Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 101. Lied

Ein ander Lied.
Im Ton: „O Jesu zart, göttlicher Art, ⁊C.
M. S. H.B. (19)

1
Ihr Christen rein, allsammt gemein,
Die ihr seyd Gott ergeben,
Ja daß ihr hie spat unde früh
Wollt nach sein`m Willen leben,
Zu aller Stund, halten sein Bund
Wie ihr ihm habt verheissen,
Ihm auch das Opfer leisten,
Auf sein Altar, das ist fürwahr
Herr Jesus Christ, von dem er ist
Nehmen das Opfer reine.
Wers darauf legt, den nichts bewegt,
Gott erhält ihn alleine.

2
Dasselb wir schon, vernommen hon,
Wie sich die Heilgen reine
Zu dieser Frist, in Jesu Christ
Verpflicht haben gemeine
Zum Opfer sein, ihm das allein
Wollen leisten und bringen.
Herr Gott! laß uns herdringen
Dein göttlich Kraft, daß uns der Saft
Helf zu der Stund, was wir mit Mund
Und Herzen hon verjehen,
In Jesu Christ, unser Bitt ist,
Daß in uns mög geschehen.

3
Dann auch dahin steht unser Sinn,
Daß wir mit sammt euch wöllen
In diesem Streit Gott seyn bereit
Niemand soll uns abfällen.
Herr Jesus Christ, der Hauptmann ist,
Dem wir uns hond ergeben,
Wir sollen ihm nachstreben,
Durch diesen Pfad, den er uns hat
Gebahnet schon, daß wir die Kron
In seinem Reich empfangen.
Wer überwindt als Gottes Kind,
Der wird die Freud empfangen.

4
O Herr! gib Kraft, dein`s Geistes Saft,
Damit du uns thu laben
Zur Zeit der Noth, o Herre Gott,
Send uns her deine Gaben.
Dann ohn dich ist, zu dieser Frist,
Der Streit mit uns verlohren,
Du hast uns auserkohren,
Zu deiner Ehr, darum, o Herr
Ist unser Bitt, verlaß uns nit,
Sondern thu uns behalten
In deiner Huld, gib uns Gedult,
Laß die Lieb nicht erkalten.

5
Doch Herr wir schon, in Hoffnung hon,
Du uns wirst solches leisten,
Zur Zeit der Noth, kein Pein noch Tod
Uns von dir lassen reissen,
Wiewohl wir beyd, schon mit dem Streit
Und Banden seyn umgeben,
Man stellt uns nach dem Leben,
Um deinen Nam, ist man uns gram.
Darum allein in die Händ dein,
Sey dir Herr alles geben.
Dein Will allzeit g’scheh in uns b`reit,
Das in uns soll geschehen.

6
Dann je darzu hast uns beruft,
Daß wir dich sollen ehren
Zu aller Zeit, in G`rechtigkeit,
Dasselb wir auch begehren.
Gut ist der Will, daß wir das Ziel
Durch dich wollen erlangen.
Du hasts in uns ang`fangen
Zu deiner Ehr, darum, o Herr
Begehren wir, o Gott, von dir
Du wollst`s in uns vollführen,
Durch deinen G’walt, Herr uns erhalt,
Daß wir kein Böß anrühren,

7
Sondern allein, heilig und rein
Mögen vor dir beleiben
Als deine Kind, die alle Sünd
Von ganzem Herzen meiden,
Daß wir kein Schand, in diesem Band
Aufrichten deinem Namen,
Uns dein auch gar nicht schamen,
Sondern dich hie, spat unde früh,
Bekennen frey, ohn alle Scheu,
Und dir das Opfer bringen,
In G`rechtigkeit, mit grosser Freud,
Herr, hilf uns durchhin dringen.

8
Nun hon wir schon, den Harnisch an,
Damit wir wollen fechten
Wohl um die Kron ins Himmels Thron,
Mit sammt den Gottes Knechten,
Die hond das Schwerdt, welches uns lehrt
Paulus, damit zu streiten,
Das ist die Sünd zu meiden.
Die werthe Kron erlangen thun,
Welche uns Gott verheissen hat,
In Christo sie will geben,
Wer den bekennt, verharrt ans End,
Der soll ewiglich leben.

9
Weiter uns b`richt, daß Paulus spricht,
Wir haben nicht zu streiten
Mit Fleisch und Blut der Streit nit thut,
Sondern mit Oberkeiten,
Die uns das Ziel verrücken will,
Dringen von Christi Strassen.
Darum sollen wir fassen
Das geistlich Schwerdt, damit euch wehrt
Gegen die Feind, der`n jetzt viel seynd,
Die uns wollen abscheiden
Von Gottes Wort, an allem Ort,
Durch Creutz, Trübsal und Leiden.

10
Weil Schand und Spott Qual, Pein und Tod
Zu Gottes Ehr thun reichen,
Wollen wir g’mein in Christo rein,
Aus diesem Streit nicht weichen,
Sondern fortan auf Christi Bahn
Zu dem Ziel hinzu strecken,
Gott wird uns auch aufwecken
Am Jüngsten Tag, da alle Plag
Verschlungen wird, mit reiner Zierd
Wird uns Gott der Herr kleiden,
In seinem Reich, werden wir gleich
Ewig leben in Freuden.

11
Also ihr b`reit zu aller Zeit
Uns ganz wohl habt vernommen,
Daß wir in Tod, durch Hilf von Gott
Wollen mit allen Frommen.
Dann unser Wort, welches wir Gott
In Christo hon verheissen,
Das wollen wir ihm leisten,
Also auch ihr seyd g’sinnt wie wir,
Zu dieser Frist, in Jesu Christ
Wollen das Opfer bringen
Dem Vater rein, ihm sey allein
Die Ehr in allen Dingen. Amen.