser Zeit,
Ist an ein Creutz gehangen,
Daran uns thät erlangen
Die ewig Seligkeit.

11
Welcher nun die will haben,
Nehmen die ewig Freud
Der muß mit Christo tragen
Sein Creutz in dieser Zeit.
Das thut die Schrift erklären,
An viel und manchem Ort,
Wer sein Jünger thut werden,
Dem gehts gleich wie dem Herren,
Hasset ihn um Gott`s Wort.

12
Also thut es ergohne
Allhie den Gottes Knecht,
Die hie von Sünden stohne,
Und leben in Gott recht,
Müssen den Tod erleiden,
Vernimm um diese Schuld,
Daß sie alle Sünd meiden,
Und in Frömmigkeit bleiben,
Darum man sie nicht duldt.

13
Doch thut uns Petrus sagen:
Welcher hie leidend ist,
Soll kein Uebelthat haben,
Gleich wie Herr Jesus Christ.
Leidet er um Unschulde,
Soll er Gott preisen thun.
Selig sind, die erdulden,
Sie haben Gottes Hulde
Zeigt uns Jacobus an.

14
Darum so laßt uns dulden,
Ihr Knecht Gottes gemein,
Daß wir uns nicht verschulden
Wohl an dem König rein,
Weil er Gewalt thut lassen
Ueber die Kinder sein,
Soll`n wir unser Seel fassen
Mit G’dult, und niemand hassen,
Gott hat die G’walt allein.

15
Darum Christus thät sagen.
Wohl auf Pilati Wort:
Keinen G’walt thust du haben,
Wenn er dir nicht von Gott
Ueber mich wär gegeben,
Aus seiner Ewigkeit.
Das soll`n wir merken eben,
Und nicht thun widerstreben
Gottes Wort in der Zeit.

16
Dann es muß erfüllt werden,
Zum ersten Gott`s Gericht,
An sein`m Volk hie auf Erden,
Die sich ihm hond verpflicht,
Müssen erdulden Peine,
Auf daß gefordert werd
In allem G’schlecht gemeine,
Der Heilgen Blut so reine,
Die sie haben ermördt.

17
Weil nun erfüllt muß werden
An uns göttlicher Rath,
Zu seinem Preiß und Ehren,
Wie ers beschlossen hat,
Drum sollen wir uns wenden
Zu Gott, ihn bitten thun,
Daß er uns her thu senden
Sein Kraft, daß wir vollenden
In Christo seinem Sohn.

18
Der uns die Lehr thut geben,
Als wir vernommen hon
Wer hie verleurt sein Leben,
Ums Evangelion,
Der wird es wieder nehmen,
Wohl an dem Jüngsten Tag,
Wer Christum hie bekennet,
Verharret bis ans Ende,
Den trifft ewig kein Plag.

19
Selig wird seyn der Knechte,
Wenn sein Herr zu ihm kommt,
Und findt ihn wachen rechte,
Allhie in dieser Stund,
Der Herr wird den Knecht setzen,
Wohl in das Reiche sein,
Ueber all seine Schätze
Er wird ihn auch ergötzen,
Wo er hat g’litten Pein.

20
Dargegen wird sich rächen
Gott zu des Gerichts Stund,
An den schalkhaften Knechten,
Wird sie mit seinem Mund
Stossen wohl zu der Höllen,
In die ewige Pein.
Darin`n sie ewig quälen,
Der Teufel sammt sein`n G’sellen,
Dasselb ihr Lohn wird seyn.

21
Daß sie haben verachtet
Den König in der Zeit,
Mit Sünd, Hoffart und Prachte,
Vollbracht alle Boßheit,
Darum ist das ihr Lohne,
Und Straf um ihre Sünd,
Weil sie sich Christi Namen
Allzeit hie thäten schamen
Bleiben sie Teufels Kind.

22
Darum ihr Völker g`meine,
Mit euch red ich bereit,
Daß ihr dem König reine,
Huldet in Ewigkeit,
Dann er es auch will haben,
In Christo seinem Sohn,
Durch den er läßt ansagen,
Daß man sein Creutz soll tragen,
Und ihm nachfolgen thun.

23
Also hast du vernommen,
Von Gottes Regiment
Das scheinet wie die Sonne,
Niemand dasselb verwendt
Im Himmel noch auf Erden,
Niemand bezwinget Gott,
Er ist allein der Herre
Kann alle Ding umkehren,
Macht lebendig und todt.

24
Diesen König soll ehren
Alles was Athem hat
Im Himmel und auf Erden,
In seiner Majestät.
Herr Gott! thu in uns b`reiten
Das Lob durch deinen Geist,
Jetzt und zu allen Zeiten,
Bis in die Ewigkeite,
Sey dir Lob, Ehr und Preiß.
Amen.