Ausbund

Ausbund: das ist, Etliche schöne christliche Lieder, wie sie in dem Gefängniss zu Passau in dem Schloss von den Schweizer-Brüdern und von andern rechtglaubigen Christen hin und her gedichtet worden

Allen und jeden Christen, welcher Religion sie seien, unpartheyisch sehr nützlich. Nebst einem Anhang von sechs Liedern.

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Das 10. Lied

Ein tröstlich Lied von fünf Frommen zu Antdorff auf einen Tag verbrannt.
Im Ton: Wo soll ich mich hinkehren, ich armes ⁊C. (12)

1
Zu Lob Gott Vater, Sohne,
Und auch dem Heiligen Geist,
In seinem höchsten Throne,
Singen wir allermeist
Von fünf Christen Gemein,
Jetzt singen wir allein:
Ihr Glaub soll uns gefallen
Für Gold und Edelstein.

2
Durch den sie haben g’wonnen
Das recht versprochne Land.
Dem Feind sind sie entronnen,
Erlößt von Spott und Schand.
Ein Kron ward ihn`n bereit,
Deren sie sich erfreut,
Die sie auch überkommen,
Tragen in Ewigkeit.

3
Als man sie hat gefangen,
Spahrt man kein Traurigkeit.
Nach Gott stund ihr Verlangen,
Der hat ihr Herz erfreut,
Das bitter machet süß,
Das sie mit großem G’nieß
Im Herzen wohl empfunden,
Wie sie auch sehen lies.

4
Das Lob Gottes gar feine,
Aus ihrer aller Mund,
Thät reichlichen erscheinen
Von ihn`n zu aller Stund.
Gott haben sie erkennt
All menschlich Lehr geschändt,
So sich im Wort nicht gründet,
Hat kein recht Fundament.

5
Es fragten die Papisten
Von der Kirch Christi fein,
Obs gläubten wie die Christen,
Daß die Römisch mögt seyn.
Sie sprachen all, O nein,
Die Braut Christi ist rein,
Besudelt nicht mit Blute,
Als ander Völker g`mein.

6
Vom Pabst thäten sie fragen,
Was sie hielten von ihm?
Einhellig thät`n sie sagen,
Mit einmüthiger Stimm:
Der Pabst wahrhaftig ist
Der rechte Antichrist
Der wider Christum streitet
Mit falscher Lehr und List.

7
Was halt ihr von dem Brodte
Wohl in des Priesters Hand?
Ist nicht unser Herr Gotte,
Sein Blut und Fleisch genannt?
O nein, sprachens mit Gier,
Wir haltens nicht dafür.
Christus wird leiblich kommen,
Mit gar herrlicher Zier.

8
Sein leiblich Wesen iste
Auf Erd zu suchen nit,
Spricht der Evangeliste
Im Himmel uns vertritt.
Darinnen wird er seyn,
Und unser warten fein,
Bis er wird wieder kommen
In gar herrlichem Schein.

9
Der Markgraf und Sophisten,
Haben versucht gar viel,
Mit gar geschwinden Listen
Ihn`n zugericht ein Spiel.
Die Pfaffen dahin geredt
Mit Dräuen und Gespött,
Bis sie zum Tod verdammet,
Und letztlich auch getödt.

10
Als man nun zum Tod führet
Die Männer allesammt,
In Gott habens glorieret,
Mit G’sang die Leut ermahnt
Daß man soll Gutes thun,
Dann Böß bringt bösen Lohn,
Ein jeder soll zusehen
Daß er seiner Seel verschon.

11
Als man zählt fünfzehn hundert
Und neun und fünfzig Jahr,
Hat viel Menschen verwundert
Worden geführet dar
Die Männer wohlgethan
Küßten einander schon,
Im Feur thätens erlangen
Standhaft die Marter=Kron.

12
Ihr Christen jung und alten
So merket mich gar fein,
Die Lieb laßt nicht erkalten,
Es wird euch nöthig seyn.
Christus der treue Hirt,
All solches fordern wird
Wohl an dem jüngsten Tage,
Wenn er das G’richt einführt.

13
Drum laßt euch nicht erschrecken,
Christus wird scheiden bald
Die Schaaf wohl von den Böcken,
Straffen mit großem G’walt,
Wer jetzt sein Wort veracht,
Die Gnadenzeit verschmacht,
Der wird zur Höll gestossen,
Durch Gottes Kraft und Macht.